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# taz.de -- Regionalkrimireihe der ARD: Schwer verletzte Möpse
> Monika Baumgartner spielt in „Monaco 110“ eine Polizeihauptmeisterin mit
> Mutter-Sohn-Konflikt. Sie wird vom Drehbuch unterfordert.
Bild: Monika Baumgartner als Polizeihauptmeisterin Inge Aschenbrenner mit Mops …
München ist ein guter Ort für werbefinanzierte Polizeivorabendserien. Nicht
nur, weil Bayern als einziges Bundesland an der moosgrün-beigen
Jägeruniform festhält; nein, wo Land und Leute als noch grundsätzlich in
Ordnung gelten, kann der einfache Beamte Mensch sein und sich ganz den
kleinen Sorgen des Alltags widmen. Und wenn doch mal einer die Idylle
stört, dann ist es ganz bestimmt ein Zugereister: Ob nun hungerstreikender
Flüchtling, prolliger Ossi, lärmender Norddeutscher, chronisch
besserwisserischer Franke oder im harmlosesten Fall ein trampeliger
Niederbayer.
Das Personal also ist gesetzt und die Grundkonstellation ist schnell
erzählt bei „Monaco 110“, dem neuesten Ableger der ARD-Regionalkrimireihe
„Heiter bis tödlich“, dessen acht Folgen ab jetzt immer mittwochs laufen.
Das innerstädtische Revier von Polizeihauptmeisterin Inge Aschenbrenner
(Monika Baumgartner) bekommt einen neuen Dienststellenleiter. Und das ist
ausgerechnet ihr 36-jähriger Sohn Thomas „Bubi“ Aschenbrenner (Markus
Brandl), der zu seiner Mutter ein anstrengend-symbiotisches Verhältnis
pflegt und mit seiner halbitalienischen Freundin Gianna (Isabel Scholz) in
einer nicht minder turbulenten On/Off-Beziehung lebt.
Rund um diese drei gruppiert sich ein Tableau aus Typen des bayerischen
Volkstheaters. Verschrobene, grantige, bürohockerische Kollegen, auf die in
der ersten Folge „Einstand“ jede Menge Plot zukommt: Von korrupten
Privatbullen bis hin zu schwer verletzten Möpsen, radlfahrerfeindlichen
Edeltussen und interkulturellen Familienstreitigkeiten.
Monika Baumgartner ist eine großartige, aber in diesem Format unterforderte
Schauspielerin. Sie hätte das Potenzial zur Wiedergängerin von Walter
Sedlmayrs schon klassischer Figur Franz Schöninger aus „Polizeiinspektion
1“, aber sie darf ihr Können in der ersten Folge so wenig ausreizen wie
Markus Brandl das seine.
## Das Timing stimmt nicht
Das liegt vor allem daran, dass das Timing nicht stimmt. Der Konflikt
zwischen „Bubi“ und seiner Mama wird breitgewalzt, die Dialoge kommen nicht
voran. Dann wieder muss alles ganz unmünchnerisch schnell gehen, weniger
Story und mehr Charakterzeichnung wäre mehr gewesen. Vor allem der
drogensüchtige Jüngling, der immer nur ein und dasselbe Gesicht machen
darf, tut einem doch sehr leid – also: der Schauspieler, der das spielen
muss.
Und wenn man schon unbedingt die eifersüchtige türkische Mama samt
unterwürfigem Sohn und angeheirateter Bayerin ins Spiel bringen muss, dann
sollten sich Regisseur (Wilhelm Engelhardt) und Drehbuchautor (Thomas
Kronthaler) halt mal entscheiden: Trägt die Schwiegertocher nun Kopftuch
oder nicht – mal so, mal so ist ist entweder unrealistisch oder schlampig.
Mehr mosern muss man aber nicht, man kann sogar loben: Das Bairisch der
Darsteller klingt nie so forciert wie in der grausigen Daily-Bayern-Soap
„Dahoam is dahoam“, die seit Jahren mit nicht zu erklärendem Erfolg im BR
läuft; und ja, die Sprache ist sogar natürlicher als in Franz Xaver Bogners
„München 7“.
Von „Monaco 110“ wird niemand verlangen, die große, vor allem von Helmut
Dietl begründete Tradition der München-Serie fortzusetzen – wobei wir nicht
vergessen wollen, dass ein Meisterwerk wie „Monaco Franze“ zuerst im
Vorabendprogramm lief. War also früher alles besser? Mei, ja, vielleicht.
Die Uniformen aber – die waren halt schon immer schlimm.
26 Mar 2014
## AUTOREN
Ambros Waibel
## TAGS
ARD
Krimiserie
Serie
Serie
Neukölln
Grimme-Preis
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