| # taz.de -- Wahl in Ungarn: Orbán triumphiert | |
| > Umfragen zeigen, dass Viktor Orbán als Sieger aus den Wahlen hervorgeht. | |
| > Die Regierungskoalition erreicht eine knappe Zweidrittelmehrheit. | |
| Bild: Zurechtgemacht zum Wählen. | |
| WIEN taz/dpa | Erwartungsgemäß hat sich Premier Viktor Orbán bei den | |
| Parlamentswahlen am Sonntag durchgesetzt. Er wird mit seiner | |
| rechtsnationalistischen Fidesz vier weitere Jahre regieren können. Nach | |
| Auszählung von über 98 Prozent kam sein rechtsnationaler Bürgerbund Fidesz | |
| auf 44,5 Prozent der Stimmen, wie die nationale Wahlkommission mitteilte. | |
| Zusammen mit dem kleineren Koalitionspartner, den Christdemokraten, | |
| sicherte sich die Partei mit 133 von 199 Sitzen im Parlament erneut knapp | |
| eine Zwei-Drittel-Mehrheit. Zudem gingen 96 von insgesamt 106 Wahlkreisen | |
| an das Regierungsbündnis. | |
| Die oppositionelle Mitte-Links-Koalition erhielt 26 Prozent der Stimmen und | |
| kann mit 38 Abgeordneten im Parlament rechnen. Die rechtsextreme Jobbik | |
| („Die Besseren“) verbuchte Gewinne und dürfte auf 23 Sitze kommen. Mit fü… | |
| Abgeordneten ist künftig die grüne Partei „Politik kann anders sein“ (LMP) | |
| vertreten. Sie kam auf 5,3 Prozent. | |
| In den vergangenen Tagen hatte Orbán noch einmal alle Register gezogen, um | |
| das Wahlvolk zu den Urnen zu treiben. Denn seine größte Sorge war, dass | |
| angesichts des angekündigten Sieges viele Anhänger zu Hause bleiben würden. | |
| Dabei überforderte er seine Wähler nicht mit komplizierten Botschaften: | |
| „Großer Sieg – große Zukunft. Kleiner Sieg – kleine Zukunft. Warum soll… | |
| wir uns mit einer kleinen Zukunft zufrieden geben?“ | |
| Mit dem großen Sieg ist die Verfassungsmehrheit von zwei Dritteln gemeint, | |
| dank derer Orbán das Land in den letzten vier Jahren nach Belieben | |
| umgestalten konnte. Das neue Wahlgesetz macht es möglich, dass schon rund | |
| 45 Prozent der Stimmen für eine Zweidrittelmehrheit reichen. Denn mehr als | |
| die Hälfte der Mandate – 106 von 199 – werden in den neuen Einerwahlkreisen | |
| vergeben. Anders als früher gibt es keine Stichwahl. Eine relative Mehrheit | |
| entscheidet daher. Da Fidesz fast alle Bürgermeister des Landes stellt, ist | |
| der Einfluss der Regierungspartei in der Provinz überproportional. | |
| Das Oppositionsbündnis, angeführt von Attila Mesterházy von der | |
| Sozialistischen MSZP, stand von Beginn an auf verlorenem Posten. Die MSZP | |
| muss sich von Orbán einerseits vorwerfen lassen, dass sie nach der Wende | |
| aus der kommunistischen Einheitspartei hervorgegangen ist, andererseits hat | |
| sie keineswegs sozialistische, sondern neoliberale Politik betrieben und | |
| gilt als Partei der Oligarchen. | |
| Das Wirtschaftsdesaster der Jahre 2006 bis 2010 wird ihr angelastet. Dass | |
| Gordon Bajnai, der das Bündnis gründete, mit schmerzhaftem Sanierungskurs | |
| den Kollaps abwendete, bevor er an Viktor Orbán übergeben musste, wird ihm | |
| nicht gedankt. | |
| Und die grüne Partei LMP wurde zwischen den Blöcken zerrieben. Vor einem | |
| Jahr spaltete sie sich über der Frage, ob man einem Oppositionsbündnis | |
| beitreten oder lieber alleine antreten solle. Der größere Flügel entschied | |
| sich für den Alleingang. | |
| Jobbik hat gegenüber 2010 zugelegt und Proteststimmen aus dem Lager des | |
| Premierministers anziehen können. Die faschistische Partei gab sich im | |
| Wahlkampf gemäßigt und prangerte vor allem die Korruption und | |
| Freunderlwirtschaft im Bereich Orbáns an. | |
| 6 Apr 2014 | |
| ## AUTOREN | |
| Ralf Leonhard | |
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