# taz.de -- Verfahren gegen Formel-1-Chef: Bernie Ecclestone sieht sich als Opf… | |
> Zum Prozessauftakt wirft die Staatsanwaltschaft Ecclestone Bestechung aus | |
> Angst vor Machtverlust vor. Der verteidigt sich: Er sei erpresst worden. | |
Bild: Bernie Ecclestone kurz nach Eintritt in den Gerichtssaal. | |
MÜNCHEN taz | Formel-1-Chef Bernie Ecclestone musste sich am Donnerstag | |
erstmals in München vor Gericht verantworten. Er selbst sagte wenig, dafür | |
verlas erst eine Stunde lang die Staatsanwaltschaft ihre Anklage, dann | |
folgten mehr als zwei Stunden Ecclestones Anwälte. Beide Seiten zeigten | |
sich optimistisch, den Prozess zu gewinnen. | |
Die Staatsanwaltschaft wirft Ecclestone vor, den damaligen BayernLB-Manager | |
Gerhard Gribkowsky mit 44 Millionen Euro bestochen zu haben, damit der die | |
Formel-1-Anteile seiner Bank an einen Ecclestone gewogenen Investor | |
verkaufte. Ecclestones Motiv sei Angst vor Machtverlust: Er habe | |
befürchtet, als Formel-1-Chef abgesetzt zu werden, sollten die neuen | |
Eigentümer zu viel Einfluss ausüben wollen. | |
Ecclestone hat demzufolge Gribkowsky in seinen Bann gezogen. Der Banker | |
ließ sich zu Rennen und auf Ecclestones Yacht einladen und genoss den | |
Luxus. Für Ecclestone lohnte sich der Einsatz offenbar: War Gribkowsky zu | |
Beginn noch kritisch ihm gegenüber eingestellt und wollte im Namen der | |
BayernLB mehr Einfluss ausüben, so wurde er bald zurückhaltender und | |
akzeptierte schließlich den Deal. | |
Die Verteidigung wies die Vorwürfe der Anklage in einer schriftlichen | |
Erklärung als „unzutreffend, irreführend und unschlüssig“ zurück. | |
Gribkowsky habe „in den entscheidenden Punkten die Unwahrheit gesagt“, | |
seine „vielfältigen Aussagen“ müssten hinterfragt werden. Dafür kündigt… | |
die Verteidiger auch neue Beweise an. | |
## Der Hauptzeuge soll desavouiert werden | |
Die Anwälte stützen ihre Strategie offenbar darauf, Gribkowsky zu | |
desavouieren. Der ist Hauptzeuge der Anklage und für Ecclestone besonders | |
gefährlich, schließlich bedeutet seine Verurteilung wegen Bestechlichkeit | |
vor zwei Jahren, dass es Bestechung gegeben haben muss. | |
Das sehen die Verteidiger freilich anders. Ecclestone habe Gribkowsky nur | |
Geld gegeben, weil er sich von ihm erpresst gefühlt habe. Der Banker habe | |
ihn bei den britischen Steuerbehörden anschwärzen wollen, was ihn zwei | |
Milliarden Pfund hätte kosten können. Der Banker habe Druck ausgeübt – und | |
dabei ein Ziel verfolgt, wie sich Ecclestone überzeugt zeigte: „Herr | |
Gribkowsky wollte Mr.-Formel-1 sein und mich loswerden.“ | |
Bald wird auch Gribkowsky vor Gericht erscheinen und seine Version | |
darlegen. Der Prozess ist auf 26 Verhandlungstage angesetzt. Es gilt jedoch | |
als wahrscheinlich, dass Ecclestones Anwälte früher einen Deal anstreben | |
werden. Ein Verteidiger sagte dazu: „You never know.“ | |
Die britische Times schrieb zum Prozessbeginn, Ecclestone könnte sich | |
Insidern zufolge mit einer Zahlung von umgerechnet 300 Millionen Euro | |
freikaufen, um so einem Schuldspruch zu entgehen. | |
25 Apr 2014 | |
## AUTOREN | |
K. Antonia Schäfer | |
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