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# taz.de -- Der sonntaz-Streit: Bananenstaatliche Verhältnisse
> Uli Hoeneß möchte nicht in die JVA Landsberg – seiner Privatsphäre und
> der Sicherheit wegen. Eine Extrawurst für Promis? Martin Semmelrogge
> findet das gut.
Bild: Wer draufschauen kann, sitzt nicht drin: Die JVA Landsberg.
Landsberg am Lech ist ein hübsches kleines Städtchen. Mit Bildern von
bunten Häusern und sonnigen Promenaden präsentiert es sich [1][auf seiner
Webseite]. Seit Neuestem ist der Name der oberbayerischen Stadt in aller
Munde – allerdings nicht wegen seiner touristischen Reize.
Uli Hoeneß möchte nicht nach Landsberg. Zumindest nicht in die dortige JVA,
denn durch einen kürzlich abgehaltenen Tag der offenen Tür sieht er seine
Privatssphäre verletzt, wie [2][der Focus meldete]. Noch dazu hatte ein
Ex-Häftling versucht, Hoeneß zu erpressen. Wenn er nicht mehr als 200.000
Euro zahle, werde seine Haftzeit „kein Zuckerschlecken“, [3][zitiert die
Süddeutsche] den Erpresserbrief.
Damit hat der Widerstand des ehemaligen FC-Bayern-Präsidenten gegen die
Einweisung in Landsberg aber wahrscheinlich nichts zu tun. Der Täter drohte
nämlich, er könne in jeder Haftanstalt dafür sorgen, dass es Hoeneß nicht
gut gehen werde.
Der mutmaßliche Erpresser ist inzwischen gefasst. Was bleibt, ist die
Frage: Sollte Hoeneß seine Haft in einem anderen Gefängnis verbüßen dürfen,
etwa in Landshut, das dafür im Gespräch war? Kurz gesagt: Landsberg oder
Landshut?
## Hilflose Anstaltsleitung
„Der Tag der offenen Tür in Landsberg war schon eine Unverschämtheit“, sa…
Schauspieler Martin Semmelrogge in der taz am Wochenende vom 17./18. Mai.
Das zeuge von der Hilflosigkeit der Anstaltsleitung, mit der Medienpräsenz
umzugehen. Semmelrogge kann aus eigener Erfahrung berichten, wie es als
Prominenter im Knast ist. Er war schon mehrfach wegen Verkehrsdelikten im
Gefängnis und kennt den Promimalus. „Deswegen bin ich dafür, Uli Hoeneß
nach Landshut zu verlegen.“
Mischa Grothjohann, der den Streit auf Facebook kommentiert hat, sieht die
Sache mit Humor: „In Bananenrepubliken darf der verurteilte Präsident – was
ja auch nur sehr selten vorkommt – seine fällige Haftstrafe als Hausarrest
auf seinen Latifundien verbringen, warum wird das in der Amigo-Republik
Bayern nicht auch so gehandhabt? Wäre zumindest ehrlich, nach diesem
seltsam kurzen und nicht vollkommen aufklärenden Prozess (Deal). Und damit
wären wir wieder bei den bananenstaatlichen Verhältnissen.“
Helmut Ortner, Autor des Buches „Gefängnis: Eine Einführung in seine
Innenwelt“, kritisiert auf gesamtgesellschaftlichem Niveau: „Uli Hoeneß
steht stellvertretend für einen Teil der deutschen Elite, die sich als
Spitze der Gesellschaft versteht, aber nicht an deren Regeln gebunden
wähnt.“ Sein Fazit: Hoeneß solle seine Zeit in Landsberg absitzen.
taz.de-User Profighost fasst schließlich die Diskussion zusammen: „Für
Deutsche gibt es eben zwei Sorten von Menschen, die ins Gefängnis gehen:
Verbrecher und Uli Hoeneß.“
Die Streitfrage diskutieren außerdem Rechtsphilosoph Achim Doerfer; Isa
Raschke, die mit Martin Semmelrogge auf Facebook diskutierte; Marianne
Kunisch, die schon RAF-Mitglieder im Strafvollzug vertrat; Jan Oelbermann,
Anwalt für Strafrecht und Julian Kircher aus dem Vorstandsrat des FC
Bayern-Fanclubs „Hauptstadt Supporters“.
17 May 2014
## LINKS
[1] http://landsberg.de/web.nsf/id/pa_home.html
[2] http://www.focus.de/finanzen/steuern/ex-bayern-boss-legt-widerspruch-ein-ho…
[3] http://www.sueddeutsche.de/muenchen/erpresserschreiben-an-hoeness-ihre-haft…
## AUTOREN
Ruth Asan
## TAGS
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