# taz.de -- Finanzkrise beim HSV: HSV-Lizenz nur unter Auflagen | |
> Der HSV muss Schulden abbauen, um die Bundesliga-Lizenz zu bekommen. | |
> Helfen können nur Spielerverkäufe – oder ein Investor. | |
Bild: Da war noch Jubel: Hamburgs Hakan Calhanoglu am 12. April nach seinem Tor… | |
Einen ersten deutlichen Warnschuss hatte es am 13. April gegeben. An jenem | |
Sonntag war Reinhard Rauball, Präsident der Deutschen Fußball Liga (DFL), | |
zu Gast im „Doppelpass“ des Fernsehsenders Sport 1. | |
Über die wirtschaftliche Lage des HSV im Hinblick auf die Lizenzerteilung | |
für die nächste Saison in der Bundesliga oder – im Falle des erstmaligen | |
Abstiegs – für die 2. Bundesliga sagte Rauball Folgendes: „Die Entscheidung | |
über den HSV ist bei der DFL noch nicht gefallen. Das Entscheidende ist die | |
Liquidität, die muss sichergestellt sein.“ | |
Beim HSV reagierten die Verantwortlichen darauf mit Beschwichtigung. Die | |
Entscheidung über die Lizenzvergabe könne ja zu dem frühen Zeitpunkt auch | |
noch nicht gefallen sein, sagte der HSV-Vorstandsvorsitzende Carl-Edgar | |
Jarchow. | |
Jetzt zeigt sich aber, dass Rauballs Hinweise auf die Schwierigkeiten des | |
Traditionsklubs bei der Erlangung der Lizenz mitnichten einfach so | |
dahingesagt waren. Es gab den nächsten Schuss vor den Bug: Der HSV, den | |
Verbindlichkeiten in Höhe von rund 100 Millionen Euro drücken, erhielt die | |
Lizenz lediglich unter Auflagen. | |
Nur wenn es dem Klub bis zum 28.Mai gelingt, die Bedingungen zu erfüllen, | |
welche die DFL zur Verbesserung der Liquidität aufgestellt hat, darf er in | |
der kommenden Saison am Spielbetrieb der Bundesliga oder der Zweiten Liga | |
teilnehmen. Gelingt dies nicht, würde der HSV bis in die Dritte Liga | |
abstürzen. Dann hießen die Gegner Dortmund II, Stuttgart II und womöglich | |
TSG Neustrelitz. | |
Für den HSV scheinen derzeit alle Wege abwärts zu führen. Auf dem | |
sportlichen Weg ist der Abstieg in die Zweite Liga allenfalls noch über die | |
Relegation zu vermeiden. Aber selbst die Verteidigung des dafür nötigen | |
drittletzten Tabellenplatzes erscheint äußerst schwierig, bei noch | |
ausstehenden Spielen in Augsburg, zu Hause gegen Bayern München und in | |
Mainz. | |
Denn der HSV hat nur einen Punkt Vorsprung auf den 1. FC Nürnberg und zwei | |
auf den Letzten, Eintracht Braunschweig. Ein Absturz über die | |
wirtschaftliche Schiene wäre noch radikaler, dann müsste es einen Neuanfang | |
in der Dritten Liga geben. | |
Unabhängig von der Ligazugehörigkeit muss der HSV seine Schulden in Höhe | |
von 100 Millionen Euro ganz erheblich mindern. „Wir werden die Bedingungen | |
für den Erhalt der Lizenz innerhalb der vorgegebenen Zeit erfüllen“, sagte | |
Jarchow. Dem HSV droht der Ausverkauf. Der Verein wird seine namhaftesten | |
Spieler transferieren müssen. | |
Für den jungen Offensivmann Hakan Çalhanoğlu gibt es zahlreiche | |
Interessenten, mehr als zehn Millionen Euro dürfte ein Verkauf einbringen. | |
Auch Torhüter René Adler wird wohl gehen, daneben auch Marcell Jansen, | |
Milan Badelj und der formschwache Rafael van der Vaart. | |
Bei einem Abstieg in die Zweite Liga müssten die Personalkosten von derzeit | |
40 Millionen Euro auf etwa 25 Millionen Euro gesenkt werden. Bei einem | |
Lizenzentzug wäre der Etat nochmals erheblich kleiner. | |
Es scheint so, als habe der HSV gar keine andere Wahl mehr, als sich dem | |
Milliardär Klaus-Michael Kühne an den Hals zu werfen. Stimmen die | |
HSV-Mitglieder am 25. Mai auf einer Versammlung für die Ausgliederung der | |
Profiabteilung aus dem Verein, für das Modell „HSV plus“, wäre Kühne nach | |
eigener Aussage dazu bereit, 25 Millionen Euro in den Verein zu | |
investieren. | |
Für die Ausgliederung sind 75 Prozent der Stimmen notwendig. Derzeit sieht | |
es so aus, als könnte nur Kühne die Insolvenz des HSV verhindern. | |
23 Apr 2014 | |
## AUTOREN | |
Christian Görtzen | |
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