# taz.de -- Noch mehr Demokratie: Bürger begehren Verbindlichkeit | |
> Altonaer Initiative will verhindern, dass der Senat Bürgerentscheide | |
> kassiert. „Mehr Demokratie“ unterstützt sie dabei aber nicht | |
Bild: Hamburger Modell: Das Volk stimmt ab, der Senat entscheidet. | |
HAMBURG taz | Dem Bürgerbegehren mit dem Ziel, Bürgerentscheide verbindlich | |
zu machen, schlägt heute die Stunde: Die Initiative „Bürgerwillen | |
verbindlich machen“ hat das vorgeschriebene Quorum von rund 6.000 gültigen | |
Unterschriften zusammen bekommen und gibt die Unterschriften um elf Uhr im | |
Altonaer Rathaus ab. | |
Die InitiatorInnen [1][ärgert], dass Bürgerentscheide lediglich das Gewicht | |
von Entscheidungen der Bezirksversammlung und damit nur empfehlenden | |
Charakter haben. Der Senat hat sich immer wieder unter Berufung auf das | |
„gesamtstädtische Interesse“ darüber hinweggesetzt. | |
## Vom Bismarckbad bis Iserbrook | |
Die Initiative erinnert an die übergangenen Bürgerentscheide für die | |
Erhaltung des Bismarckbades, gegen den Umzug von Kleingärten auf den | |
geplanten Autobahndeckel der A7 und an das Bürgerbegehren, in dem sich über | |
44.000 Bürger gegen eine Wohn-Bebauung im Buchenhofwald in Iserbrook | |
aussprachen, das Senat und Bezirk Altona dann jedoch wieder aufgehoben | |
haben. | |
Auch der Hamburger [2][Landesverband] der Nichtregierungsorganisation „Mehr | |
Demokratie“ räumt ein, dass es ein deutliches Problem mit der | |
Verbindlichkeit von Bürgerentscheiden gibt. Unterstützen wollten sie die | |
Initiative trotzdem nicht. Deren Bürgerbegehren führe zu keinem | |
verbindlichen Ergebnis, sagt Gregor Hackmack vom Landesverband. | |
Hackmack habe außerdem den Eindruck, das Altonaer Bürgerbegehren liefe eher | |
schleppend – vor allem, weil es zu sehr mit der Linken assoziiert worden | |
sei. Es gebe aber Überlegungen, in dieser Sachen ein Volksbegehren | |
anzustoßen. | |
## Eine Art Testballon | |
Für Robert Jarowoy, Fraktionschef der Linken, ist das Bürgerbegehren auf | |
Bezirksebene ein Testballon. An der Reaktion der Altonaer ließe sich | |
ablesen, ob ein Volksentscheid auf gesamtstädtischer Ebene aussichtsreich | |
wäre. Zudem könnte die Bezirksversammlung Altona ein Zeichen setzen, indem | |
sie das Anliegen der Initiative übernähme. | |
Die Initiative ist ungewöhnlich, weil sie mit den Mitteln eines | |
Bürgerentscheids auf Bezirksebene eine Gesetzesänderung auf Landesebene | |
anzuschieben versucht. Selbst wenn sie sich durchsetzen sollte, hätte das | |
bloß empfehlenden Charakter. Das zeigt sich auch im Text des | |
Bürgerbegehrens. „Unterstützen Sie die Forderung, dass der Bezirk dem Senat | |
und der Bürgerschaft empfiehlt, die dazu notwendigen Gesetze zu | |
beschließen?“, heißt es. | |
„Im Prinzip müssten wir einen Volksentscheid machen und das streben wir | |
auch an“, räumt Johannes Kohl, Vertrauensmann des Bürgerbegehrens ein. Das | |
Bürgerbegehren habe aber den Zweck, zunächst einmal das Publikum über die | |
Machtlosigkeit der Bezirkspolitik aufzuklären. „Jetzt wissen 6.000 Leute | |
Bescheid, dass unsere Bezirksversammlung nur ein Verwaltungsausschuss ist“, | |
sagt Kohl. | |
Vertrauensmann Kohl sagt, der Bürgerentscheid solle die Sache nach dem | |
Schneeballprinzip ins Rollen bringen. Folge der Senat einer Empfehlung des | |
Bezirkes nicht, könnte als nächste Stufe eine Volksinitiative auf | |
Landesebene gestartet werden. | |
26 May 2014 | |
## LINKS | |
[1] http://www.altonaer-manifest.de/manifest.php | |
[2] http://hh.mehr-demokratie.de/ | |
## AUTOREN | |
Gernot Knödler | |
## TAGS | |
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Mehr Demokratie | |
Altona | |
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