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# taz.de -- Rechtsstreit um Hamburger Club: Pudel gegen Oberstübchen
> Wolf Richter und Rocko Schamoni, die Eigentümer des Golden Pudel Club in
> St. Pauli, streiten vor Gericht. Es geht um Kommerz und Gentrifizierung.
Bild: Schorsch Kamerun im Jahr 2010 vorm Pudel Club.
HAMBURG taz | Der Golden Pudel Club in Hamburg St. Pauli bleibt gespalten.
Wenig überraschend konnten sich die beiden Eigentümer des Gebäudes, Wolf
Richter und Rocko Schamoni, am Mittwoch vor dem Hamburger Landgericht nicht
einigen. Ihr Streit ist persönlicher Natur, hat aber auch eine politische
Dimension.
Es geht darum, wie das Haus neben der von Anwohnern erkämpften Parkanlage
Park Fiction genutzt werden soll: kommerziell, wie Richter mit seinem
Restaurant Oberstübchen im Obergeschoss, oder unkommerziell in einem sich
verteuernden St. Pauli, wie der Pudel Club als Raum für Kunst und Subkultur
es im Erdgeschoss praktiziert.
2008 hatten Schamoni und Richter das Gebäude im St. Pauli Fischmarkt 27,
das den Golden Pudel Club, den Pudelsalon und das Archiv des benachbarten
Park Fiction beherbergte, gekauft. Um es dem Markt zu entziehen und
gemeinsam mit Park Fiction für die langfristige Nutzung zu sichern.
„Ursprünglich war für die Mitglieder des Pudel Clubs eine Nutzung des
gesamten Hauses vereinbart. Die wurde zunächst auch praktiziert“, sagt
Viktor Marek, Geschäftsführer des Pudel Clubs. Doch 2011 eröffnet Richter
im Obergeschoss sein Restaurant Oberstübchen. Plötzlich hatten die
Pudelmitglieder und die Park-Fiction-Leute keinen Zugang mehr zu Ober- und
Dachgeschoss. Mit anwaltlicher Hilfe erstritten sie sich ihn zurück.
Ein weiterer Streitpunkt: das Oberstübchen zahlt keine Miete. Möglich ist
das, weil der Vertrag vorsieht, dass ein Projekt, das keinen Gewinn
erzielt, auch keine Miete zahlt. Und so erwirtschaftet das Oberstübchen
zumindest offiziell kein Geld. Die Rückzahlung der Kredite, mit denen der
Kauf und die Renovierung des Pudelgrundstücks finanziert wurden, stemmt der
Pudel Club allein.
## Richter will bleiben
Vor Gericht wurden zwei Lösungen diskutiert. Schamoni und sein Anwalt
nennen sie die „Kleine und die Große“: bei der „kleinen Lösung“ würd…
Oberstübchen im Pudel bleiben, aber Miete zahlen. Das Dachgeschoss, das
derzeit vom Oberstübchen genutzt wird, aber gar nicht Teil des
Mietvertrages ist, würde gemeinsam genutzt. „Wir wollen ja nur, dass fair
geteilt wird“, sagt Schorsch Kamerun, Sänger der Goldenen Zitronen und
Mitbetreiber des Pudelclubs.
Noch lieber wäre dem Pudel freilich „die große Lösung“: Dabei würde der
aktuelle Wert des Grundstücks von unabhängiger Stelle geschätzt und dieses
dann von einer noch zu gründenden Stiftung aus dem Park- und Pudelumfeld
gekauft werden. Der Erlös würde an Schamoni und Richter fließen. Deren
gemeinsame GbR würde aufgelöst, das Oberstübchen wäre raus, der Pudel
wieder komplett und für eine unkommerzielle Nutzung gesichert. Doch diesem
Vorschlag erteilt Richter vor Gericht eine Absage: „Nö. Ich möchte ja gar
nicht verkaufen.“
Beide Parteien haben gut zwei Monate Zeit, eine Lösung zu finden. Sollte
das scheitern, sehen sie sich wieder vor dem Landgericht.
11 Sep 2014
## AUTOREN
Hannes Stepputat
## TAGS
Schorsch Kamerun
Hamburg
St. Pauli
Gentrifizierung
Pudelclub
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Rocko Schamoni
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