Introduction
Introduction Statistics Contact Development Disclaimer Help
# taz.de -- „L'Unità“ eingestellt: Aus nach 90 Jahren
> Das linke Traditionsblatt, die alte Parteizeitung der Kommunisten
> Italiens, ist so tief in den roten Zahlen, dass sie ab August nicht mehr
> erscheinen kann.
Bild: Da lacht Berlusconi – hier im Jahr 2005 mit einer Unità-Ausgabe von 19…
ROM taz | Bloß ein Thema hatte das Traditionsblatt mit 90-jähriger
Geschichte am Mittwoch: „Sie haben l'Unità getötet“, verkündete die
Schlagzeile auf Seite 1 in großen Lettern. Auf den Seiten 2 und 3 erfolgte
die Rekonstruktion des eigenen Exitus - und dann gab es noch 16 blütenweise
Seiten ohne Texte, ohne Fotos.
Die Konten tiefrot, die Auflage im Keller: Schon seit Monaten kriselt es
bei dem früheren Organ der glorreichen KPI, 1924 gegründet vom Übervater
der italienischen Linken, von Antonio Gramsci. 30 Millionen Euro Schulden
sind aufgelaufen, die verkaufte Auflage ist auf zuletzt nur noch 20.000
Exemplare täglich abgesackt, seit drei Monaten bekommen die Redakteure die
Gehälter nicht mehr ausgezahlt. Und doch herrschte noch bis zum Dienstag
Hoffnung. Schließlich hatte Matteo Fago, Mehrheitsgesellschafter im Verlag,
angeboten, mit einem Kapitaleinschuss von 1,5 Millionen Euro die Geschäfte
erst einmal weiterzuführen.
Doch die anderen Gesellschafter wollten von Zwischenlösungen, die sie
weiteres Geld kosten könnten, nichts wissen. Sie zogen die Reißleine;
Verlag und Zeitung sollen nun abgewickelt werden, ab 1. August erscheint
L'Unità nicht mehr.
Vornehm beiseite stand derweil die Partito Democratico (PD) des
Ministerpräsidenten Matteo Renzi. Dank der Nähe zur PD erhält die Zeitung
immer noch drei Millionen Euro jährlich an staatlichen Subventionen aus dem
Topf für Partei- und Genossenschaftszeitungen, doch unternehmerisch ist die
PD nur noch mit 0,1% am Verlag beteiligt. Und politisch hält Renzi das
Blatt offenbar für verzichtbar: Seinen Blitzaufstieg gegen das alte
Partei-Establishment hatte l'Unità mit meist einigermaßen unfreundlichen
Tönen begleitet. Dennoch erklärt Renzi jetzt, er wolle alles tun, um die
Wiedergeburt aus der Asche der Pleite zu sichern - wie das gehen soll,
behält er jedoch für sich.
Die größte Hypothek für die Zukunft aber ist schlicht, dass dem alten
Kampfblatt die Leserschaft abhandengekommen ist. Noch vor zehn Jahren, als
Silvio Berlusconi regierte und Italiens Linke zur Weißglut trieb, lag die
Auflage immerhin bei 60.000. Seit Jahren aber kennen die Absatzzahlen nur
eine Richtung - steil nach unten. Und das ist wohl noch schlimmer als der
Tod der Unità: dass sie nur wenige vermissen werden.
31 Jul 2014
## AUTOREN
Michael Braun
## TAGS
Italien
Matteo Renzi
Schwerpunkt Zeitungskrise
Zeitungssterben
Italien
Italien
## ARTIKEL ZUM THEMA
Wissenschaftler über Zeitungskrise: „Die Verlage sind selbst schuld“
Die Auflage der Tageszeitungen sinkt stetig. Schuld sei das Internet, sagen
viele. Der Medienwissenschaftler Andreas Vogel widerspricht.
Linkes italienisches Blatt vor dem Aus: „L’Unità“ als trübes Parteibull…
Das einst glorreiche Organ der Kommunistischen Partei Italiens, die
„L’Unità“, steht vor seiner Liquidation. Schuld daran ist Renzis Partito
Democratico.
Debatte Italiens „Partito Democratico“: Hoffnung für eine Leiche
Die Demokratische Partei hat sich entschieden: Matteo Renzi, Bürgermeister
von Florenz, soll es für die parlamentarische Linke Italiens richten.
Viele italienische Zeitungen vor dem Aus: Betrug im Blätterwald
Italiens Regierung kürzt die Subventionen. Statt jedoch die Spreu vom
Weizen zu trennen und ein neues, transparentes Fördermodell zu schaffen,
setzt sie auf Kahlschlag.
You are viewing proxied material from taz.de. The copyright of proxied material belongs to its original authors. Any comments or complaints in relation to proxied material should be directed to the original authors of the content concerned. Please see the disclaimer for more details.