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# taz.de -- Kommentar Hollands Achtelfinalsieg: Louis van Gaal ist weltmeisterl…
> Totale Verteidigung statt „Totaalvoetbal“: Hollands Elf spielt lange
> bräsig, doch reagiert in der Schlussphase flexibel. Das ist ein Verdienst
> des Trainers.
Bild: Richtiger Trainer für die Realität dieser WM: Louis van Gaal.
Selbstverständlich waren die Abrechungen mit Louis van Gaal fünf Minuten
vor Ende des Achtelfinales bereits fertig. Titel: Der Mann, der Hollands
Stil (totaalvoetbal) verraten hat für den schnöden „resultaat gericht
voetballen", also Ergebnisfußball – und kein Ergebnis bekommt.
Undsoweiter. Tja. Nun sind die Verurteilungen auf die Texthalde
zurückgeschoben und der Trainer van Gaal gilt nach dem 2:1 über Mexiko als
der Mann, der die Niederlande zum ersten Weltmeistertitel führt. Zumindest
bis zum Beweis des Gegenteils.
Das wunderbare [1][Comeback in den letzten Spielminuten] mit den Toren der
Recken Snejder und Huntelaar wird bei entsprechendem Turnierverlauf zu
einem Heldenepos werden, das vom Charakter und Siegeswillen des
niederländischen Teams erzählt. Zunächst einmal erzählt es sehr viel über
dieses WM-Turnier. Erstens, dass man den Zufallsfaktor auf keinen Fall
unterschätzen darf. Holland hatte einfach Glück. Zweitens, dass nicht das
System sich durchsetzt, weder der Ballbesitz, noch die Destruktivität,
sondern die Flexibilität – vor allem bei atemberaubenden Wetterbedingungen.
Man kann aus dem gekühlten Wohnzimmer heraus den Vorwurf erheben, die
Niederlande hätten eine Stunde bräsig und ideenlos gespielt. Man kann aber
nach dem Turnierverlauf auch anerkennen, dass es nun mal van Gaals neue
Strategie ist, lange Zeit sehr vorsichtig zu agieren, um dann mit Personal-
und Systemwechsel einen müde gewordenen Gegner zu überraschen. Van Gaals
totale Verteidigung war nach dem Rückstand obsolet, also wechselte er in
das klassische 4-3-3. Das heisst nicht, dass es besser sein muss, von
Anfang an so zu agieren.
## Kein goldener Jahrgang
Man darf nicht vergessen, dass das niederländische Team individuell
betrachtet längst nicht so gut ist, wie bestimmte Vorgängerversionen. Das
ist keiner der diversen goldenen Jahrgänge, die es schon gab. Aber er
enthält einen Arjen Robben auf der Höhe seines Könnens (das beinhaltet auch
seine perfektionierte Art der Vorteilserschleichung) und seiner Fitness.
Selbst keine Fehler zu machen und diesen Robben möglichst ideal zu
positionieren, das sind van Gaals primäre Ziele. Und in einem 4-3-3 kann er
das nicht, denn da sind Robbens Räume in der Regel von drei bis vier
Gegenspielern zugestellt, wie man auch gegen Mexiko sah. Aber dann geht er
in der vorletzten Minute einmal doch außen vorbei – holt den Elfer. Und der
Torjäger Huntelaar schießt ihn rein.
Trotzdem: Huntelaar ist und bleibt das „breekijzer“, das Brecheisen für die
letzte Viertelstunde, mit dem Spielertyp Strafraumstürmer in der
Startformation wird man nicht Weltmeister, das weiß van Gaal – im Gegensatz
zu Brasilien. Und mit ihrem gepflegten 4-3-3 werden die Niederlande nicht
Weltmeister. Wer seinem Nationalstil treu bleibt, hat schon verloren.
Selbst gegen Costa Rica.
Selbstverständlich geht es beim Fußball um die ästhetische Begründung. Aber
wer denkt, die Niederlande könnten mit diesem Team und bei diesem Wetter 90
Minuten „schön“ spielen, ist ein hoffnungsloser Realitätsverweigerer. Oder
Johan Cruyff.
Dass die Niederlande tatsächlich ein Team für den Titelgewinn haben, ist
zweifelhaft. Aber es steht völlig außer Frage, dass sie den richtigen
Trainer für die Realität dieser WM haben.
30 Jun 2014
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## AUTOREN
Peter Unfried
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