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# taz.de -- Banker gegen Formel 1-Boss: Schmiergeld im sicheren Hafen
> Im Prozess gegen Formel-1-Boss Ecclestone legt Banker und Kronzeuge
> Gribkowsky nach. Er habe 44 Millionen Dollar Schmiergeld erhalten.
Bild: Angeklagt: Bernie Ecclestone.
MÜNCHEN taz | Der Druck auf Bernie Ecclestone wächst: Im Korruptionsprozess
gegen den Formel-1-Chef hat Kronzeuge Gerhard Gribkowsky seine Vorwürfe
verschärft. Der ehemalige Bank-Manager beschrieb am Dienstag vor dem
Landgericht München detailliert, wie ihm Ecclestone während eines
Grand-Prix-Wochenendes in Singapur ein Schmiergeld in Höhe von 80 Millionen
US-Dollar angeboten habe.
Dabei soll Ecclestone den Inselstaat als „sicheren Hafen“ bezeichnet haben,
um „Geld zu verstecken“. Gribkowsky hat die Offerte nach einigen Angaben
zunächst abgelehnt, später aber 44 Millionen Dollar angenommen. Sollten die
Bestechungsvorwürfe zutreffen, drohen dem Formel-1-Chef bis zu zehn Jahre
Haft.
Die Verteidigung stellt allerdings die Glaubwürdigkeit des Zeugen in Frage.
Schon am vergangenen Freitag saß Gribkowsky sieben Stunden lang im
Zeugenstand und berichtete von mehreren Bestechungsversuchen, das Gespräch
in Singapur erwähnte er aber erst ganz zum Schluss. Zuvor habe er sich an
den Bestechungsversuch schlicht nicht erinnert.
Der 56-Jährige war seit 2003 Vorstandsmitglied der Bayerischen Landesbank
(BayernLB). Seine Aufgabe war es unter anderem, einen Käufer für die
Formel-1-Anteile der Bank zu finden. Ecclestone fürchtete damals offenbar,
nach einem Besitzerwechsel seinen Job zu verlieren. Gribkowsky habe er
gesagt, „lieber in einer Benzinlache zu sterben“ als seinen Posten zu
räumen.
## Erinnerungslücken
Dazu kam es letztlich nicht: Die BayernLB verkaufte an einen Investor, der
Ecclestone wohlgesonnen war. Weil der zuständigen Bank-Manager unter der
Hand 44 Millionen Dollar erhielt? Als Gribkowsky selbst vor zwei Jahren auf
der Anklagebank saß, hatte das Landgericht daran keinen Zweifel. Es
verurteile ihn wegen Bestechlichkeit zu achteinhalb Jahren Haft. Ecclestone
selbst bestreitet die Zahlung nicht, behauptet aber, dass Gribkowsky ihn
mit Gerüchten über ein Steuervergehen erpresst habe. Dass sich das
ehemalige Vorstandsmitglied der BayernLB nur nach und nach an die
angeblichen Bestechungsversuche erinnert, spielt der Verteidigung in die
Karten.
Als Gribkowsky das Gespräch in Singapur am vergangenen Freitag nach
siebenstündiger Befragung erstmals erwähnte, schlug Richter Peter Noll
ungläubig die Hände über dem Kopf zusammen. Am Dienstag versuchte der
ehemalige Bank-Manager, seine Erinnerungslücken zu erklären: Er schaue nach
vorne und sei gerade dabei, sich „ins Leben zurückzukämpfen“. Aus der JVA
München-Stadelheim wurde er bereits in ein Freigängerhaus überstellt,
tagsüber arbeitet er für den Baukonzerns Strabag.
Der Blick in die Vergangenheit sei für ihn schmerzhaft. Deshalb habe er
vieles verdrängt. Mit seiner Vergangenheit wird sich Gribkowsky allerdings
auch am Mittwoch beschäftigen müssen: Dann setzt das Landgericht München
seine Befragung fort.
13 May 2014
## AUTOREN
Tobias Schulze
## TAGS
Formel 1
Schmiergeld
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BayernLB
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