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# taz.de -- Steinmeier im Twitter-Interview: Wer fragt, bleibt dumm
> Unter #FragSteinmeier versuchte sich der Außenminister im
> Twitter-Interview. Es gibt keine blöden Fragen und Antworten? Nun ja.
Bild: Telefonieren kann er – twittern noch nicht so gut: Außenminister Fran…
Für Frank-Walter Steinmeier war das „Twitterview“ eine Premiere und habe
ihm [1][„Spaß gemacht“], twitterte der Außenminister, als alles vorbei wa…
Vierzig Minuten lang widmete er sich einer Auswahl an Fragen, die er über
den Account des Auswärtigen Amtes beantwortete.
Selbst besitzt der SPD-Politiker nämlich kein Profil bei Twitter, dafür
aber bei [2][Facebook]. Ein User wurde auch auf sein Profil bei StudiVZ
aufmerksam, was direkt zur Frage führte: „[3][Wieso haben Sie auf Ihrem
StudiVZ-Profil seit 3 Jahren nichts mehr geschrieben?]“ Steinmeier widmete
sich dann aber bevorzugt den Fragen zu Ebola, TTIP und der Ukraine.
Insgesamt waren unter den circa 3.000 Tweets eine Menge interessanter
Beiträge zusammengekommen. Wer da so schrieb, ließ sich in vier Gruppen
einteilen. Eine Typologie.
## 1. Die Kollegen
Es ist kein Geheimnis, Politiker twittern gern. Ob Gregor Gysi, Volker Beck
oder die gesamte Piratenpartei. Das „zeige, dass sich Politiker um einen
direkten Austausch mit den Bürgern bemühen“, erklärte der Hamburger
Medienforscher Steffen Burkhardt in einem [4][Interview] gegenüber
stern.de.
Die Kollegen Christopher Lauer und die Parteivorsitzende der bayrischen
Piraten Nicole Britz hatten kein Glück bei #FragSteinmeier. Beide bekamen
keine Antwort auf ihre humorvollen Beiträge. Britz twitterte: „[5][Wollen
Sie wirklich Aussenminister von 80 Mio potentiellen Terroristen sein?]“
Lauer, der vor kurzem sein [6][Ausscheiden aus der Piratenpartei] über
Twitter bekannt gegeben hatte, wollte wissen: „[7][Werden Sie aufgrund
geheimdienstlicher Erkenntnisse anderer Staaten erpresst? Wenn ja, von
wem?]“
Die NSA-Spähaffäre zählt zu den größten Skandalen unter Steinmeier. Er
hatte in seiner Zeit als Minister im Kanzleramt die [8][Operation Eikonal
mitverantwortet]. Dabei wurden Daten vom BND an die NSA geliefert.
## 2. Die „paranoiden Nerds“
Nicht nur Lauer hatte Interesse an „[9][Eikonal]“. Richard Gutjahrs Tweet:
„[10][Haben Sie die Weitergabe der Internet-Daten sämtlicher Bundesbürger
an die NSA genehmigt?]“ wurde mehr als 300 Mal retweetet.
Ungemütliche Fragen kündigten sich schon in einem Beitrag von Rolf Weber
an: „[11][Ihr wisst schon, was ihr euch da mit den ganzen paranoiden Nerds
antut?]“ Digital Natives, die in 140 Zeichen über Datenschutz reden wollen,
das hätte eine Zerreißprobe für den Twitter-unerfahrenen Außenminister
werden können. Wer denkt, nun wird es aufregend, irrt jedoch, denn die
Fragen werden „[12][dort beantwortet, wo sie hingehören: im
Untersuchungsausschuss]", versicherte Steinmeier.
## 3. Die Presse
Ausweichende Politiker in Interviews sind für sie nichts Neues. Vielleicht
gerade deshalb wollten zwei Medienvertreter sich an der Fragerunde mit
Steinmeier beteiligen. Tagesschau und Rheinische Post wurden für ihre
Tweets an #FragSteinmeier mit boshaften Kommentaren abgestraft. Einige
Twitter-Nutzer meinten nämlich: „[13][Liebe @tagesschau, @rponline
@Volker_Beck und, und, und - auch wenn sie gute Fragen haben, ist
#FragSteinmeier nicht eher 'für's Volk'?]“
Trotz Verständnis für den Unmut der User sprang Beck stellvertretend ein
und twitterte: „ ... [14][auch wir sind das Volk] ... “.
## 4. Die Skurrilen
Nachdem Axel Stoll vor ein paar Monaten den „[15][Strafplaneten Erde
verlassen hat]“ könnte man vermuten, die Sichtungen von Ufos, Flugscheiben
und Außerirdischen würden stark zurückgehen. Exopolitik bewies das
Gegenteil: „[16][Hat das Auswärtige Amt ein Protokoll für einen mgl.
Erstkontakt mit Außerirdischen und wenn ja, wie sieht es aus?]“. Der
Account führt zu einem „UFO-Verein“, der gern mal „[17][über die Welt n…
dem Erstkontakt]“ twittert. Steinmeier war anscheinend nicht überrascht von
seiner Begegnung der dritten Art und antwortete: „[18][Wir bauen schon am
Beamer]“.
Ein reger Austausch begann bei den Themen 2-Staaten-Lösung für den Nahen
Osten, Ukraine und IS, allerdings ohne Steinmeier. Seine Tweets
befriedigten die Community nicht. Ob es daran lag, dass für Diskussionen
keine Zeit war oder an den Verweisen auf Ausschüsse und Sonderbeauftragte,
insgesamt wurde das „Twitterview“ im Nachhinein kritisch besprochen.
Inhaltlich hätte dem Außenminister problemlos auch ein Tweet gereicht, was
bei den Twitter-Usern nicht unbemerkt blieb. Emmanuelle twitterte:
„#FragSteinmeier war interessant, wir haben gelernt, dass man auch in 140
Zeichen um den Brei herum reden kann.“ Es gibt halt nicht nur blöde Fragen,
sondern auch die dazu passenden Antworten.
17 Oct 2014
## LINKS
[1] http://twitter.com/AuswaertigesAmt/status/522781531186946048
[2] http://www.facebook.com/FrankWalterSteinmeier
[3] http://twitter.com/Frankenfeld1/status/522760306117070848
[4] http://www.stern.de/politik/deutschland/politiker-und-twitter-fettnaepfchen…
[5] http://twitter.com/dyfustic/status/522369408610889728
[6] /!146221/
[7] http://twitter.com/Schmidtlepp/status/522772041507045376
[8] http://www.spiegel.de/netzwelt/web/sascha-lobo-ueber-den-bnd-und-den-bruch-…
[9] http://www.sueddeutsche.de/politik/spaeh-affaere-bnd-leitete-daten-vondeuts…
[10] http://twitter.com/gutjahr/status/522655427855937536
[11] http://twitter.com/twrweb/status/522361106791411712
[12] http://twitter.com/AuswaertigesAmt/status/522776960662261760
[13] http://twitter.com/twone2/status/522779844313350145
[14] http://twitter.com/Volker_Beck/status/522780554144808962
[15] http://www.vice.com/de/read/dr-axel-stoll-hat-den-strafplaneten-verlassen-…
[16] http://twitter.com/exopolitik/status/522420114227216384
[17] http://twitter.com/exopolitik/status/514808577874071554
[18] http://twitter.com/AuswaertigesAmt/status/522773524323520512
## AUTOREN
STEFANIE BAUMEISTER
## TAGS
Twitter / X
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Piratenpartei
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