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# taz.de -- Kämpfe im Irak: Bagdad rüstet sich gegen Islamisten
> US-Präsident Obama hat es abgelehnt, den Irak direkt mit Truppen gegen
> die Terrorgruppe Isis zu unterstützen. In Bagdad bereitet man sich auf
> einen möglichen Angriff vor.
Bild: Ein Soldat beobachtet Freiwillige, die zu einem Militärlager gefahren we…
BAGDAD/WASHINGTON dpa | Nach dem Siegeszug der Islamistenmiliz Isis im Irak
haben die US-Republikaner Präsident Barack Obama zu einem entschiedeneren
Vorgehen aufgefordert. John McCain, einflussreicher Senator aus Arizona,
drängte Obama zu sofortigen Luftangriffen, um den Vormarsch der
Dschihadisten zu stoppen. Der US-Präsident hatte erklärt, militärische
Hilfe zu erwägen. Zugleich rief er aber die irakische Regierung auf, ihre
Probleme vorerst selbst zu lösen.
Die Terrorgruppe Islamischer Staat im Irak und in Syrien (Isis) erobert
seit Wochenbeginn Städte im Irak und dringt in Richtung Bagdad vor. Ihr
Ziel ist ein sunnitischer Gottesstaat zwischen Mittelmeer und Persischem
Golf. Nach Angaben der Organisation Ärzte ohne Grenzen ist eine Million
Iraker auf der Flucht.
Bagdad bereitet sich auf Angriffe vor. Augenzeugen berichteten, Polizei und
Militär patrouillierten in den Straßen. Kontrollposten würden aufgebaut.
„Die Sicherheitskräfte sind in höchster Alarmbereitschaft“, verlautete aus
Sicherheitskreisen.
Obama schloss ein Eingreifen amerikanischer Bodentruppen in den Konflikt
aus. Washington bereite „andere Optionen“ zur Unterstützung der Iraker vor,
sagte Obama in Washington. Die Entscheidung werde aber nicht über Nacht
fallen. Der Sprecher des US-Verteidigungsministeriums, John Kirby, sagte,
die Optionen umfassten „breitgefächertes militärisches Potenzial“. Sie
würden darauf abzielen, „Isis bei ihrem Vormarsch den Schwung zu nehmen und
die irakischen Sicherheitskräfte zu stärken“.
„Die Vereinigten Staaten werden ihren Teil beitragen“, sagte Obama weiter,
„aber verstehen Sie, dass es am Irak liegt, seine Probleme als souveräne
Nation selbst zu lösen.“ Der Vorstoß extremistischer Gruppen sei ein
„Weckruf“ für die Bagdader Regierung. Es könne im Irak keinen Frieden
geben, wenn sich örtliche Politiker stets auf amerikanische Hilfe
verlassen.
Offensichtlich in Anspielung auf Obamas Verzicht auf ein Eingreifen im
Syrien-Konflikt warf McCain der US-Führung vor, sich erneut vor Aktionen zu
drücken. Zugleich forderte er Obama auf, sein Sicherheitsteam zu entlassen
– allen voran Generalstabschef Martin Dempsey, den höchsten US-Offizier.
Sein Team habe Obama schlecht beraten, sagte McCain in einem CNN-Interview.
Den irakischen Streitkräften gelang es am Freitag lediglich regional, den
Vormarsch der Dschihadisten zu stoppen. Die 130 Kilometer vor Bagdad
gelegene Stadt Samara sei zurückerobert worden, berichtete „Al-Sumaria
News“. Nördlich von Bagdad drangen Isis-Truppen aber weiter in Richtung
Osten vor. Laut Medienberichten übernahmen die Krieger die Stadt Dschalula
sowie die Ortschaft Saadija in der Provinz Dijala.
Die Vereinten Nationen schlugen Alarm wegen Hinrichtungen durch Isis.
UN-Menschenrechtskommissarin Navi Pillay berichtete, allein in einer Straße
in Mossul seien 17 Zivilangehörige der Polizei getötet worden. "Ich bin
besonders besorgt über die gefährliche Lage von Minderheiten, Frauen und
Kindern", sagte Pillay in Genf. Nach UN-Angaben wurden bei Kämpfen in den
vergangenen Tagen mehrere Hundert Zivilisten getötet und etwa 1000
verletzt.
Der iranische Präsident Hassan Ruhani sicherte der schiitischen Regierung
des Iraks die Solidarität im Kampf gegen die sunnitische Terrororganisation
zu. Das „Wall Street Journal“ berichtete, mindestens drei Bataillone der
Al-Kuds-Brigaden, die Eliteeinheit der iranischen Revolutionsgarden, seien
in den Irak entsandt worden.
Der irakische Großajatollah Ali al-Sistani rief seine schiitischen
Glaubensbrüder zum Widerstand auf. Die Schiiten sollten vor allem die
Heiligtümer in Nadschaf und Kerbela schützen, ließ er verkünden.
Die benachbarte Türkei will nicht militärisch eingreifen, um die rund 80
türkischen Isis-Geiseln im Nordirak zu befreien. Die Regierung bemühe sich
um eine diplomatische Lösung, sagte Ministerpräsident Recep Tayyip Erdogan.
US-Vizepräsident Joe Biden erörterte am Telefon mit dem türkischen
Regierungschef die Lage. Beide hätten die Notwendigkeit eines
Schulterschlusses der irakischen Bevölkerung und deren Führer "gegen die
gemeinsame Bedrohung" betont, teilte das Weiße Haus mit.
14 Jun 2014
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