# taz.de -- Nachruf auf Michael Glawogger: Der Weltgewandte | |
> Der österreichische Filmemacher Michael Glawogger ist überraschend an | |
> Malaria verstorben. Besonders seine Dokumentarfilme erregten Aufsehen. | |
Bild: Verstand sich auf die Komödie genauso wie auf das Dokumentieren harter A… | |
In der österreichischen Filmlandschaft war Michael Glawogger nicht nur | |
einer der umtriebigsten, sondern auch einer der neugierigsten Filmemacher. | |
Kaum war ein Projekt fertiggestellt, brütete er schon über dem nächsten. | |
Sein Alleinstellungsmerkmal war, dass er sich nicht einem Fach, einer | |
Gattung, ja einer stilistischen Richtung zuordnen ließ. | |
Glawogger drehte Komödien wie „Slumming“ oder „Contact High“, die sich… | |
Einheitsware durch Verve und Aberwitz unterschieden, Spielfilme („Das | |
Vaterspiel“), die auf literarischen Vorlagen basierten, und schließlich | |
stilistisch aufwendige Dokumentarfilme, die bevorzugt in entlegene Zonen | |
dieses Planeten führten. Oder auch in die Nationalbibliothek von St. | |
Petersburg, die er für Wim Wenders’ Dokumentarfilmprojekt „Cathedrals of | |
Cultures“ in 3-D porträtierte. Der Film wurde im Februar auf der Berlinale | |
vorgestellt. | |
Michael Glawogger wurde 1959 in Graz geboren, wo er auch das Akademische | |
Gymnasium besuchte. Sein Handwerk hat er am San Francisco Art Institute und | |
an der Wiener Filmakademie erlernt und sich längst nicht nur als Regisseur | |
versucht. Für Ulrich Seidl und Michael Sturminger etwa stand er hinter der | |
Kamera, Christof Schertenleib, David Rühm und Wolfram Paulus haben seine | |
Drehbücher verfilmt. Seit 2004 drehte er vorwiegend selbst Filme, und zwar | |
in rascherer Abfolge als die meisten seiner Kollegen. | |
Internationale Anerkennung hat Glawogger mit seinen Filmessays „Megacities“ | |
(1998) und „Workingman’s Death“ (2005) erlangt. Für Arbeit und Alltag | |
finden diese Filme spektakuläre Bilder – sei es in einem Nachtclub in | |
Mexiko-Stadt, auf dem Gelände eines nigerianischen Schlachthofs oder in | |
einem indonesischen Schwefelbergwerk. Die gelbgrünlichen Schwaden, die die | |
entsprechende Sequenz durchwehen, bleiben noch lange im Gedächtnis. | |
Mit „Whores’ Glory“ (2011), seinem Triptychon zur Prostitution, das von | |
Thailand über Bangladesch bis nach Mexiko führt, gewann er auf dem | |
Filmfestival von Venedig 2011 den Hauptpreis der Orizzonti-Reihe: ein Film, | |
der seinen Protagonistinnen stets auf Augenhöhe begegnet. | |
Tragischerweise wird nun sein mit großem Engagement angegangener „Film ohne | |
Namen“, der ihn im Verlauf dieses Jahres quer durch die Welt führen sollte, | |
unvollendet bleiben. Wie jetzt bekannt wurde, ist Michael Glawogger in | |
Liberia an Malaria erkrankt und in der Nacht auf Mittwoch im Alter von 54 | |
Jahren gestorben. | |
23 Apr 2014 | |
## AUTOREN | |
Dominik Kamalzadeh | |
## TAGS | |
Dokumentarfilm | |
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