# taz.de -- Kämpfe im Irak: Schiiten demonstrieren ihre Macht | |
> Mit Paraden zeigen schiitische Milizionäre ihre Bereitschaft, gegen die | |
> sunnitische Isis vorzugehen. Die Kämpfe gehen indes weiter, mindestens 80 | |
> Menschen sterben. | |
Bild: Anhänger des schiitischen Klerikers Muktada al-Sadr. | |
BAGDAD/KIRKUK dpa/ap/afp | Tausende schiitische Milizionäre haben in Bagdad | |
und anderen irakischen Städten am Samstag schwer bewaffnet Militärparaden | |
abgehalten. Die Aufmärsche sollten nach Ansicht von Beobachtern ihre | |
Bereitschaft demonstrieren, gegen die sunnitischen Extremisten und deren | |
Vormarsch im Irak anzukämpfen. | |
In Bagdad marschierten etwa 20.000 schwer bewaffnete Männer im schiitischen | |
Viertel Sadr City auf. Viele trugen Kampfanzüge und hatten Sturm- und | |
Maschinengewehre sowie Raketenwerfer bei sich. Ähnliche Paraden fanden auch | |
in den südlichen Städten Amara und Basra statt. In Basra waren | |
Schwertransportern mit Raketenwerfer und anderen Waffen für Bodengefechte | |
zu sehen. | |
Die Paraden wurden von Anhängern des schiitischen Klerikers Muktada al-Sadr | |
veranstaltet, der zur Zeit der US-Invasion eine mächtige Miliz anführte und | |
gegen amerikanische Truppen kämpfte. Auch wurde seine Miliz für Anschläge | |
auf sunnitische Zivilisten verantwortlich gemacht. | |
Die islamistische Isis-Miliz hat indes nach Medienberichten die irakische | |
Armee an der syrischen Grenze in die Flucht geschlagen. Die Kämpfer der | |
Organisation Islamischer Staat im Irak und Syrien (Isis) hätten einen | |
strategisch wichtigen Grenzort in der Region Al-Kaim übernommen, meldete | |
das Nachrichtenportal Sumaria News am Samstag. Demnach zogen sich die | |
irakischen Sicherheitskräfte nach mehrtägigen Kämpfen aus der Region an der | |
Grenze zu Syrien zurück. | |
Rund um die irakische Stadt Tikrit kamen Dutzende Menschen um. Wie die | |
Nachrichtenagentur dpa von Medizinern in der 180 Kilometer nördlich von | |
Bagdad entfernten Stadt erfuhr, wurden mindestens 84 Menschen getötet - | |
darunter viele Angehörige von Armee und Polizei. | |
## Iran kritisiert Washington | |
Der Iran hat kritisch auf die Pläne von US-Präsident Barack Obama im Irak | |
reagiert. „Die Äußerungen Obamas zeigen, dass die USA nicht entschlossen | |
genug im Kampf gegen den Terrorismus im Irak sind", sagte Vizeaußenminister | |
Amir Abdullahian nach Angaben staatlicher Medien am Samstag. Für den Irak | |
sollte in erster Linie eine diplomatische Lösung gefunden werden. Dazu | |
müssten die Regierung und die nationale und religiöse Einheit des Landes | |
gestärkt werden. Die Erwägungen Obamas würden nur zu mehr sektiererischen | |
Spannungen führen, so die Einschätzung des Vizeministers. | |
Der Iran unterstützt die schiitische Regierung in Bagdad im Kampf gegen die | |
sunnitischen Isis-Islamisten. Die USA bereiten sich zweieinhalb Jahre nach | |
Ende des Kriegs im Irak auf neue Militärschläge in dem Land vor. Obama | |
hatte am Donnerstag die Bereitschaft zu gezielten und präzisen | |
militärischen Schritten angekündigt, um den Isis-Vormarsch im Irak zu | |
stoppen. | |
Bei Kämpfen in der irakischen Region Kirkuk sind indes interne Konflikte | |
zwischen sunnitischen Aufständischen in offene Gewalt mit mehreren Toten | |
umgeschlagen. Kämpfer der Dschihadistengruppe Islamischer Staat im Irak und | |
in Großsyrien (Isis) und der Dschaisch al-Tarika al-Nakschbandia (JRTN) | |
richteten in Hawija die Waffen aufeinander, dabei wurden nach Angaben aus | |
Sicherheitskreisen vom Samstag 17 Menschen getötet. | |
Die Gründe des Gewaltausbruchs waren zunächst unklar. Ein Vertreter der | |
Sicherheitskräfte sagte, die JRTN-Rebellen hätten sich geweigert, ihre | |
Waffen niederzulegen, wie es die Isis gefordert habe. Dagegen berichteten | |
Augenzeugen, die Gruppen seien wegen mehrerer Öl-Tanklastwagen in Streit | |
geraten. | |
21 Jun 2014 | |
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