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# taz.de -- Inventur im Wald: Der grüne Alleskönner
> Dem Wald gehe es gut, sagt der Agrarminister. Doch Umweltschützer
> kritisieren, dass vor allem Buchen nicht streng genug geschützt werden.
Bild: Geht's ihnen nun gut, den Bäumen? Oder eher nicht?
BERLIN taz | Der deutsche Wald soll Holz liefern für Möbel, fürs Heizen im
Kamin, und er soll das Klima schützen. Kann das alles klappen? Dem Wald
gehe es „gut“, sagte CSU-Bundesagrarminister Christian Schmidt am Mittwoch.
Er stützt sich auf die neue, die dritte Bundeswaldinventur. Naturschützer
sehen das etwas anders: Um ökologisch intakt zu bleiben, bräuchten die
Waldflächen Schonung, sagen Aktivisten.
Die Waldinventur ist ein Megaprojekt. Es gibt sie alle zehn Jahre.
Geschulte Waldgutachter ziehen dabei mit Laptops und Navigationsgeräten
durch die hiesigen Wälder. 90 Milliarden Bäume wachsen hierzulande, ein
Drittel Deutschlands ist bewaldet. Das Thünen-Institut im brandenburgischen
Eberswalde koordiniert die Inventur.
Anders als der Waldzustandsbericht, der jedes Jahr einen Eindruck gibt, wie
gesund der Wald ist, schafft diese Bilanz den Überblick über die Menge des
Holzes, die Artenvielfalt und die Treibhausgasbilanz. Demnach ist der
Holzvorrat in den letzten zehn Jahren um sieben Prozent gestiegen. Die
Bäume werden älter.
Der Wald besteht knapp zur Hälfte aus Fichten (25 Prozent) und Kiefern (22
Prozent), die Laubbäume nehmen aber zu: Waren es 2002 noch 40 Prozent, sind
es heute 43. Monotone Fichtenkulturen, die schon nach 50 bis Jahren
geschlagen werden können, haben sich als anfällig erwiesen gegen Insekten
oder Stürme.
## Umbauten im Grünen
Darum wird nun umgebaut. Der Wald von morgen soll „widerstandsfähiger“
sein, sagte Minister Schmidt. Er werde einen „deutschen Waldpakt“
einrichten, in dem die staatlichen und private Waldbesitzer den Wald von
morgen planen. Das Prinzip: „Schützen durch Nützen“. Schon heute wird die
Hälfte des in Deutschland geschlagenen Holzes verbrannt. Der Rest wird zu
Papier, Baumaterial oder Möbeln. 1,1 Millionen Menschen arbeiten in der
Holz- und Forstwirtschaft.
Der Wald ist auch Jagdrevier oder Ort für den Spaziergang. Obendrein soll
er ökologisch in Takt sein, das Klima schützen. Dazu brauche er aber auch
Schonung, sagen Umweltschützer. „Wir brauchen dringend ein Netz ungenutzter
Waldflächen, in denen sich die Natur selbst überlassen ist“, forderte der
WWF.
Ginge es nach der Natur, stünden in Deutschland vor allem Buchen. Diese
seien zu wenig „streng geschützt“, kritisierte Greenpeace in einer
gemeinsamen Erklärung mit dem BUND, dem Forum Umwelt und Entwicklung und
dem Nabu. Es mangele an Urwäldern, die am meisten Holz hätten und am
meisten Treibhausgase binden würden.
Bisher sind 1,9 Prozent der hiesigen Wälder streng geschützt, dort wird
keine Forstwirtschaft mehr betrieben. Die Bundesregierung hat sich im Jahr
2007 das Ziel gesetzt, bis 2020 fünf Prozent der Waldflächen dauerhaft
einer Nutzung zu entziehen. „De facto haben wir das selbst gesteckte Ziel
schon erreicht“, sagte Schmidt. In vielen Arealen werde ohnehin kein Holz
geschlagen. Auf Dauer gesichert ist das freilich nicht. Die Umweltschützer
werden sich damit nicht zufrieden geben.
8 Oct 2014
## AUTOREN
Hanna Gersmann
## TAGS
Wald
Holz
Rohstoffe
Artenvielfalt
Artenvielfalt
UN
Biodiversität
Barack Obama
Schwerpunkt Klimawandel
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