# taz.de -- EU-Bericht zu Produktsicherheit: Wenn die Puppe giftig ist | |
> Vom Feuermelder bis zum Auto: Die EU ruft jedes Jahr Tausende Produkte | |
> zurück. Chemische und mechanische Risiken werden am häufigsten bemängelt. | |
Bild: Plastikpuppen aus China sind oft mit Phtalaten belastet – nichts für … | |
BERLIN taz | Die Zahl gefährlicher Produkte in Europa wächst. 2013 haben | |
Kontrolleure 2.364 Waren, die die Gesundheit gefährden, aus den Regalen | |
verbannt – ein Plus von knapp 4 Prozent gegenüber dem Vorjahr, teilte die | |
EU-Kommission am Dienstag in Brüssel bei der Vorlage des | |
[1][„Rapex“]-Jahresberichts mit. Bei der Hälfte der Fälle handelte es sich | |
um giftige Textilien und riskantes Kinderspielzeug. Dabei hätten 1.981 | |
Meldungen ein „ernsthaftes Risiko“ bedeutet, fügte die Behörde hinzu. | |
Das EU-Warnsystem Rapex, bei dem auch Norwegen, Liechtenstein und Island | |
Mitglieder sind, gibt es seit zehn Jahren. Jedes Jahr wird die Zahl der | |
Produkte, vor denen es warnt, größer. Am häufigsten bemängelt wurden | |
chemische Risiken, etwa durch Phthalate in Plastikspielzeug sowie | |
mechanische Risiken wie sich ablösende Kleinteile, die Kinder verschlucken | |
können. | |
64 Prozent der gefährlichen Produkte stammten aus China, 15 Prozent aus der | |
EU. Die meisten beanstandeten Produkte aus EU-Ländern kamen aus Deutschland | |
– in der Gesamtbilanz waren das jedoch nur 2 Prozent. | |
So wurde im vergangenen Jahr auch der Audi A8 wegen eines zerfallenden | |
Glasschiebedachs zurückgerufen. Beim Peugeot 508 leckte der Tank – es | |
bestand die Gefahr eines Motorbrands. 9 Prozent der Mängel betrafen | |
elektrische Geräte, oftmals wegen der Gefahr eines Stromschlags oder | |
mangelnder Feuersicherheit. | |
Unter anderem wurden Föne, Lichterketten und Tablet-Computer aus dem | |
Verkehr gezogen. Bei Feuermeldern ging in mehreren Fällen die Gefahr nicht | |
vom Objekt an sich aus, sondern von mangelhafter Funktionalität: Im Falle | |
eines Feuers wäre der Alarm zu leise. | |
## Bereits bekannte Risiken werden häufiger entdeckt | |
Die EU-Kommission hält das System für einen vollen Erfolg: Nach einer | |
Benachrichtigung werde das Produkt inzwischen häufiger vom Markt genommen, | |
hieß es im Rapex-Bericht. | |
Eine einzige Meldung eines Verbrauchers kann ausreichend sein für die | |
EU-weite Auslistung, sagt Tobias Bleyer von der Bundesanstalt für | |
Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin, der zuständigen Kontaktstelle in | |
Deutschland. „Zu einem gewissen Grad kann auch eine Rolle spielen, dass man | |
auf bestimmte Produktgruppen, die immer wieder beanstandet werden, eher ein | |
Auge hat und sie deshalb öfter auffallen. Der Klassiker sind Chromate in | |
Lederwaren.“ Die giftigen Stoffe werden zum Gerben benutzt. | |
Gesteigerte Aufmerksamkeit sei nicht unbedingt ein Nachteil, sagt Bleyer: | |
„Vor einigen Jahren waren es Wasserkocher. Die wurden immer wieder | |
beanstandet, deshalb arbeiten die Hersteller jetzt anders.“ Wer sichergehen | |
will, kann beim Einkauf auf das GS-Zeichen für „Geprüfte Sicherheit“ | |
achten, das von staatlich benannten Prüfstellen vergeben wird. | |
25 Mar 2014 | |
## LINKS | |
[1] http://ec.europa.eu/consumers/safety/rapex/alerts/main/index.cfm?event=main… | |
## AUTOREN | |
Esther Widmann | |
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