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# taz.de -- Autozüge stehen vor dem Aus: Pkws auf Straßen verlagert
> Stück für Stück stellt die Deutsche Bahn Autozüge ein. Künftig sollen die
> Fahrzeuge auf Sattelschleppern durchs Land gekarrt werden.
Bild: Beladener Autozug im Bahnhof Sassnitz-Mukran.
HAMBURG taz | Die Deutsche-Bahn-Tochter DB Fernverkehr plant, die
traditionellen Autoreisezüge einzustellen. Nach dem Aus der internationalen
Autozüge von Berlin-Wannsee im vorigen Jahr sollen nach taz-Informationen
die nächtlichen Nord-Süd-Verbindungen von Hamburg-Altona nach München-Ost,
Innsbruck, Villach, Bozen und Narbonne nach dieser Saison aus dem Fahrplan
genommen werden. Die Strecke Hamburg–Lörrach soll 2017 folgen.
Autozüge sind kombinierte Reisezüge aus Schlaf- und Liegewagen und
Autotransport-Waggons. Den Transport der Pkws quer durch die Republik
sollen künftig Autotransporter der Spedition DB Schenker auf der Straße
übernehmen, während die Bahnkunden die Strecke bequem im Nachtzug
zurücklegen. Zumindest einige der Transporter wiederum könnten mitsamt den
Pkws doch wieder auf Zügen transportiert werden.
„Der Verkehr mit Autozügen ist sehr schwer wirtschaftlich zu gestalten, da
es bei der Nachfrage extreme saisonale Schwankungen gibt“, begründet ein
Bahn-Sprecher die Pläne. Weniger als 1 Prozent aller Fahrgäste des
Fernverkehrs nutzten DB-Autozüge, davon 80 Prozent in den Sommermonaten,
sagt der Bahn-Sprecher. Es würde zurzeit eine „wirtschaftliche, komfortable
und umweltfreundliche Beförderung von Fahrgästen und deren Autos mit
separaten Transportmitteln“ geprüft und erst nach den Tests im Sommer eine
Entscheidung getroffen und mit den Betriebsräten beraten.
Von fehlender Nachfrage kann keine Rede sein, sagt dagegen der
stellvertretende Betriebsratsvorsitzende von European Railservice (ERS) in
Hamburg, Joachim Holstein. ERS ist eine 100-prozentige Bahntochter, die die
Autozüge betreut. Das Problem sei vielmehr, dass in dem Bereich ein
Investitionsstau entstanden sei, weil im Zuge des geplanten DB-Börsengangs
diese Sparte seit Jahren vernachlässigt worden sei.
## Zehn Jahre müssen nachgeholt werden
„Es müsste jetzt das nachgeholt werden, was in den letzten zehn Jahren
versäumt worden ist“, sei Holstein von Aufsichtsratsmitgliedern gesagt
worden, was auch der Bahn-Sprecher bestätigt. „Das Ende der Lebensdauer
vieler Autozug-Transportwagen ist heute bereits erreicht“, sagt er. Die
notwendigen Reinvestitionen in neue Waggons seien wirtschaftlich nicht zu
vertreten.
„Das ist absoluter Schwachsinn“, sagt der Sprecher der Eisenbahn- und
Verkehrsgewerkschaft (EVG), Uwe Reitz. „Der Autozug war ein Angebot, das
sehr gern angenommen worden ist.“ Statt eines Autozuges mit 80
Pkw-Stellplätzen müssten „rund 15 Lkws eingesetzt werden, die Lärm, Gestank
und Staus produzieren“, heißt es in einem Flyer der Initiative „Rettet die
Autoreisezüge“, die an den Verladebahnhöfen Hamburg, Lörrach, München und
Innsbruck zurzeit verteilt werden.
ERS-Beschäftigten ist angedroht worden, dass diejenigen, die beim Verteilen
der Flyer erwischt werden, mit einer Kündigung rechnen müssen.
31 Mar 2014
## AUTOREN
Kai von Appen
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DB
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Altona
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