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# taz.de -- Ecclestone-Prozess eingestellt: „I'm happy“
> Die Bestechungsvorwürfe haben sich erledigt. Das Gericht entscheidet:
> Nach Zahlung von rund 75 Millionen Euro gilt Formel-1-Boss Ecclestone als
> unschuldig.
Bild: Weiße Haare, weiße Weste: Bernie Ecclestone ist unschuldig.
MÜNCHEN taz | Mit einem kleinen Satz kommentierte Formel 1-Boss Bernie
Ecclestone seinen großen Erfolg vor Gericht am Dienstag: „I’m happy“, sa…
der kleine Mann in schwarzem Anzug und Beatles-Frisur bevor er im Aufzug
verschwand. Davor schüttelte er so freudig wie wohl nur selten ein
Angeklagter die Hände der Staatsanwaltschaft und seines Richters Peter
Noll. Der hatte gerade verkündet, dass Ecclestone als freier Mann das
Gericht verlassen kann.
Die Kammer schloss sich dem Wunsch der Staatsanwaltschaft und der
Verteidigung an und stellte das Verfahren gegen Ecclestone gegen eine
Auflage von 100 Millionen Dollar, rund 75 Millionen Euro, ein. Wenn er die
Summe innerhalb einer Woche bezahlt, gilt er als unschuldig. Seit April kam
der Brite jeden Dienstag und Mittwoch ins Landgericht München. Ihm wurde
vorgeworfen, den ehemaligen Vorstand der BayernLB Gerhard Gribkowsky mit 44
Millionen Euro bestochen zu haben, damit der die Formel-1-Anteile seiner
Bank an den Wunschinvestor von Ecclestone, CVC, verkauft.
Ecclestone behauptete dagegen, Gribkowsky habe ihm gedroht, brisante
Informationen über seine Finanzen an die britischen Steuerbehörden
weiterzuleiten, und das Geld deshalb erhalten. Noch vor zwei Jahren war
sich Richter Peter Noll sicher, dass es sich um Bestechung handelte und
verurteilte Gribkowsky deshalb zu achteinhalb Jahren Haft. Ecclestone habe
Gribkowsky mit seinem Charme und seiner Raffinesse „ins Verbrechen“
geführt, sagte er damals.
Jetzt habe das Gericht bewiesen, „vorurteilsfrei“ in das neue Verfahren
gegangen zu sein, lobte Ecclestones Anwalt nach der Verhandlung. Noll
begründete seinen Beschluss, das Verfahren einzustellen, damit, dass sich
die Vorwürfe - Bestechung eines Amtsträgers und Anstiftung zur Untreue -
nicht „erhärten“ ließen und wohl auch weitere Prozesstage daran nichts
ändern würden. Ecclestone sei sehr wahrscheinlich nicht bewusst gewesen,
dass Gribkowsky als Vorstandsmitglied der BayernLB auch „Aufgaben der
öffentlichen Verwaltung“ wahrzunehmen hatte und damit ein Amtsträger war.
Mehrere Zeugen hatten bestätigt, dass sich die BayernLB nach außen wie eine
Privatbank präsentiert hatte. Dass Ecclestone Gribkowsky als „civil
servant“ bezeichnete, sei nur eine allgemeine Frotzelei gewesen. Auch der
zweite Anklagepunkt, die Anstiftung zur Untreue, hätte sich nur schwer
beweisen lassen. Als die BayernLB ihre Anteile an CVC verkaufte, bekam
Ecclestone eine fünfprozentige Provision, etwa 41 Millionen Dollar. Es
bestand der Verdacht, Gribkowsky habe diese für ihn ausgehandelt, damit
Ecclestone ihm davon sein Schmiergeld zahlen könnte.
## „Lottogewinn“ für die BayernLB
Allerdings ergab sich in den vergangenen 21 Verhandlungstagen, dass
Ecclestone auch ohne die Hilfe Gribkowskys Anspruch auf eine Provision
hätte haben können, da ihm die „Schlüssel für den Verkauf“ in die Hand
gegeben wurden. Richter Noll betonte auch, dass der Verkauf an CVC auch für
die BayernLB ein „Lottogewinn“ gewesen sei. Die Forderung der Bank an
Ecclestone, ihm 400 Millionen Euro Schadensersatz zu zahlen, weil ihr durch
den angeblich abgesprochenen Deal mit Gribkowsky bessere Angebote durch die
Lappen gegangen seien, scheint dadurch aussichtslos.
An den Vorwürfen gegen Ecclestone blieb nur noch die „Bestechung im
geschäftlichen Verkehr“, die laut Richter Noll nicht so schwer wiegt, als
dass sie einer „Einstellung entgegenstehen“ würde. Außerdem führte Richt…
Noll wie die Staatsanwaltschaft mildernde Umstände an: Für den 83-jährigen
Ecclestone sei die lange Anreise nach Deutschland zu belastend. Die
Rekordsumme von 100 Millionen Dollar sei den Vermögensverhältnissen des
Angeklagten „angemessen“.
Aus einem Steuerbescheid entnahm Richter Noll zuvor, Ecclestone sei nicht
so „milliardenschwer“, wie es in den Medien hieß. Er betonte auch, dass von
der Höhe der Auflage nicht auf die „Schwere der Schuld“ geschlossen werden
könne. Damit habe das Gericht endlich dem „Gerede und Geschrei“, Ecclestone
habe sich „freigekauft“ ein Ende gemacht, sagte Anwalt Sven Thomas.
5 Aug 2014
## AUTOREN
Lisa Schnell
## TAGS
BayernLB
Bernie Ecclestone
Gerhard Gribkowsky
Formel 1
Bestechung
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Bernie Ecclestone
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Bernie Ecclestone
Schwerpunkt Korruption
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