# taz.de -- Ökonomische Krise in China und Japan: Chinas Turbowachstum ist vor… | |
> Die Wirtschaft des Riesenreichs wächst nur noch leicht – und auch das | |
> nur, weil sie künstlich aufgebläht wird. In Japan bricht die Konjunktur | |
> ein. | |
Bild: Auch die Umweltprobleme sind ein Hindernis für das Wachstum Chinas: Flut… | |
PEKING taz | Als 2009 die Lehman-Pleite die gesamte Weltwirtschaft in den | |
Abgrund zu reißen drohte, erwies sich China als Retter. Die chinesische | |
Führung legte ein gigantisches Konjunkturpaket auf. Nach einem nur kurzen | |
Einbruch legte Chinas Wachstum wieder zweistellig zu und zog auch den Rest | |
der Welt mit. Vor allem die deutsche Wirtschaft profitierte seinerzeit von | |
den vielen Aufträgen aus der Volksrepublik. | |
Dieses Mal dürfte eine Rettung aus Fernost ausbleiben. Auf den ersten Blick | |
scheint sich Chinas Wirtschaft nach einem verhältnismäßig schwachen ersten | |
Quartal zwar zu berappeln. Im zweiten Quartal lag das Wachstum bei 7,5 | |
Prozent und damit 0,2 Prozentpunkte höher als im ersten Quartal. Das | |
entspricht genau dem anvisierten Jahreswert der chinesischen Führung. Im | |
Juli konnte der Exportweltmeister zudem seine Ausfuhren um 14,5 Prozent | |
steigern und damit einen neuen Rekordüberschuss in der Handelsbilanz | |
erzielen. Doch Ökonomen interpretieren diese Daten alles andere als | |
positiv. | |
„Der aktuelle moderate Aufschwung sollte nicht darüber hinwegtäuschen, dass | |
China mit strukturellen Problemen kämpft“, warnt Thomas Gitzel, Chefökonom | |
der Liechtensteiner VP Bank. Noch skeptischer interpretiert Michael Pettis, | |
US-Finanzwissenschaftler an der Peking-Universität, die jüngsten Daten: | |
„China kann das bisherige Niveau von Überinvestitionen nicht mehr viel | |
länger fortsetzen.“ | |
Tatsächlich hatte sich die chinesische Führung zu Jahresbeginn noch ganz | |
andere Ziele gesetzt. Nach Jahren des Turbowachstums, das auf staatlichen | |
Überinvestitionen, einer immer höheren Kreditvergabe und dem Raubbau an der | |
Natur basierte, wollte sie eigentlich einen Gang zurückfahren. Denn die | |
Folge dieser wachstumsgetriebenen Wirtschaftspolitik waren Überkapazitäten. | |
## Peking belebt alte Muster | |
Die Industrie der nach den USA zweitgrößten Volkswirtschaft sollte | |
umweltfreundlicher und kreativer werden. Peking wollte den privaten | |
Mittelstand stärken und die aufgeblähten Staatsunternehmen schwächen. | |
Konsum sowie Dienstleistungen und damit insgesamt der Binnenmarkt sollten | |
eine größere Rolle spielen als bisher. | |
Stattdessen ist die Volksrepublik in ihr altes Muster zurückgekehrt. Eine | |
Reihe von Konjunkturdaten belegen, dass Peking die Wirtschaft massiv | |
künstlich anheizt. Die staatlichen Investitionen sind erneut in die Höhe | |
geschossen. Die Privatwirtschaft hingegen hält sich mit Investitionen | |
zurück. | |
Um die Überkapazitäten abzubauen und eine allzu harte Landung der | |
chinesischen Wirtschaft zu verhindern, rät Ökonom Pettis zu einer Politik, | |
die auf sehr viel geringere Wachstumsraten setzt. Um einen wirklichen | |
Wandel einzuleiten, müsste laut Pettis das Wachstum aber auf 3 bis 4 | |
Prozent zurückgehen. | |
Mit solchen Raten würde sich Chinas Nachbar Japan mehr als zufriedengeben. | |
Die Wirtschaft des Inselstaats ist im zweiten Quartals sogar massiv | |
geschrumpft. Das Bruttoinlandsprodukt der drittgrößten Wirtschaft der Welt | |
sank um 6,8 Prozent. Dieser Einbruch geht jedoch überwiegend auf die | |
Anhebung der Verbrauchersteuer am 1. April zurück. Viele Japaner hatten | |
ihre Käufe vorgezogen. Im ersten Quartal legte die japanische Wirtschaft | |
noch um 6,1 Prozent zu. Japans Zentralbank geht fest davon aus, dass Japan | |
bis Ende des Jahres unterm Strich ein leichtes Plus verzeichnen wird. | |
15 Aug 2014 | |
## AUTOREN | |
Felix Lee | |
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