# taz.de -- Unruhen in der Ukraine: „Da tobt eine schwere Schlacht“ | |
> Die OSZE ist erstmals in Kontakt mit ihren verschleppten Mitarbeitern in | |
> der Ukraine. Im Osten wüten heftige Kämpfe. Russland schickt erneut | |
> Truppen an die Grenze. | |
Bild: Pro-russischer Kämpfer am Mittwoch in der Nähe von Donezk. | |
KIEW/BERLIN dpa/rtr | Die OSZE hat erstmals wieder Kontakt zu den seit rund | |
drei Wochen in der Ostukraine verschleppten Beobachterteams. „Sie sind okay | |
und nicht verletzt“, sagte der Sprecher der OSZE-Mission in Kiew, Michael | |
Bociurkiw, am Donnerstag. Unter den vermutlich von prorussischen | |
Separatisten festgehaltenen Beobachtern der Organisation für Sicherheit und | |
Zusammenarbeit in Europa (OSZE) soll auch eine Deutsche sein. | |
Unterdessen hat Russlandt mit einem neuen Truppenaufmarsch im Grenzgebiet | |
zur Ukraine begonnen. „Ich kann bestätigen, dass wir eine neue russische | |
Militärpräsenz sehen, mindestens mehrere Tausend zusätzlicher russischer | |
Soldaten in der Nähe der Grenzen der Ukraine“, sagte Nato-Generalsekretär | |
Anders Fogh Rasmussen am Donnerstag in London. Es gebe außerdem russische | |
Manöver in der unmittelbaren Nachbarschaft der Ukraine. | |
Russland bestätigte den Einsatz am Donnerstagnachmittag. Es gehe um eine | |
Sicherheitsmaßnahme, sagte Verteidigungsminister Sergej Schoigu in Moskau. | |
Ein namentlich nicht genannter Armeemitarbeiter sagte der Zeitung RBK | |
daily, dass es sich um „einige Tausend“ Soldaten handele. Das Militär habe | |
sich für einen Aufmarsch entschlossen, da die Gefechte in der Ukraine nicht | |
abklingen würden. In den Gebieten Rostow und Belgorod würden zudem Manöver | |
abgehalten. Der Vorsitzende des Verteidigungsausschusses der Moskauer | |
Staatsduma, Wladimir Komojedow, sagte, es gebe keine Pläne für einen | |
Einmarsch in die Ukraine. | |
Es handele sich um „einen sehr bedauerlichen Schritt rückwärts“, sagte der | |
Nato-Generalsekretär. „Und es scheint, als wolle Russland die Option zu | |
einem weiteren Eingreifen offenhalten.“ | |
## Kämpfe im Osten der Ukraine | |
Unterdessen haben sich prorussische Separatisten und Regierungssoldaten am | |
Donnerstag im Osten des Landes schwere Kämpfe geliefert. Es gebe Berichte, | |
dass auf beiden Seiten Panzer in Stellung gebracht worden seien, verlautete | |
aus dem ukrainischen Militär. Eine Bestätigung dafür gab es zunächst nicht. | |
„Da tobt eine schwere Schlacht, die in ihrem Ausmaß alles übertrifft, was | |
es bisher gab“, sagte ein Militärvertreter. Am frühen Morgen sei es nahe | |
der Stadt Krasni Liman zu schweren Kämpfen gekommen. | |
Die Stadt war seit Anfang des Monats unter Kontrolle der Regierungstruppen. | |
Separatisten in der Region hätten versucht, durch die Absperrungen der | |
Soldaten zu brechen. An den Kämpfen könnten bis zu 4.000 Separatisten | |
beteiligt sein, sagte der Militärvertreter. | |
Ein Regierungssprecher sagte, der „Einsatz gegen Terroristen“ werde | |
fortgesetzt. „Der Kampf geht weiter.“ Auf die Frage, ob tatsächlich bis zu | |
4.000 Separatisten beteiligt seien, antwortete er: „Dann wird es 4000 Särge | |
geben.“ | |
Mitten in der Krise mit Russland hat die Ukraine ihren bisherigen | |
Botschafter in Deutschland zum neuen Außenminister ernannt. Der 46 Jahre | |
alte Diplomat Pawel Klimkin folgt auf Andrej Deschtschiza, der zuletzt nach | |
einer öffentlichen Beschimpfung von Kremlchef Wladimir Putin in die Kritik | |
geraten war. | |
Der russische Außenminister Sergej Lawrow hatte daraufhin die Kontakte mit | |
Deschtschiza abgebrochen. Der neue prowestliche Präsident Petro Poroschenko | |
hatte Klimkin, der am 25. Dezember 1967 in der russischen Stadt Kursk | |
geboren wurde, zuvor als Chefdiplomaten vorgeschlagen. | |
Indes hat das Bundeskabinett den wirtschaftlichen Teil des | |
Assoziierungsabkommens mit der Ukraine gebilligt, dessen politische | |
Abschnitte bereits im März unterzeichnet worden waren. Als Fernziel nannte | |
Seibert die Einrichtung einer „tiefen und umfassenden Freihandelszone“. | |
19 Jun 2014 | |
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