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# taz.de -- Kinderhandel im Profifußball: Moralklub drakonisch bestraft
> Keine neuen Spieler bis zum Sommer 2015: Die Fifa verhängt ein
> Transferverbot über zwei Wechselperioden für Barca wegen der
> Verpflichtung von Kindern.
Bild: Grobes Foul? Der Japaner Takefusa Kuba wurde von Barca als 11-Jähriger n…
BARCELONA taz | Schon in den letzten Tagen gab es in Barcelona diesen
Running Gag: Welches Unglück kommt wohl als nächstes? Der emblematische
Fußballklub der Stadt hat im Jahr 2014 bereits ein Gerichtsverfahren an den
Hals bekommen und seinen Präsidenten verloren (beides wegen der Affäre um
den Transfer von Neymar), er hat den Rücktritt seines Kapitäns Carles Puyol
erlebt und den Kreuzbandriss seines Torwarts Victor Valdés.
Als sich nach zehn Minuten des Champions-League-Viertelfinals gegen
Atlético Madrid am Dienstagabend auch noch Abwehrchef Gerard Piqué mit
Hüftproblemen abmeldete, schien die übliche Wochenration schlechter
Botschaften mal wieder abgegolten. Niemand ahnte, dass am nächsten Tag eine
Nachricht folgen würde, die alle bisherigen noch in den Schatten stellen
würde.
Wie der internationale Fußballverband Fifa am Mittag bekannt gab, hat der
spanische Meister bei der Verpflichtung minderjähriger Spieler aus dem
Ausland gegen diverse Regularien verstoßen und wurde deshalb mit einem
Transferverbot für die nächsten beiden Perioden belegt.
Er darf also bis zum Sommer 2015 keine neuen Spieler unter Vertrag nehmen.
Zusätzlich wurde gegen Barça eine Geldstrafe von 450.000 Schweizer Franken
verhängt, der für die regelwidrige Registrierung der Spieler
verantwortliche spanische Verband muss 500.000 Franken Strafe zahlen.
## Sanktion kann vermieden werden
Im Detail geht es um zehn Fälle zwischen 2009 und 2013, bei denen Artikel
19 des Reglements verletzt wurde, der internationale Transfers von
Minderjährigen nur mit Sondergenehmigung der Fifa erlaubt – etwa wenn die
Eltern umziehen oder, bei 16- bis 18-Jährigen, wenn der Vereinswechsel
innerhalb der Europäischen Union vonstattengeht.
Barcelona drohte diese Vorschriften bereits im vorigen März zu verletzen,
weshalb der Weltverband damals die Verpflichtung von sechs Spielern aus
Korea, Frankreich, Nigeria und Kamerun untersagte. Gegen das Urteil vom
Mittwoch wird der Verein nach ersten inoffiziellen Informationen eine
Berufung vor dem Internationalen Sportgerichtshof einlegen. Dem FC Chelsea
war es 2009 auf diesem Weg gelungen, eine vergleichbare Fifa-Sanktion in
einem ähnlichen Fall noch zu vermeiden.
Aber Chelsea ist Chelsea und Barcelona ist Barcelona. Der Klub, der bis vor
ein paar Jahren auf seinen Trikots für die Unicef warb und dafür noch sogar
Geld zahlte. Der sich mit seinen kleinen Fußballern, ihrem künstlerischen
Spiel und der gesellschaftlichen Bedeutung als „Kataloniens unbewaffnetes
Heer“ – so einst der Schriftsteller Manuel Vázquez Montalbán – immer als
der etwas bessere und moralischere Verein darzustellen verstand.
## Auch Marc-André ter Stegen betroffen
Hat dieses Image durch die verdeckten Handgelder und die mögliche
Steuerhinterziehung bei der Verpflichtung von Neymar schon kräftig
gelitten, droht es regelrecht pulverisiert zu werden – auch wenn die
Absichten Barças sicher nicht so unlauterer Natur sind wie diejenigen
einiger Spielerhändler, deren Treiben die Fifa mit ihrem strengen Vorgehen
prinzipiell im Visier hat.
In sportlicher Hinsicht könnte die Entscheidung zu keinem ungünstigeren
Zeitpunkt kommen. Die erste Mannschaft bedarf dringend einer Renovierung.
Pikant ist das Urteil etwa für die Situation im Tor, wo Valdés schon vor
einem Jahr seinen Abgang zum Saisonende angekündigt hat und bis Sommer 2015
jetzt nur noch der 38-Jährige José Manuel Pinto zur Verfügung stünde, der
beim 1:1 gegen Atlético dem Publikum mit abenteuerlichen
Spieleröffnungsversuchen sämtliche Nerven raubte – sowie die Keeper aus dem
Reserveteam.
Dabei war der Nachfolger für Valdés ja eigentlich längst unter Vertrag
genommen. Nur die offizielle Bestätigung des Transfers von Marc-André ter
Stegen von Borussia Mönchengladbach stand noch aus. Nun steht Barça mehr
denn je am internationalen Pranger. Das einzig Positive: Für den geplanten
Stadionbau würde man das Geld jetzt leichter zusammenbekommen, wo man auf
dem Transfermarkt notgedrungen sparen wird.
2 Apr 2014
## AUTOREN
Florian Haupt
## TAGS
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