Introduction
Introduction Statistics Contact Development Disclaimer Help
# taz.de -- Überschwemmungen auf dem Balkan: Sturzflut nach dem Wiederaufbau
> Nach tagelangen Regenfällen sind etliche Flüsse über die Ufer getreten.
> In Bosnien und Serbien sind Ortschaften und Landstriche überflutet.
Bild: Im bosnischen Topcic Polje hat die Flut ein Bild der Verwüstung hinterla…
SARAJEWO taz | „Das ist eine Jahrhundertflut. Hier sieht es aus wie vor ein
paar Jahren in Dresden“, ruft der Reporter des bosnischen Fernsehens ins
Mikrophon. Er befindet sich mit einem Hubschrauber über der
zentralbosnischen Stadt Maglaj. Mit Hubschraubern der türkischen
Eufor-Truppen werden Menschen von den Dächern gerettet, darunter Kinder,
eine Mutter mit Baby.
Nach tagelangen Regenfällen mit bis zu 150 Liter pro Quadratmeter wälzen
sich jetzt die Wassermassen die Flüsse hinunter Richtung Sava und Donau.
Selbst in Sarajevo ist der Pegel des sonst so friedlichen Flusses Miljacka
so hoch wie noch nie gestiegen, schon sind einige Brücken gesperrt.
In den tiefer gelegenen Vororten breiten sich nach dem Zusammenfluß der
Miljacka und der Bosna die Wassermassen aus und haben Gärten und Häuser
überschwemmt. Die Städte und Gemeinden im weiteren Verlauf des Flusses sind
alle gefährdet.
In der zentralbosnischen Stadt Maglaj steht das Wasser der Bosna bis zum
ersten Stock der Hochhäuser, Einfamilienhäuser sind verschwunden. Die Stadt
ist auf deem Landweg nciht mehr erreichbar, der Strom ist abgeschaltet,
Lebensmittel werden knapp.
## Etliche weitere Städte sind gefährdet
In der 20 Kilometer entfernten Stadt Zavidovici wurde eine Eisenbrücke
weggeschwemmt und ihre Teile prallten auf die nächste Brücke aus Stein, die
jetzt schwer beschädigt ist. Die am Unterlauf der Bosna liegenden Städte
und Gemeinden um Doboj erwarten bald den Höhepunkt der Flutwelle. Auch die
Drina in Ostbosnien ist über die Ufer getreten, Foca, Gorazde und Visegrad
sind gefährdet.
In Sarajevo ist der sturzflutartige Regen am Freitagmittag in Nieselregen
übergegangen. Im Nordwesten dagegen regnet es unaufhörlich intensiv weiter.
Die Städte Kljuc und Sanski Most an der Sana sind bereits überflutet, die
Altstadt von Prijedor steht unter Wasser, auch Banja Luka ist gefährdet.
„Das Wasser steigt unaufhörlich, es ist jetzt noch zwei Meter von unserem
Haus entfernt,“ erklärte Sudbin Music, der in einem Dorf 5 Kilometer von
Prijedor in der Nähe des Flusses Sana wohnt, gegenüber der taz. Der
ehemalige Lagerinsasse war erst im April Gast beim taz-lab in Berlin.
Viele der jetzt erneut zerstörten Häuser sind erst in den letzten Jahren
nach den Zerstörungen während des Krieges 1992-95 wiederaufgebaut worden.
Bosnien und Herzegowina gehört zu den ärmsten Ländern Europas. Die jetzige
Flutkatastrophe wird das Land erneut zurückwerfen.
Die Schäden, so kann man schon jetzt abschätzen, werden in die Milliarden
gehen. Das Zentrum des Tiefs scheint sich jetzt nach Kroatien um die
Hauptstadt Zagreb zu verlagern. Für Serbien macht dies jedoch keinen
Unterschied.
Die Wassermassen aus Bosnien und aus Kroatien haben die Flüsse Sava und
Donau weiter anschwellen lassen. Weite Teile der Uferlandschaft sind schon
überflutet. Tausende Anwohner wurden evakuiert. In Serbien sind schon
Todesopfer zu beklagen.
Die Flut ist die größte seit Aufzeichnung des Wetters vor 120 Jahren. Auch
die an der unteren Donau gelegenen Länder Rumänien und Bulgarien müssen
sich auf eine Hochwasserkatastrophe vorbereiten.
16 May 2014
## AUTOREN
Erich Rathfelder
## TAGS
Bosnien und Herzegowina
Serbien
Kroatien
Hochwasser
Bosnien
Balkan
Serbien
Bosnien und Herzegowina
Flut
Hochwasser
## ARTIKEL ZUM THEMA
Überschwemmungen in Bosnien: Die Menschen leben wieder in Angst
Weniger als ein halbes Jahr nach dem letzten großen Hochwasser sind die
Dörfer um Prijedor schon wieder von Fluten bedroht.
Hilfe für den Balkan nach der Flut: 3000 Euro zinsloser Kredit je Firma
Deutschland verspricht Kredite und Soforthilfen für die Kleinindustrie in
Bosnien-Herzegowina. Das fördert die multiethnische Zusammenarbeit.
Hochwasser auf dem Balkan: Fluten bedrohen Kraftwerk
In Bosnien hat rund eine Million Menschen keinen Zugang zu sauberem Wasser.
Und Serbien drohen massive Stromausfälle durch das Hochwasser.
Flutkatastrophe auf dem Balkan: Erdrutsche und Mückenplage
In Bosnien drohen Minen angeschwemmt zu werden. Derweil gibt die orthodoxe
Kirche in Serbien Conchita Wurst die Schuld an der Flut.
Jahrhundertflut auf dem Balkan: Unvorbereitet in die Katastrophe
In den bosnischen Städten Maglaj und Doboj stand das Wasser noch am Sonntag
vier Meter hoch. Insgesamt starben mindestens 44 Menschen.
Extreme Niederschläge auf dem Balkan: Tote und Milliardenschäden
Zehntausende wurden auf dem Balkan aus ihren überfluteten Häusern gerettet.
Nicht alle schafften es. Geschäftsleute in Serbien wollten die Notlage
finanziell ausnutzen.
You are viewing proxied material from taz.de. The copyright of proxied material belongs to its original authors. Any comments or complaints in relation to proxied material should be directed to the original authors of the content concerned. Please see the disclaimer for more details.