# taz.de -- Ärger mit Brüssel: EU will Marktwirtschaft in Häfen | |
> Die EU-Kommission droht den norddeutschen Häfen mit einer | |
> Betriebsprüfung. Verdacht der unzulässigen Beihilfe und Subventionierung. | |
Bild: Norddeutschlands Häfen sind intransparent: Autoterminal in Bremerhaven. | |
HAMBURG taz | Den norddeutschen Häfen droht eine Betriebsprüfung durch die | |
EU. Mit einem „förmlichen Prüfverfahren“ will die Brüsseler Kommission | |
Einzelheiten über die Subventionierung der Häfen und deren Besteuerung in | |
Erfahrung bringen, sofern die Bundesländer diese nicht freiwillig liefern. | |
Vor allem geht es der Generaldirektion Wettbewerb, die einen Fragenbogen | |
mit Dutzenden detaillierten Fragen versendet hat, um mögliche Verstöße | |
gegen das Beihilferecht und unzulässige Steuerbefreiung. | |
Und eben das könnte insbesondere den Stadtstaaten Hamburg und Bremen böse | |
auf die Füße fallen, fürchten der hafenpolitische Sprecher der Hamburger | |
Grünen, Anjes Tjarks, und der grüne Europa-Parlamentarier Reinhard | |
Bütikofer. Wenn die Häfen und Hafenverwaltungen Millionensummen an die | |
Städte zurückzahlen müssten, drohte ihnen der Konkurs, sagt Tjarks. | |
Hamburg greift seiner Hafenbehörde Hamburg Port Authority jährlich mit mehr | |
als 100 Millionen Euro unter die Arme und glich 2012 einen Bilanzverlust | |
von weiteren 26 Millionen Euro aus; Bremen hat für seine Häfen im laufenden | |
Jahr einen Zuschuss von mehr als 125 Millionen Euro im Haushalt vorgesehen. | |
„Dieser Subventionswettlauf muss gestoppt werden“, findet Bütikofer, die | |
norddeutschen Häfen sollten besser „zu einer Hafenkooperation finden“. | |
Die EU-Kommission will seit langem, dass die europäischen Hafenverwaltungen | |
ihre Geschäftsmodelle transparenter gestalten. Das gilt vor allem für die | |
Mittelmeerländer Griechenland, Italien und Spanien, in deren Handelshäfen | |
nicht immer alles nach juristischen und ethischen Maßstäben ablaufen soll. | |
Aber auch das belgische Antwerpen und eben die deutschen Häfen stehen im | |
Mittelpunkt der Brüsseler Aufmerksamkeit. In Norddeutschland geht es vor | |
allem um den Verdacht, dass die einzelnen Bundesländer den Häfen der | |
Nachbarn keine Tonne Umschlag gönnen und deshalb ihre eigenen Kais und | |
Terminals heimlich subventionieren. | |
Darin ist sich der Norden offenbar einig. Denn auf den Fragenkatalog aus | |
Brüssel sei „eine abgestimmte Antwort aller fünf Küstenländer ergangen“, | |
sagt Holger Bruns, Sprecher des Bremer Häfensenators, die allerdings | |
„intern“ bleibe. Alle gingen davon aus, „dass die EU die | |
Investitionspolitik der deutschen Hafenstädte nicht als problematisch | |
ansehen wird“. | |
Auch die Sprecherin der Hamburger Wirtschaftsbehörde, Susanne Meinecke, | |
bleibt gelassen: „Die EU ermittelt nicht im Hamburger Hafen, sie sammelt | |
nur Fakten.“ | |
Wofür allerdings, ist kein Geheimnis: Zwei Wochen nach der Europawahl vom | |
25. Mai soll das Thema der finanziellen Transparenz der EU-Häfen am 5. Juni | |
auf der Tagesordnung des EU-Ministerrats stehen. | |
5 May 2014 | |
## AUTOREN | |
Sven-Michael Veit | |
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