# taz.de -- Zoff in der „Zeit“: „Lachen Sie doch auch mal“ | |
> Harald Martenstein schreibt eine humoristische Kolumne über zwei | |
> „Zeit“-Autorinnen. Er fühlte sich von ihrem Text provoziert. | |
Bild: Gottschalk bezeichnte sich selber als „wandelnder Herrenwitz“. | |
Es war ein Amüsement wie wenn eine Versicherungsgesellschaft auf der | |
Weihnachtsfeier den Chef als teambildende Maßnahme in Klopapier einwickelt. | |
Irgendwie komisch. Die Komik in Harald Martensteins [1][am Dienstag auch | |
online erschienener Kolumne] konnte aber nicht jeder entdecken. [2][Ein | |
Essay mit der Überschrift „Gender-Debatte“ war der Aufhänger.] | |
Die Autorinnen des Textes hatten verschiedene Typen von antifeministischen | |
Männern beschrieben, woraufhin Martenstein sich angesprochen fühlte. „Ich | |
bin nicht wütend. Ich amüsiere mich“, sagte er. Und damit sich auch alle | |
mit ihm mit amüsieren, forderte er die beiden Autorinnen des Gender-Textes | |
auf: „Nun lachen sie doch auch mal“. | |
Der Humor Martensteins ist speziell, das heißt aber nicht, dass er keinen | |
Anklang in der deutschen Medienbranche findet. „Frauen wie Sie sitzen an | |
vielen wichtigen Schaltstellen, ihre Meinung dominiert in den Medien“, | |
schreibt Martenstein über die Zeit-Autorinnen. | |
Dabei fallen einem doch viel schneller „wütende, weiße Männer“ wie | |
Martenstein ein, die die Gender-Debatten der letzten Jahren dominiert haben | |
und die über den ein oder anderen Witz seiner Kolumne schmunzeln würden. | |
Nur: Wer könnte das sein? | |
## Der „wandelnde Herrenwitz“ | |
Einen Lacher könnte Martenstein von Showmaster Thomas Gottschalk bekommen. | |
Wütend ist er zwar nicht, aber er bezeichnet sich selbst als den | |
„wandelnden Herrenwitz“. Der „Wetten dass..?“-Moderator sagte während … | |
#Aufschrei-Debatte, er habe [3][„fremden Frauen ans Knie gefasst“] und | |
[4][„sensible Künstlerinnen mit dröhnendem Altherrenhumor in Verlegenheit | |
gebracht“]. Den dröhnenden Altherrenhumor besitzt Harald Martenstein | |
augenscheinlich auch. Ein Witz soll das beweisen: „Die Bahn soll 960 | |
zusätzliche Gleichstellungsbeauftragte einstellen“, schreibt er, das heißt | |
für ihn, „es könnte dann in jedem ICE eine Gleichstellungsbeauftragte | |
mitfahren.“ Das soll witzig sein, „Lachen Sie doch auch mal“, fordert er. | |
## | |
In seiner gleichnamigen Talkshow hatte Markus Lanz mal die stellvertretende | |
Vorsitzende der Linken, Sahra Wagenknecht, zu sich eingeladen. Man hätte | |
schon ahnen können, in welche Richtung das gehen soll, nachdem sie als | |
[5][„die schönste Linke aller Zeiten“] vorgestellt wurde. Nicht nur, dass | |
der Talkmaster ihr ständig über den Mund fuhr, er feuerte eine | |
Bullshit-Frage nach der anderen ab: Europa – ja oder nein? Euro – rein oder | |
raus? Wagenknecht war sichtlich erstaunt über die Art und Weise des Talks. | |
Harald Martenstein wäre ein gutes Pendant gewesen, er hätte der „schönen | |
Linken“ dann vielleicht gesagt: „Je mächtiger Sie werden, desto mehr müss… | |
Sie sich damit abfinden, auch kritisiert zu werden oder verspottet“. | |
## Der „Testosteron-Booster“ | |
Aber statt Martenstein saß Hans-Ulrich Jörges, Mitglied der Chefredaktion | |
des Stern, mit Sahra Wagenknecht in der Talkrunde. Er wurde später als | |
[6][„Testosteron-Booster“ und „Politik-Clown vom Dienst“] beschrieben. … | |
trat mit der Devise „Wer lauter spricht, hat Recht“ auf und gestikulierte | |
wild. Sicher muss er, genau wie Harald Martenstein, auch „schmunzeln“, wenn | |
sich Feministinnen „über die ruppigen Angriffe beklagen, denen Sie im | |
Internet ausgesetzt sind.“ | |
## | |
Schmunzeln mussten die beiden Talkgäste Rainer Brüderle und Peter Hahne in | |
der Sendung „Hart aber Fair“, als sich die Europa-Abgeordnete Terry Reintke | |
(Grüne) [7][kritisch zum „Hurra-Patriotismus“ der EM] äußerte. Sie | |
begleiteten jeden Kommentar der Politikern mit einem senilen Lächeln. Als | |
Moderator Frank Plasberg später fragte, welchen seiner Talkgäste Peter | |
Hahne zum EM-Finale mitnehmen würde, sagte er [8][„Frau Reintke und fünf | |
Fahnen und zwei drücke ich ihr in die Hand.“] Von Rainer Brüderle wollen | |
wir gar nicht erst anfangen. | |
22 Oct 2014 | |
## LINKS | |
[1] http://www.zeit.de/zeit-magazin/2014/41/harald-martenstein-zorn-abgehaengte… | |
[2] http://www.zeit.de/2014/38/online-kommentare-digitale-oeffentlichkeit | |
[3] http://www.faz.net/aktuell/feuilleton/medien/fragen-sie-gottschalk/fragen-s… | |
[4] http://www.faz.net/aktuell/feuilleton/medien/fragen-sie-gottschalk/fragen-s… | |
[5] http://www.stefan-niggemeier.de/blog/17061/wie-markus-lanz-ein-paar-mal-bei… | |
[6] http://www.stefan-niggemeier.de/blog/17061/wie-markus-lanz-ein-paar-mal-bei… | |
[7] http://www.stern.de/kultur/tv/hart-aber-fair-kritik-schwarz-rot-groel-18459… | |
[8] http://www.youtube.com/watch?v=VA5ngKZ8I8c | |
## AUTOREN | |
STEFANIE BAUMEISTER | |
## TAGS | |
Harald Martenstein | |
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