# taz.de -- Ballerkino mit den „Expendables“: Notgeil auf Krieg | |
> In „The Expendables 3“ treten die Actionhelden alter Schule gleich im | |
> Dutzend auf. Den Charme des ersten Teils erreicht der Film zu keinem | |
> Zeitpunkt. | |
Bild: Stallone, Statham und all die anderen alten Hasen: Szene aus „Expendabl… | |
Das hat man nun davon. Weil ich vor ein paar Jahren „The Expendables 1“ | |
auch gute Seiten abgewinnen konnte, habe ich mir nun „The Expendables 3“ | |
angesehen. Das war eine blöde Idee. | |
Ich stehe dazu. Der erste Kinofilm um die Söldnertruppe The Expendables | |
hatte was. Reinster Trash. Aber nicht uninteressant. Alte Haudegen, die | |
noch einmal ihre müden Muskeln anspannen, um einen Job zu erledigen. Eine | |
Low-Tech-Ausrüstung mit dicken Schaltern und röhrenden Motoren, als ob man | |
bei einem Motorradrennen mit einer Harley Davidson antritt. Analoge | |
Männermythen galore wie Schweigsamkeit, Ehre, Freundschaft. Der Anspruch, | |
das längst totgerittene Actiongenre ein letztes Mal zum Krachen zu bringen. | |
Eine Geschichte, die auch egal ist, Hauptsache, dass ordentlich | |
herumgeballert wird, am Schluss ein paar Frauen gerettet und die Bösen tot | |
sind. Und mittendrin ein Sylvester Stallone, der aussieht wie nach den | |
Dreharbeiten zu „Rambo 16“. | |
Wer diesem Film den Vorwurf mache, er sei reaktionär, hat recht, sieht aber | |
auch nicht alles. In seinen besten Momenten hat er eine eigene Unschuld. | |
Ein Film, in dem alternde Actionhelden wie Dolph Lundgren und Jason Statham | |
zeigen wollten, dass sie noch einmal gebraucht wurden, der in Wirklichkeit | |
aber ganz genau wusste, dass die Zeit der Actionhelden, die sich noch auf | |
Muskelkraft und dicke Kanonen verlassen können, längst vorbei ist. Das | |
Geballere war nichts anderes als ihr Abschiedsfeuerwerk. | |
Jetzt, beim dritten Teil, durfte offenbar jeder mitballern, der Lust und | |
nichts Besseres zu tun hatte. Arnold Schwarzenegger ist dabei, Antonio | |
Banderas, Wesley Snipes und seltsamerweise auch Harrison Ford. Als Böse | |
wurden Mel Gibson und ein paar hundert Statisten engagiert, die sich in die | |
Uniform einer fiktiven postsowjetischen Republik stecken lassen mussten, um | |
sich abknallen zu lassen. Und um die Geschichte weiterzudrehen, gibt es | |
jetzt neben den alten Haudegen ein zweites, junges Team, das sich im Kampf | |
zu bewähren und die Anerkennung der Alten zu erringen hat. | |
## Die prügelnde Quotenfrau kann auch nichts retten | |
Während aber die Altstars geradezu Schlange standen, um bei der Sache | |
mitzumachen, hat die Castingcrew bei den Jungen nur Schauspieler gefunden, | |
die es erkennbar nötig hatten, mal bei einem möglichen Blockbuster | |
mitzuspielen. Und daraus, dass mit dem Mixed-Martial-Arts-Star Ronda Rousey | |
auch eine Frau mitkloppen darf, macht der Film auch nicht viel, außer ein | |
wenig unglaubwürdiges Geflirte zwischen ihr und Stallone. | |
Vielleicht hatte der Film einfach Pech. In Zeiten, in denen es reale | |
kriegerische Konflikte gibt, sieht man Fantasien über alte Recken, die | |
notgeil auf Krieg sind, weil sie sonst mit ihrem Leben nichts anzufangen | |
wissen, nicht so gern. Den Vogel in dieser Hinsicht schießt Harrison Ford | |
ab. Nachdem die Truppe mal eben eine ganze Armee samt Panzern und | |
Hubschraubern niedergemacht hat, sagt er als alternder CIA-Offizier, der | |
inkognito noch einmal ins Feld zieht: „So viel Spaß hatte ich lange nicht | |
mehr.“ Das ist eine Nummer zu dick. | |
Die Masche mit den Altstars ist natürlich auch schlicht zu durchsichtig. | |
Aber im Kern funktioniert etwas anderes nicht an dem Film. Sylvester | |
Stallone hat sich im Ernst noch einmal Schauspielerei zugemutet. Rededuelle | |
mit Gegenspieler Mel Gibson, Psychogespräche mit den Kumpels, Entwicklung | |
von Vatergefühlen den jungen Söldnerkollegen gegenüber. Das sind die | |
Momente, in denen man wirklich den Kopf über diesen Film schütteln muss. In | |
ihnen sieht Stallone tatsächlich, und zwar unfreiwillig, alt aus. | |
21 Aug 2014 | |
## AUTOREN | |
Dirk Knipphals | |
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