# taz.de -- Bodenoffensive im Gazastreifen: Obama stellt sich hinter Israel | |
> Panzer im Gazastreifen, Tausende Luftangriffe und Hunderte Tote. Trotzdem | |
> erwägt Ministerpräsident Netanjahu eine Ausweitung der Militäraktion. | |
Bild: Nach Zusammenstößen mit israelischen Soldaten: Palästinenser bringen s… | |
GAZA-STADT/JERUSALEM ap | Nach zehn Tagen mit mehr als 2.000 Luftangriffen | |
treibt Israel nun seine Bodenoffensive im Gazastreifen mit unnachgiebiger | |
Härte voran. Soldaten zerstörten am Freitag Raketenabschussrampen und | |
Tunnel der radikalislamischen Hamas, Panzer deckten die Region mit | |
Geschosssalven ein, und immer wieder kam es zu Gefechten mit | |
palästinensischen Kämpfern. | |
US-Präsident Barack Obama hat sich unterdessen demonstrativ hinter die | |
Regierung in Jerusalem gestellt. In einem Telefonat mit Ministerpräsident | |
Benjamin Netanjahu habe er seine „Unterstützung für Israels Recht, sich | |
selbst zu verteidigen“, betont, sagte Obama am Freitag im Weißen Haus. | |
Keine Nation müsse es hinnehmen, dass sie mit Raketen beschossen werde und | |
Terroristen unter ihrem Territorium Tunnel bauten. | |
Zugleich äußerte sich Obama tief besorgt über die Gefahr einer weiteren | |
Eskalation der Gewalt. Washington hoffe, dass Israel Zivilisten schone. | |
Erneut plädierte Obama für eine Feuerpause. Außenminister John Kerry sei | |
bereit, für weitere Konsultationen abermals in die Region zu reisen. | |
Seit Beginn der Angriffe in der vergangenen Woche sind mindestens 265 | |
Palästinenser umgekommen, ein Viertel davon Kinder. Bei der am | |
Donnerstagabend gestarteten Bodenoffensive wurden mindestens 20 Menschen | |
getötet, wie palästinensische Behörden mitteilten. | |
Der UN-Sicherheitsrat wollte noch am Freitag zu einer Dringlichkeitssitzung | |
zur Lage im Nahen Osten zusammenkommen, wie UN-Diplomaten sagten. Doch | |
während sich die internationale Gemeinschaft um eine Entschärfung der | |
Situation bemüht, ist Israel offensichtlich zu einer weiteren Eskalation | |
bereit. | |
Netanjahu wies das Militär an, sich auf eine „erhebliche Ausweitung“ der | |
Militäraktion vorzubreiten. Die Streitkräfte sollten dem Netzwerk von | |
Tunneln der Hamas einen vernichtenden Schlag versetzen. Dies sei allein mit | |
Luftangriffen nicht möglich, sagte Netanjahu in Tel Aviv. | |
„Wir haben uns dazu entschlossen, die Operation zu beginnen, nachdem andere | |
Option ausgeschöpft waren, und tun dies im Bewusstsein, dass ohne diese | |
Operation der Preis, den wir zahlen werden, sehr hoch sein kann“, fügte | |
Netanjahu hinzu. | |
Die israelischen Truppen beklagen bislang ein Opfer der Bodenoffensive. Wie | |
der Soldat zu Tode kam, ist noch unklar. Der militärische Flügel der Hamas | |
erklärte, er habe israelische Einheiten bei der Stadt Beit Lahija | |
beschossen und Opfer verursacht. Nach israelischen Medienberichten könnte | |
der Soldat jedoch versehentlich von eigenen Truppen getötet worden sein. | |
Die Hamas, die in den vergangenen Tagen mehr als 1.500 Raketen auf Israel | |
abgefeuert hatte, zeigt sich bislang unbeeindruckt. „Die Bodenoffensive | |
macht uns keine Angst“, sagte Sprecher Sami Abu Suhri. „Wir werden die | |
Besatzungsarmee im Schlamm von Gaza ertränken.“ | |
## Grünes Licht für weitere Soldaten | |
Die Hamas hat bereits mehrere israelische Großoperationen überstanden, | |
darunter auch eine dreiwöchige Bodenoffensive im Jahr 2009. Allerdings gilt | |
die Hamas heute als schwächer, mit weniger regionaler und internationaler | |
Unterstützung. | |
Der israelische Regierungssprecher Mark Regev sagte, Bodentruppen in den | |
Gazastreifen zu schicken, sei für Israel keine leichte Entscheidung | |
gewesen. Doch sei dies nötig gewesen, um der strategischen Bedrohung durch | |
die Tunnel zu begegnen, über die „Terroristen in Israel eindringen und | |
Massentod auslösen“ könnten. Im Übrigen habe „die Hamas die Tür zu einer | |
diplomatischen Lösung verschlossen“. | |
Die Offensive ist nach israelischen Angaben nicht befristet. In den | |
vergangenen Tagen waren 48.000 Soldaten an der Grenze zum Gazastreifen | |
zusammengezogen worden, am Donnerstagabend gab die Regierung grünes Licht | |
für 18.000 weitere Reservisten. | |
UN-Generalsekretär Ban Ki Moon zeigte sich zutiefst besorgt. Er bedauere, | |
dass trotz wiederholter Warnungen ein ohnehin gefährlicher Konflikt nun | |
verschärft worden sei. „Ich rufe Israel auf, mehr zu tun, um zivile Opfer | |
zu verhindern“, fügte er hinzu. „Es kann keine militärische Lösung dieses | |
Konflikts geben.“ | |
Frankreich startete einen Vermittlungsversuch. Außenminister Laurent Fabius | |
kündigte eine Reise nach Ägypten, Jordanien und Israel an. Ziel sei ein | |
Waffenstillstand und eine dauerhafte Entschärfung des Konflikts, die den | |
Sicherheitsbedürfnissen Israels und den wirtschaftlichen Bedürfnissen der | |
Palästinenser Rechnung trage. Auch Fabius mahnte Israel zur Zurückhaltung | |
und zum Schutz von Zivilisten. | |
18 Jul 2014 | |
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