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# taz.de -- Neuer Sylvester-Stallone-Film: Männer am Rande des Motorschadens
> Sie fahren schwere Maschinen und verdingen sich schon mal als Söldner: In
> "Expendables" schickt Sylvester Stallone zahlreiche Veteranen des
> Actionkinos auf die Leinwand.
Bild: Sylvester Stallone und sein Söldnertrupp: Ein letztes Aufbegehren schwer…
Wenn einen Frau nicht weiß, welchem Beruf ihr Mann nachgeht, dann entsteht
ein Verhältnis besonderen Vertrauens. Oder sie trennt sich. Dann fehlt ihm
aber das Publikum für die Inszenierung seines Geheimnisses. Also muss er
ihr doch irgendwie demonstrieren, was er normalerweise tut, wenn sie gerade
nicht zusieht.
So taucht Lee Christmas eines Tages an dem Ort auf, an dem der neue Freund
seiner Liebsten mit ein paar Männern Basketball spielt. Er gibt sich als
Aggressor zu erkennen, die sechs Gegner lachen noch kurz, wenig später
liegen sie mit gebrochenen Gliedern auf dem Boden, und der Nebenbuhler hat
ein Messer in der Brust. Es ritzt ihn nur ein wenig, ums Leben kam nur der
Basketball, aber die Sprache dieser Tat ist ziemlich deutlich. Mit Lee
Christmas legt man sich besser nicht an. Zu Lacy gewandt, brummt er noch:
"Thats what I do." Ob sie das nun wirklich so genau wissen wollte?
Lee Christmas (Jason Statham) ist einer der "Expendables" in dem
gleichnamigen neuen Film von Sylvester Stallone. Die "Expendables" sind
überzählige Männer, Relikte aus einer anderen Zeit des Actionkinos. Sie
fahren schwere Motorräder und verdingen sich gelegentlich als Söldner. Sie
sind der Zahl nach kein dreckiges Dutzend und der Haltung nach auf jeden
Fall ein "wild bunch". Sie sind so etwas wie die letzte Bastion eines
amerikanischen Männerbildes, das zunehmend in den virtuellen Räumen
verloren zu gehen schien.
Nun ist der Film "The Expendables" in den USA schon eine Weile im Kino, und
er hat sehr viel Geld eingespielt. Überraschend viel Geld angesichts der
Tatsache, dass es nur eine lächerliche Handlung gibt (eine
lateinamerikanische Insel mit 6.000 Einwohnern muss von diktatorischen
Herrschern und amerikanischen Auspressern befreit werden) und darüber
hinaus eine Ansammlung von Veteranen des Actionfilms, gegen die jede
Hells-Angels-Zusammenkunft wie ein Messdienerkonvent wirken würde. Dolph
Lundgren, Sylvester Stallone, Bruce Willis und sein Wiedergänger Steve
Austin, dazu der Hongkong-Star Jet Li, der wie ein verirrtes Projektil
durch Hollywood fliegt, ohne noch irgendwo einzuschlagen. Er trägt im Film
den Namen Yin Yang, das sagt eigentlich alles über den Humor der Sache, wie
auch ein kleiner Gastauftritt von Arnold Schwarzenegger, dem Meister der
"punch line".
Das Zentrum der Sache ist aber natürlich Sylvester Stallone selbst, der
sich hier einen Film als Vehikel für eine Geschlechterrolle geschaffen hat,
an der alle Emissionsgesetze scheitern müssen. Die Kehllaute von Sly
Stallone klingen, als trüge er einen Zwölfzylinder dort, wo andere Menschen
ihren Thorax haben, und auf diese tiefergelegte Artikulation ist auch der
Rest von "The Expendables" gestimmt: die Motorräder röhren so, die
vergammelten Automobile spucken unüberhörbar die letzten Tropfen Kraftstoff
in die Welt, und das Söldnerflugzeug ist eine fliegende Kiste mit
Höllenfracht.
"The Expendables" markiert keinen Zivilisationsbruch, sondern einen ewigen
Stimmbruch: Männer am Rande des Motorschadens.
24 Aug 2010
## AUTOREN
Bert Rebhandl
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