# taz.de -- „Slum Landlord“ kauft in Londons City: Geld anlegen – und nic… | |
> Einer der berüchtigtsten deutschen Immobilienbesitzer ist beim Run auf | |
> London dabei. Seine Strategie funktioniert auch dort. | |
Bild: Teures Pflaster: Londons City | |
BERLIN taz | Einer der bei Mieterorganisationen verrufensten deutschen | |
Immobilienbesitzer investiert jetzt in großem Stil in der Londoner City. | |
Wie der Guardian berichtet, hat Henning Conle, der mit der im | |
Steuerparadies Luxemburg registrierten Firma Sirosa verbunden ist, gleich | |
mehrere bekannte Geschäftshäuser in der Londoner Innenstadt aufgekauft. | |
Dazu zählen das Shell-Mex-Haus am Strand (Kaufpreis umgerechnet 746 | |
Millionen Euro), die Kensington Roof Gardens, das Plaza-Einkaufszentrum in | |
der Oxford Street und das Stratton House, Londoner Sitz des Fußballclubs | |
Manchester United. | |
In Deutschland hat Conle den Ruf eines „Slum Landlords“: jemand, der in | |
heruntergekommenen Vierteln Profit aus Wohnungen schlagen will, ohne in sie | |
zu investieren. In den neunziger Jahren sollen ihm in Hamburg 2.500 | |
Wohnungen gehört haben. Der Hamburger Verein „Mieter helfen Mietern“ | |
bezeichnete Conle einmal als „Phantom“, weil ihn kaum jemand zu Gesicht | |
bekam. | |
Mieter, die angesichts der zahlreichen Mängel in den Conle-Wohnungen ihre | |
Miete gemindert hätten, seien durch Aushänge im Treppenhaus gebrandmarkt | |
worden. In Berlin fiel Conle 2012 auf, weil er trotz offensichtlicher | |
Nachfrage ein Neuköllner Wohnhaus leer stehen ließ. Besetzer des Hauses, | |
die schnell geräumt wurden, vermuteten, dass Conle abwartet, um das Haus | |
irgendwann zum Höchstpreis zu verkaufen. | |
London gilt dagegen schon jetzt als Immobilienbesitzerparadies. Im Zuge der | |
Finanzkrise zog die britische Hauptstadt immer mehr internationales Kapital | |
an, auch aus Russland, China und den arabischen Staaten. Derzeit sind fast | |
300 neue Hochhäuser geplant, um die Nachfrage der Anleger zu befriedigen. | |
Investitionen in Geschäftshäuser gelten dabei als risikoloser als solche in | |
Wohnimmobilien. „Geschäftshäuser sind optimal, um Geld anzulegen – Sie | |
müssen gar nichts tun“, zitiert der Guardian einen Immobilienhändler. Die | |
Slum-Landlord-Strategie Conles funktioniert auch in der Londoner City. | |
Conles Vater war der Duisburger Architekt Heinz Conle, ein | |
SPD-Ratsmitglied, das dank des Genossenfilzes Millionenaufträge | |
zugeschustert bekam. Zusammen mit seinem Bruder Kurt stand er ab 1961 vor | |
Gericht, weil er das Land NRW beim sozialen Wohnungsbau um 500.000 Mark | |
betrogen haben soll. Heinz Conle wurde 1967 freigesprochen – nach dem Tod | |
seines Bruders waren die Vorwürfe nicht mehr nachzuweisen. | |
13 May 2014 | |
## AUTOREN | |
Martin Reeh | |
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