# taz.de -- Querelen im Studentenverband fzs: Aufschrei, Auflösung, Alltag | |
> Der studentische Dachverband fzs sitzt in Anhörungen des Bundestags. Doch | |
> statt gegen Studiengebühren kämpft er nun mit internen Problemen. | |
Bild: Der fzs erwecke den Eindruck ein Papiertiger zu sein, sagt die Uni Bremen. | |
Im März trat Franziska Hildebrandt, die Frauenbeauftragte des freien | |
zusammenschlusses der studentinnenschaften, fzs, zurück. Nichts Besonderes | |
soweit. Doch der Unionsnahe Ring Christlich Demokratischer Studenten, RCDS, | |
veröffentlichte [1][ihre Rücktrittsmail auf seiner Webseite]. Und damit | |
löste der Rücktritt von Hildebrandt auch eine Debatte über den fzs aus. | |
In ihrer Mail an den internen fzs-Verteiler schreibt Franziska Hilbrandt, | |
sie sei „es leid schmückendes Beiwerk zu sein“ der angeblichen | |
Antidiskriminierungsarbeit, hinter der der Verband seine Intrigen verbergen | |
zu versuche. Sie kritisiert das „männlich dominante | |
Kommunikationsverhalten“, die Redeleitung werde nicht gegendert- auch nicht | |
auf Nachfrage“. | |
Der RCDS hat nie ein Hehl aus seiner Abneigungen gegen den zu „linken“ fzs | |
gemacht. Deshalb versucht der RCDS seit Monaten ein Alternativkonzept zu | |
bewerben: eine Bundesweite Studentenvertretung, die beim | |
Bundesbildungsministerium angesiedelt ist – und deren Vertreter durch die | |
Hochschulgruppen der Parteien bestimmt werden. Das Gremium solle keine | |
Mehrheitsbeschlüsse fassen, sondern nur „Meinungsvielfalt wiederspiegeln“. | |
Silke Hansmann, Mitglied des Bundesvorstandes der Juso-Hochschulgruppen, | |
wirbt dagegen für den fzs. „Unser Wunsch ist es dass mehr | |
Studierendenvertretungen beitreten“, sagt sie. Vor allem die | |
Fachhochschulen seien momentan noch zu schwach vertreten. | |
## Mehrheit der Hochschulen ist kein Mitglied | |
Tatsächlich sind im fzs gerade mal 90 Hochschulen und damit ein Fünftel | |
aller deutschen Hochschulen Mitglied. Die kleinen Hochschulen bleiben meist | |
draußen, obwohl Studentenvertretungen ohne eigene Finanzhoheit keinen | |
Beitrag zahlen müssen. Das sind alle Hochschulen in Baden-Württemberg und | |
Bayern. Alle anderen Mitglieder zahlen für jeden Studierenden rund 80 Cent | |
pro Semester. | |
Für eine Universität wie Bremen summiert sich der Jahresbeitrag auf | |
jährlich 20.000 Euro. Diese Summe will der Allgemeine Studierendenausschuss | |
(AStA) der Uni Bremen künftig einsparen und den fzs zum September | |
verlassen. Der fzs erwecke den Eindruck ein Papiertiger zu sein, und die | |
Mitgliedschaft sei zu teuer, heißt es im Antrag, der mit knapper Mehrheit | |
im Februar angenommen wurde. Im AStA selbst sind die Haltungen zum fzs | |
durchaus unterschiedlich. | |
„Die Grundidee eines bundesweiten Zusammenschlusses unterstützen wir“, sagt | |
Jean-Jacques Dengler, Vorsitzender des AStA. Ganz Zufrieden sei man jedoch | |
nicht. Zu oft würden Beschlüsse gefasst, die nicht mehr weiter verfolgt | |
würden. Auch Dengler meint, dass die Strukturen des fzs runderneuert werden | |
müssten und hat deshalb für die nächste Mitgliederversammlung im April | |
einen Antrag eingereicht, in dem er provokativ die Auflösung des fzs | |
fordert. | |
## Auch im fzs rumort es | |
Auf der Tagesordnung der kommenden fzs-Mitgliederversammlung stehen diesmal | |
31 Anträge – allein 27 davon betreffen die internen Strukturen. | |
Ungewöhnlich viel. [2][Eine Facebookgruppe wurde gegründet], um die | |
notwendige Diskussionen schon im Vorfeld zu führen. „Ich weiß“, schreibt | |
einer der fzs-Aktiven, Jan Weber, „dass die Satzung teilweise Lücken hat, | |
aber mit den Lücken hat der Verband auch immerhin über 20 Jahre und jetzt | |
knapp 50 Mitgliederversammlungen überlebt“. | |
Im Gespräch wehrt er sich gegen die Kritik von außen. Der fzs ist ein | |
großer Verband und sei so demokratisch, wie es ginge und offen für jeden. | |
Seine Hochschule, die Universität Frankfurt, sei nicht Mitglied, trotzdem | |
engagiert er sich seit nunmehr vier Jahren im fzs. Im Rückblick der | |
zwanzigjährigen Geschichte des fzs, sagt Jan Weber, sei es gerade eher eine | |
ruhige Phase. | |
26 Mar 2014 | |
## LINKS | |
[1] http://rcds.de/fzs-in-desolater-verfassung/ | |
[2] http://www.facebook.com/groups/599695320119972/ | |
## AUTOREN | |
Svenja Bednarczyk | |
## TAGS | |
Uni | |
Hochschulpolitik | |
Asta | |
Studierende | |
Militär | |
Hochschulwatch | |
Hochschule | |
## ARTIKEL ZUM THEMA | |
Das norwegische Militär: Antreten zum Unisex | |
Norwegen will sexuelle Belästigungen von Soldatinnen verhindern. Deshalb | |
sollen sich männliche und weibliche Kameraden näher kommen. | |
taz-Initiative Hochschulwatch: Der Fresenius-Medical-Care-Hörsaal | |
Seit einer Woche ist hochschulwatch.de online. Die ersten Ergebnisse | |
zeigen: Nicht nur Aldi-Süd nutzt die Uni als Werbefläche. | |
taz-Initiative Hochschulwatch: Privates Sponsoring aufdecken | |
Die neue Transparenz-Plattform von taz, fzs und Transparency will die | |
Finanzen der Unis ausleuchten. Rund 80 Asten sind dabei. | |
Semesterbeginn in Deutschland: Studivertreter gegen Wohnungsnot | |
Für viele Erstsemester fehlen Zimmer. Studierendenvertreter fordern nun | |
mehr Geld für den Wohnungsbau und neue Berechnungsgrundlagen. |