# taz.de -- Kampf um Kobani: Ein Viertel gehört IS | |
> Die syrische Luftwaffe beschießt Rebellen nahe Damaskus, US-Flugzeuge | |
> bombardieren neun Stellungen der IS bei Kobani. Die Türkei wartet ab. | |
Bild: Türkische Panzer an der Grenze mit Blick auf Kobani. Hinten US-Bombardem… | |
WASHINGTON/ANKARA/WASHINGTON dpa/rtr | Zur Unterstützung der kämpfenden | |
Kurden haben die USA weitere Stellungen der Terrormiliz Islamischer Staat | |
(IS) nahe der nordsyrischen Stadt Kobani bombardiert. Neun Ziele im Norden | |
und Süden seien am Donnerstag beschossen worden, teilte das Zentralkommando | |
des US-Militärs in Tampa (Florida) am späten Abend mit. Dabei seien unter | |
anderem mehrere von der IS genutzte Gebäude sowie Panzer der Terrormiliz | |
zerstört worden. Ob die Angriffe die Extremisten von einem weiteren | |
Vorrücken in die Stadt abgehalten haben, blieb zunächst unklar. | |
Trotz Gegenwehr und US-Luftangriffen hatten die Dschihadisten zuletzt im | |
Häuserkampf weitere Viertel erobert. Nach Einschätzung der Syrischen | |
Beobachtungsstelle für Menschenrechte kontrollierten IS-Kämpfer den Osten | |
der syrisch-kurdischen Stadt sowie kleinere Gebiete im Nordosten und | |
Südosten. Der Kommandeur der Verteidiger Kobanis, Esmat al-Scheich, sagte | |
der Nachrichtenagentur Reuters, die IS-Kämpfer hätten rund ein Viertel der | |
Stadt besetzt. | |
Die Regierung in Ankara sprach sich dennoch gegen einen Alleingang mit | |
Bodentruppen gegen die Extremisten im Nachbarland aus. Der | |
IS-Sondergesandte der USA, John Allen, betonte bei einem Besuch in Ankara, | |
dass sofortige Schritte nötig seien, um den IS militärisch zu schwächen und | |
diesen daran zu hindern, die Region weiter zu bedrohen. Zudem kündigten die | |
USA intensivere Gespräche beider Länder auf militärischer Ebene an. | |
Die EU-Innenminister vereinbarten derweil in Luxemburg, künftig verstärkt | |
gewaltbereite Europäer, die sich etwa der IS-Terrormiliz anschließen | |
wollen, an den Außengrenzen der EU zu stoppen. So sollen bestimmte Reisende | |
– etwa alle Passagiere eines Flugzeugs aus einer kritischen Region – ab | |
sofort wieder systematisch an der Grenze kontrolliert werden. Dabei sollen | |
Zöllner die Pässe elektronisch mit der europaweiten Fahndungsbank SIS sowie | |
der Interpol-Datenbank überprüfen, um potenzielle Terroristen zu entdecken. | |
## Eine gemeinsame Strategie nötig | |
Bundesinnenminister Thomas de Maizière (CDU) sagte: „Wir wollen nicht, dass | |
aus Europa, aus Deutschland Terror exportiert wird. Und wir wollen erst | |
recht nicht, dass ausgebildete Kämpfer nach Europa und Deutschland | |
zurückkehren und gegebenenfalls hier Anschläge planen.“ [1][Die Türkei], | |
die Panzerverbände in Schuss- und Sichtweite von Kobani an ihrer Südgrenze | |
stationiert hat, ist trotz des drohenden Falls der Stadt nicht bereit, | |
allein gegen die Terroristen vorzugehen. | |
„Dass nur die Türkei ganz alleine eine Bodenoperation unternimmt, ist kein | |
realistischer Ansatz“, sagte Außenminister Mevlüt Cavusoglu nach einem | |
Treffen mit dem neuen Nato-Generalsekretär Jens Stoltenberg in Ankara. Das | |
internationale Bündnis gegen den IS müsse sich auf eine gemeinsame | |
Strategie einigen. | |
Cavusoglu betonte, Teil der internationalen Strategie gegen den IS müsse | |
der Sturz des syrischen Machthabers Baschar al-Assad sein. Solange das | |
Assad-Regime an der Macht sei, würden Blutvergießen und Massaker in Syrien | |
andauern. Bei Protesten von Kurden in der Türkei gegen die abwartende | |
Haltung der Regierung starben seit Dienstag nach neuen Angaben mindestens | |
24 Menschen. | |
Die Militärchefs der Koalition zum Kampf gegen IS wollen bei einem Treffen | |
auf höchster Ebene am kommenden Montag und Dienstag über ihre Strategie im | |
Irak und in Syrien diskutieren. Sollten die IS-Dschihadisten Kobani | |
erobern, hätten sie einen durchgängigen Grenzstreifen zur Türkei unter | |
ihrer Kontrolle. | |
Bei einem Luftangriff der syrischen Luftwaffe in der Nähe der Hauptstadt | |
Damaskus starben derweil am Donnerstag nach Angaben der syrischen | |
Beobachtungsstelle für Menschenrechte mindestens 25 Menschen. Zahlreiche | |
weitere seien schwer verletzt worden. Die Kampfjets der Luftwaffe von | |
Machthaber Baschar al-Assad hätten bei mehreren Angriffen ein von Rebellen | |
kontrolliertes Gebiet bombardiert. | |
10 Oct 2014 | |
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