Introduction
Introduction Statistics Contact Development Disclaimer Help
# taz.de -- Die Wahrheit: Protzbischof Storch
> Pünktlich zu Ostern: Das Bistum Limburg macht zu den derzeitigen
> christlichen Feiertagen endlich wieder von sich reden.
Bild: Der neue Limburger Bischof stattet seinen Amtssitz günstig mit opulenter…
Mit Verwunderung haben weite Teile der Öffentlichkeit auf den Beschluss der
katholischen Kirche reagiert, den Hildesheimer Filmemacher Wenzel Storch
zum neuen Bischof des Bistums Limburg zu weihen.
Storch (53) ist bislang vor allem als Regisseur der Spielfilme „Der Glanz
dieser Tage“, „Sommer der Liebe“ und „Die Reise ins Glück“ hervorget…
sowie als Verfasser dezidiert kirchen- und religionskritischer Tendenzwerke
wie „Der Bulldozer Gottes“ und „Das ist die Liebe der Prälaten“. Verb�…
ist jedoch seine intensive Auseinandersetzung mit Fragen des christlichen
Glaubens. Die ersten einschlägigen "Sporen" hat Storch bereits in jungen
Jahren als eifriger Messdiener erworben.
In der Zeitschrift konkret hat er sich noch vor Kurzem eingehend mit dem
Schrifttum katholischer Religionspädagogen aus der Nachkriegszeit befasst
und dessen verblüffend nahe Verwandtschaft mit Erzeugnissen der Pop-Art,
der Pornografie und der zeitgenössischen Trivialkultur nachgewiesen. Einen
sachkundigeren und bibelfesteren Kandidaten als Storch hätte die
katholische Kirche wahrscheinlich nicht aufbieten können.
Dennoch rumoren Zweifel an Storchs Eignung für das anspruchsvolle
Bischofsamt: Kann ein Mann mit einer unübersehbaren und lupenrein
dokumentierten Neigung zum Obszönen, zum Trash und zum Aufbegehren gegen
christliche Glaubensinhalte als überzeugendes „Aushängeschild“ der Una
ecclesia sancta dienen? Wie steht er zur Kernthese der jungfräulichen
Empfängnis? Haben wir es hier mit einem raffinierten personalpolitischen
Schachzug zu tun, der libertäre Kirchenkritiker zum Verstummen bringen
soll? Oder noch einmal anders gefragt: Was denkt sich eigentlich Wenzel
Storch? Für unzählige seiner Fans ist die Vorstellung, dass er demnächst im
Bischofsornat auftreten und sich beweihräuchern lassen wird, schier
unerträglich.
## „Wer sich weigert, der wird eben exkommuniziert“
In der Hoffnung, seinen Gegnern den „Wind“ aus den Segeln zu nehmen, hat
Storch in einer Pressemitteilung die Absicht bekundet, den zurzeit noch im
Bau befindlichen Amtssitz seines Vorgängers, Franz-Peter Tebartz-van Elst,
auf die billigste aller möglichen Arten zu verzieren: Das Haus solle innen
mit überzähligen Dekorationselementen aus Storchs opulentem
Ausstattungsfilm „Die Reise ins Glück“ bestückt werden.
Zusätzliche Barmittel erhofft sich Storch von einer „Werbemaßnahme“, die
man freilich auch als Ablasshandel interpretieren kann: Alle Katholiken im
Großraum Limburg sollen sich dazu verpflichten, mindestens ein Exemplar
eines wahrhaft prächtigen Coffee-Table-Books zu erwerben, in dem Storch und
seine filmischen Arbeiten verherrlicht werden (Wenzel Storch: „Die Filme“,
Martin Schmitz Verlag 2013).
„Und wer sich weigert, der wird eben exkommuniziert“, sagt Storch ganz kalt
und geschäftsmännisch. „Ich verlange von den Kirchenmitgliedern nicht mehr
und nicht weniger als ein klares Bekenntnis zu meinen Filmen und zu meiner
Person. Wir Christen müssen doch zusammenhalten! Und wers nie gekonnt, der
stehle, frei nach Schiller, weinend sich aus diesem Bund …“
Unterdessen wird gemunkelt, dass Storch den Bischofssitz sogar noch
vergrößern wolle, um dort „Sandalenfilme“ zu drehen. Insider rechnen mit
Baukosten in Höhe von 347 Millionen Euro. Doch Storch gibt sich gelassen.
„Als designierter Bischof muss ich mich jetzt erst mal um ganz andere
Sachen kümmern“, hat er bei einem Empfang der CDU-Mittelstandsvereinigung
im Freddy-Quinn-Saal der Limburger Mehrzweckhalle verkündet. „Da komme ich
nicht groß zum Filmemachen …“
Nicht einmal von einer gegen ihn gerichteten Bürgerinitiative
fundamentalistischer Katholizisten aus Fulda, die seine sofortige Demission
verlangt, lässt sich Storch die sprichwörtliche „Petersilie“ verhageln. Er
freue sich, sagt er, „über jeden engagierten und kritischen Christen, der
sich mit seiner Meinung in unsere Glaubensgemeinschaft einbringt. Auch und
gerade als angehender Bischof kann ich es nur begrüßen, wenn wir
konstruktiv miteinander streiten und ringen! Aber jetzt entschuldigen Sie
mich bitte, ich erwarte einen Anruf von Claudia Cardinale …“
18 Apr 2014
## AUTOREN
Gerhard Henschel
## TAGS
Bistum Limburg
Liebe
Boko Haram
Regensburg
Fernsehen
Harz
Die Wahrheit
Putzen
## ARTIKEL ZUM THEMA
Die Wahrheit: Sommer der Liebe 2014
Erotik leicht gemacht – für jedermann: Der Flirt- und Datingcoach Andreas
Brandeis im Gespräch richtige Kommunikationswege und Flirt-Codes.
Die Wahrheit: Musik, zwei, drei!
Weil ihre Terrorsekte Boko Haram immer häufiger mit der Band Procol Harum
verwechselt wird, haben die Islamisten nun ein massives Groupie-Problem.
Die Wahrheit: Byzanz an der Donau
Bling, Bling: Tebartz der Prächtige zieht nach Regensburg. Die Stadt
erstrahlt – mit drei Teilchenbeschleunigern und zwei Delfinarien.
Die Wahrheit: Nichtsnutzige Frau
Im Wahrheit-Talk zum Wochenende geht es dieses Mal um die Frage: Wird
Frauke Ludowig nach 20 Jahren „Exclusiv“ ausgebürgert?
Die Wahrheit: Raufe im Kern
Nach Berlin, Tokio und Bad Salzuflen macht eine neue Partymetropole von
sich reden. Wehrhahn-Üblarz im Ostharz punktet mit Top-Locations.
Die Wahrheit: Der Erfolgsgriesgram
Es ist alles miserabel, und man kann nur hoffen, dass man aus diesem
irdischen Jammertal recht bald erlöst wird … In Erinnerung an den positiven
Denker Arthur Lassen.
Die Wahrheit: Der Nichtnacktputzer
Frisch aufgedeckt hat die Wahrheit einen hundsgemeinen Skandal über
haltlose Gerüchte um einen Drohbriefschreiber.
You are viewing proxied material from taz.de. The copyright of proxied material belongs to its original authors. Any comments or complaints in relation to proxied material should be directed to the original authors of the content concerned. Please see the disclaimer for more details.