# taz.de -- Wahlkampfmethoden der Bayernpartei: 50 Euro für jeden Unterstützer | |
> Damit die Bayernpartei in Kelheim antreten kann, braucht sie 385 | |
> Unterschriften. Ein Kandidat bietet dafür Geld. Ob das als Bestechung | |
> gilt, ist umstritten. | |
Bild: So undurchsichtig wie der niederbayerische Nebel: die Angebote der Bayern… | |
MÜNCHEN taz | Die Bayernpartei hat Großes vor in Kelheim, einer Kleinstadt | |
südlich von Regensburg. Das traditionelle Fischerfest will sie aufrüsten, | |
und zum künftigen Neujahrsempfang soll DJ Ötzi auf dem Stadtplatz | |
auftreten. Will sie ihre Ziele erreichen, muss die Partei aber zunächst die | |
Macht im Rathaus erringen. Um dem Erfolg nachzuhelfen, hat sie den | |
Kelheimern zu Jahresbeginn ein lukratives Angebot gemacht: 50 Euro für | |
jeden, der die Partei per Unterschrift unterstützt. | |
Die Bayernpartei tritt zum ersten Mal in Kelheim an. Um zur Kommunalwahl am | |
16. März zugelassen zu werden, musste sie deshalb mindestens 385 | |
Unterschriften sammeln. Der Bürgermeisterkandidat, ein Niederbayer mit | |
FDP-Vergangenheit und eigenem Finanzunternehmen, vertraute dafür nicht auf | |
die Strahlkraft von DJ Ötzi. | |
Auf dem Briefpapier der Bayernpartei bat er die Mieter seiner Immobilien um | |
Unterschriften. Wörtlich schrieb er: „Diesbezüglich mache ich Ihnen als | |
Vermieter das Angebot, wenn Sie, und zwei weitere Personen, das für mich | |
machen, dass ich Ihnen im Februar bis zu 150 € Miete zurückgebe.“ | |
Wähler zu bestechen ist in Deutschland streng verboten. Wer gegen diese | |
Regel verstößt, kann im Gefängnis landen, und eine Stimme, für die Geld | |
floss, ist ungültig. Ob das auch für Unterstützerunterschriften gilt, ist | |
aber umstritten. Deswegen sorgt der Fall der Kelheimer Bayernpartei jetzt | |
für allgemeine Verwirrung. | |
Für das bayerische Innenministerium ist die Sache klar: „Wahlrechtlich ist | |
das nicht in Ordnung“, sagte ein Sprecher. Der Grundsatz der | |
unbeeinflussten Stimmabgabe gelte auch für Unterstützerunterschriften. Der | |
Wahlausschuss des Landkreises habe die Bayernpartei deshalb gerügt. | |
## Keine Rüge vom Landratsamt | |
Im Landratsamt Kelheim weiß man davon aber nichts. Die Beamten hätten das | |
Wahlgesetz genau studiert. Es gebe aber keinen Paragrafen, der es Parteien | |
verbiete, für Unterschriften Geld zu zahlen. Eine Rüge habe die | |
Bayernpartei nicht bekommen und ihr Bürgermeisterkandidat stehe am 16. März | |
auf den Wahlzetteln. | |
433 Unterschriften konnte die Bayernpartei am Ende vorweisen, deutlich mehr | |
als benötigt. Mit dem angebotenen Mietnachlass hatte das aber angeblich | |
nichts zu tun. Der Kreisvorsitzende der Partei sagte der Mittelbayerischen | |
Zeitung, die Aktion sei ein Alleingang des Kandidaten gewesen. | |
Auf Druck des Kreisverbands habe dieser sein Angebot nach wenigen Tagen | |
widerrufen. Konsequenzen für den Kandidaten hatte die Stimmenwerbung nicht. | |
Inzwischen kämpft die Partei wieder geschlossen für einen Neujahrsempfang | |
mit DJ Ötzi. | |
6 Mar 2014 | |
## AUTOREN | |
Tobias Schulze | |
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