Introduction
Introduction Statistics Contact Development Disclaimer Help
# taz.de -- Kolumne Anstoßpunkt: Hauen, Stechen, Vermöbeln
> Wenn sich der HSV schon einen Bonsai-Oligarchen ans Bein bindet, dann
> wenigstens richtig. Alle anderen kann man getrost nach Bremen schicken.
Bild: Das „S“ für Sport im HSV? War auf dem Rasen vor Mirco Slomka überha…
Würde Charles Darwin dieser Tage noch leben, er könnte mit Freuden sehen,
wie sehr der Fußball eine evolutionäre Angelegenheit geworden ist. Eine
Sache für Alpha-Männchen. Wer sich unterbuttern lässt, wird aussortiert.
Elf Freunde müsst ihr sein? Drauf geschissen. Behauptungspotenzial,
Durchsetzungskraft und der unbedingte Wille zur Macht, das ist es, was es
braucht. Ein Hauen, Stechen und Vermöbeln, oder abgekürzt: HSV.
Dass das „V“ dabei ursprünglich mal für den Begriff „Verein“ stand, i…
der Alster nicht mal mehr rudimentär zu erkennen. Dort hat sich dieser
Begriff im Zusammenhang mit dem Begriff „Hamburg“ so weit von den Begriffen
„Vereinigung“, geschweige denn „Einigkeit“ weg entwickelt, dass man daf…
nur noch den Begriff „Oxymoron“ verwenden kann.
Und dass das „S“ dabei für Sport stehen soll, war auf dem Rasen vor Mirko
Slomka überhaupt nicht mehr zu sehen, auf der Funktionärsebene allerdings
auch seitdem noch nicht. Denn was sich hinter den Kulissen an Abseitsfallen
und grobem Foulspiel abzeichnet, braucht nur noch einen Funken, und leider
nicht an Verstand, und die handelnden Personen würden ein Gemetzel
veranstalten, wogegen dasjenige letzten Dezember im Schanzenviertel rund um
die rote Flora eine E-Jugend-Begegnung war.
Wäre es kein Fußballverein, könnte man glatt glauben, es handelt sich um
die deutsche Bundesregierung. Denn was haben der HSV und die Große
Koalition gemeinsam? Leute, die alle lediglich ihr eigenes Süppchen kochen
wollen und sich abgrundtief misstrauen, müssen miteinander an einem Strang
ziehen. Was ist dabei der Unterschied? In der Großen Koalition liegt dieser
Strang immer nur um den Hals einzelner Personen, wie etwa Hans-Peter
Friedrich. In Hamburg würgt man lieber gleich den ganzen Betrieb ab.
## 16 Trainer in 17 Jahren ist doch auch Kontinuität
Dabei den Vorwurf in den Ring zu werfen, beim HSV mangele es an
Kontinuität, kann nur einer mangelnden Kenntnis der hanseatischen
Sichtweise geschuldet sein, denn dort kann man entgegenhalten, dass 16
Trainer in 17 Jahren schließlich eine Kontinuität sei, die in der
Bundesliga ihresgleichen sucht. Und allein deren Abfindungssummen von
insgesamt rund 12 Millionen Euro sind doch geradezu ein Paradebeispiel für
hanseatische Kaufmannsehre.
Weswegen man sich ja auch mit Klaus-Michael Kühne einen Bonsai-Oligarchen
ans Bein band, dessen Millionen für einen klaren Kurs sorgten, allerdings
für einen in den Abgrund. Woraus wir lernen: Einen Oligarchen bindet man
sich nicht ans Bein, sondern holt ihn richtig zu sich ins Boot.
Bei Schalke 04 überließ man schließlich einem Clemens Tönnies auch gleich
den Vorsitz des Aufsichtsrats, und dessen Kontakte zu Gazprom und Wladimir
Putin machen auch den entscheidenden Unterschied gegenüber popeligen
Provinzpatriarchen aus. Kühne im Aufsichtsrat, das ist die Lösung für den
HSV. Alle anderen kann man getrost nach Bremen schicken.
Selbst bei der Berliner Hertha hat man sich einen kapitalschweren Investor
geangelt, allerdings einen externen. Weswegen einige Hertha-Fans jetzt
schon klammheimlich nach München schielen, was auch tatsächlich die
korrekte Himmelsrichtung ist, jedoch weniger zu den Bayern, als vielmehr zu
den Löwen. Die können nämlich gerne mal Anschauungsunterricht erteilen, wie
man mit Millionen aus dem Ausland so richtig gewinnbringend umgehen kann.
Die Hamburger hingegen sollten sich lieber in Duisburg erkundigen, wie man
mit internen Intrigen einen Traditionsverein in die Amateurliga
katapultiert. Sogar Fusionspläne könnten dabei diskutiert werden. Denn was
passiert, wenn man HSV & MSV kombiniert? Richtig: H&M SV. Wobei SV in
diesem Fall bekanntlich für Schlussverkauf steht. Und darauf läuft‘s ja
wohl in der Evolution hinaus. Ein Verein, der sich selber stets als Dino
bezeichnet hat, hätte einfach nicht vergessen dürfen, welches Schicksal
diese Urzeitreptilien am Ende ereilt hat. Darwin – wie gesagt – würde zur
Zeit seine helle Freude haben.
28 Feb 2014
## AUTOREN
HG Butzko
## TAGS
Fußball
Fußball-Bundesliga
HSV
Oligarchen
Fußball
Fußball
Fußball-Bundesliga
Fußball
HSV
Felix Magath
## ARTIKEL ZUM THEMA
Fußball-Bundesliga Sonntagsspiele: Im Kraichgau prügeln sie Wölfe
Hoffenheim revanchiert sich für das Pokal-Aus mit 6:2 gegen den VfL
Wolfsburg. Der VfB Stuttgart kassiert beim Spiel gegen Eintracht Frankfurt
die nächste Pleite.
23. Spieltag Fußballbundesliga: Bayern deklassiert Schalke
Während die Bremer gegen den HSV drei Punkte holen, wird Nürnberg von
Dortmund vorgeführt. Leverkusen verliert zu Hause gegen Mainz.
HSV im Abstiegskampf: Wiedergeburt aus der Defensive
Der von vielen bereits abgeschriebene Hamburger SV schlägt im ersten Spiel
unter Trainer Mirko Slomka die Spitzenmannschaft von Borussia Dortmund mit
3:0.
Nachmittagsspiele der Bundesliga: Traum-Einstand für Slomka
Der HSV stoppt mit neuem Trainer die Niederlagenserie und gewinnt
überraschend deutlich gegen Dortmund. Bedrohlich wird die Situation für
Stuttgart.
Krise beim HSV: Abstieg ist auch keine Lösung
Dem HSV geht es so schlecht wie noch nie, es droht der Abstieg. Gibt es
noch eine Chance? Ja, sagt ein leidgeplagter Anhänger.
Chaos beim HSV: Slomka soll's richten
Die Selbstzerstörung des Hamburger SV geht weiter, der gescheiterte
Aufsichtsrat zerfällt. Und Mirko Slomka soll den Abstieg verhindern.
Kommentar HSV-Chaos: Gekaufter Erfolg, Stufe zwei
Professionalisierung bedeutet auf Hamburgisch nicht mehr
Fußballsachverstand, sondern mehr Einfluss für Betriebswirte. Mit fatalen
Konsequenzen
You are viewing proxied material from taz.de. The copyright of proxied material belongs to its original authors. Any comments or complaints in relation to proxied material should be directed to the original authors of the content concerned. Please see the disclaimer for more details.