# taz.de -- Sotschi 2014 – der 15. Tag: Ski mit Schleudertrauma | |
> Felix Neureuther scheidet beim Slalom aus. Die Biathlon-Staffel gewinnt | |
> durch fast perfektes Schießen Silber. Auch die Snowboarderinnen räumen | |
> ab. | |
Bild: Eingefädelt, hingesetzt: Ski-Star Felix Neureuther hat es vermasselt. | |
Der Wettkampf des Tages: Simon Schempps Teamkollegen konnten vor Aufregung | |
gar nicht hinschauen als der Schlussläufer der deutschen Biathlon-Staffel | |
zusammen mit Anton Schipulin (Russland), Emil Hegle Svendsen (Norwegen) und | |
Dominik Landertinger (Österreich) zum achten und alles entscheidenden | |
Schießen kam. Doch der Bayer bewahrte die Nerven, traf als einziger alle | |
fünf Scheiben und ging knapp verfolgt von Schipulin in die Schlussrunde. | |
Der Kampf um Bronze war zu dem Zeitpunkt zu Gunsten von Österreich | |
entschieden, da Svendsen vier Mal daneben zielte und in die Strafrunde | |
musste. | |
Bis zur Zielgerade liefen Schempp und Schipulin zusammen, dann konnte der | |
Deutsche dem unwiderstehlichen Schlusssprint des Russen nichts mehr | |
entgegen setzen. Für das Team mit Erik Lesser, Daniel Böhm und Arndt | |
Pfeiffer, der als dritter Läufer gegenüber Ole Einar Björndalen 20 Sekunden | |
aufholen konnte, ist Silber gewonnen. Zwei Nachlader bei 40 Schuss und eine | |
hervorragende Laufleistung sind ein mehr als versöhnlicher Abschluss für | |
die deutschen Biathleten. | |
Die Athlethin des Tages: Anke Karstens und Amelie Kober. Die | |
Snowboarderinnen sicherten sich bei der Olympia-Premiere im Parallel-Slalom | |
Silber und Bronze und holten damit die ersten deutschen Medaillen im | |
Extreme Park von Krasnaja Poljana. In nur anderthalb Stunden kämpften sich | |
die beiden Athletinnen, die im Halbfinale gegeneinander antraten, zehn Mal | |
durch den Parcours, besonders für Kober, die sich in der Quali verletzte | |
und mit einem geschienten linken Arm antreten musste, eine kräftezehrende | |
Angelegenheit. | |
Der jungen Mutter, die bereits vor acht Jahren in Turin Silber im | |
Riesenslalom errang, wäre nach einem verpatzten ersten Halbfinallauf fast | |
noch eine größere Überraschung gelungen. Mit der Strafzeit von 1,25 | |
Sekunden an den Start gegangen, fehlten ihr im Ziel lediglich noch acht | |
Hundertstel auf Karstens. Kober gewann anschießend ihr Duell um Bronze | |
gegen die Italienerin Corinna Boccacini souverän, Karstens siegte im ersten | |
Finallauf gegen Julia Dujmovits aus Österreich, konnte ihren Vorsprung im | |
zweiten Lauf jedoch nicht ins Ziel retten. | |
Dennoch feierten die Zimmerkolleginnen Kober und Kerstens im Ziel Arm in | |
Arm ihre Medaillen. Bei den Männern errang der russische Starter Vic Wild | |
nach seinem Sieg im Riesenslalom auch das Slalomgold. Seine Glanzleistung | |
zeigte er im Halbfinale, als er mit einem perfekten Lauf den 1,5 Sekunden | |
Maximalrückstand aus dem ersten Lauf wettmachte. Im Finale setzte er sich | |
dann gegen den Slowenen Zan Kosir durch; Bronze ging an Benjamin Karl aus | |
Österreich. | |
Das Drama des Tages: „Diesmal haben die Ski ein Schleudertrauma und nicht | |
der Felix“, kommentierte ARD-Reporter Bernd Schmelzer einen Fehler von | |
Felix Neureuther im ersten Lauf des Slaloms, bei dem es den kürzlich | |
Verunglückten ausgehoben und seine Ski verdreht hat. Es war diese | |
Unaufmerksamkeit, die Neureuther fast neun Zehntel Rückstand auf den | |
führenden Österreicher Mario Matt und damit den siebten Rang nach Durchgang | |
eins einbrachten. Im zweiten Lauf will Neureuther auf Angriff fahren, | |
scheitert fast schon an der ersten Stange und fädelt wenig später | |
tatsächlich ein. Aus, aus der Traum der olympischen Medaille. | |
Besser macht es Marcel Hirscher, der von Position neun startend im zweiten | |
Lauf Bestzeit fährt. Für ihn reicht es zu Silber, weil Matt zwei Zehntel | |
seines Vorsprungs ins Ziel rettet. Dritter wird der Norweger Henrik | |
Kristoffersen, der noch von Platz 15 auf drei rast, vor dem Deutschen Fritz | |
Dopfer, dem nur die Blechmedaille bleibt. | |
Weitere Entscheidungen (Medaillen): | |
Langlauf, 30 km Massenstart (Freistil): Marit Björgen ist mit ihrem Sieg | |
über die 30 km zur erfolgreichsten Winter-Olympionikin aller Zeiten | |
aufgestiegen. Nach ihrer dritten Goldmedaille in Sotschi, hat die | |
Norwegerin nun zehn olympische Medaillen, darunter sechs goldene gewonnen. | |
Bereits nach 10 km setze sich ein norwegisches Trio vom Rest des Feldes ab, | |
das bis zum letzten Anstieg zusammenblieb. Dort gelang es Björgen zunächst | |
Kristin Störmer Steira abzuschütteln, kurz darauf konnte ihr auch Therese | |
Johaug nicht mehr folgen, die mit 2,6 Sekunden Rückstand auf den | |
Silberplatz lief. | |
Eisschnelllauf Teamverfolgung, Frauen: Gold: Niederlande 2:58,05 Min. | |
(Marrit Leenstra, Jorien ter Mors, Ireen Wüst) Silber: Polen 3:05,55 | |
(Katarzyna Bachleda-Curus, Katarzyna Wozniak, Luiza Zlotkowska) Bronze: | |
Russland 2:59,73 (B-Finale) (Olga Graf, Jekaterina Lobyschewa, Julia | |
Skokowa) | |
Eisschnelllauf, Teamverfolgung, Männer: Gold: Niederlande 3:37,71 Min. (Jan | |
Blokhuijsen, Sven Kramer, Koen Verweij) Silber: Südkorea 3:40,85 (Joo | |
Hyong-Jun, Kim Cheol-Min, Lee Seung-Hoon) Bronze: Polen 3:41,94 (B-Finale) | |
(Zbigniew Brodka, Konrad Niedzwiedzki, Jan Szymanski) | |
Proteste an der Strecke: Auch die vorletzte Chance lassen AtletInnen und | |
Zuschauer ungenutzt verstreichen. | |
22 Feb 2014 | |
## AUTOREN | |
Erik Peter | |
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