Introduction
Introduction Statistics Contact Development Disclaimer Help
# taz.de -- Kolumne Press-Schlag: Ganz alltäglicher Kinderhandel
> Der FC Barcelona wurde zur Höchststrafe verdonnert. Meint es die Fifa
> ernst mit dem Schutz von Minderjährigen, müssen sich nun viele Klubs
> fürchten.
Bild: Im Nachhinein versteht man die Trikotwerbung des FC Barcelona fürs Kinde…
Fraglos hat der FC Barcelona den Kinderhandel besonders exzessiv betrieben.
Beflügelt vom Werdegang Lionel Messis, der als 13-Jähriger aus Argentinien
nach Spanien kam und heute einen Marktwert von gut 120 Millionen Euro hat,
ist man beim katalanischen Klub versessen darauf, derartige
Wertsteigerungen wieder zu erzielen. Aber natürlich buhlt Barca nicht
allein um die vermeintlich noch zu schleifenden Edeltalente. Real Madrid
beispielsweise bietet schon längst mit.
Insofern kommt das drakonische Urteil, das Transferverbot über zwei
Wechselperioden, einem sportpolitischen Erdbeben gleich. Zumal die
Fifa-Disziplinarkommission das Urteil moralisch begründet. Das Interesse am
Schutz der „angemessenen und gesunden Entwicklung eines Minderjährigen“
stehe über den rein sportlichen Interessen, ließ der Fußball-Weltverband
wissen. Infolge dieser beispiellosen Sanktion werden jetzt alle genau
hinschauen, wie die Fifa diese Interessenabwägung ausbuchstabiert.
Grundsätzlich, so legt es der Verband fest, dürfen Spieler unter 18 Jahren
international gar nicht transferiert werden. Ausnahmen können aber von
einer Prüfungskommission gebilligt werden. Die moralische Argumentation
wirft so manche Frage auf.
Warum hielt die Fifa etwa vor drei Jahren den Transfer des erst 11-jährigen
Takefusa Kubo aus Japan nach Barcelona für entwicklungsförderlich? Warum
durfte der Hamburger SV einen 16-Jährigen aus Tschechien verpflichten? Und
warum sorgt sich die Fifa lediglich bei internationalen Transfers um das
Kindeswohl?
Auch in der Bundesliga ist ein Wettbewerb um die Verpflichtung von
talentierten Kindern entbrannt. Hoffenheim und Wolfsburg verpflichteten
etwa jeweils einen 13-Jährigen aus Berlin. Fredi Bobic, der Manager des VfB
Stuttgart, regte sich jüngst auf, weil ihm der RB Leipzig zwei 12-Jährige
abspenstig machen wollte.
Jenseits der Frage, inwieweit die Kinder unter den früh geweckten
Erwartungen zerbrechen, zweifeln Experten auch daran, dass die Klubs aus
dem fragwürdigen florierenden Kinderhandel Profit schlagen können. Die
körperliche Entwicklung von Heranwachsenden ist meist unabsehbar und damit
auch jegliche Leistungsprognose nicht seriös. Wenn die Fifa es ernst meint
mit dem Kinderschutz, kann das Barca-Urteil nur der Anfang gewesen sein.
Alles andere wäre scheinheilig.
2 Apr 2014
## AUTOREN
Johannes Kopp
## TAGS
Fifa
FC Barcelona
Kinder
Transfer
FC Barcelona
VfB Stuttgart
FC Barcelona
Champions League
Real Madrid
## ARTIKEL ZUM THEMA
Transfersperre des FC Barcelona: Die Verunsicherten
Die Transfersperre gegen Barça wegen der unerlaubten Verpflichtung
Minderjähriger läuft aus. Die Sanktion untergrub die gute Absicht der Fifa.
Kolumne Press-Schlag: Kritisch-neutrale Fans
Dem VfB Stuttgart droht der Abstieg. Weil das nicht sein darf, starten die
Medien im Schwabenland eine Kampagne. Warum eigentlich nicht?
Kinderhandel im Profifußball: Moralklub drakonisch bestraft
Keine neuen Spieler bis zum Sommer 2015: Die Fifa verhängt ein
Transferverbot über zwei Wechselperioden für Barca wegen der Verpflichtung
von Kindern.
Champions League Viertelfinale: Atlético Madrid stark in Barcelona
Mit einem überraschenden Tor von Diego sichert sich Atlético Madrid einen
Punkt in Barcelona. Ach ja, Bayern spielt in Manchester auch unentschieden.
Real Madrid gegen Barcelona: Ein ganz großer Clásico
Drei Elfmeter werden beim 3:4 im Clásico gepfiffen. Die Madrilenen fühlen
sich ungerecht behandelt. Und Messi schießt Barça mit drei Toren zum Sieg.
You are viewing proxied material from taz.de. The copyright of proxied material belongs to its original authors. Any comments or complaints in relation to proxied material should be directed to the original authors of the content concerned. Please see the disclaimer for more details.