| # taz.de -- Marktmacht in den USA: Banken und Amazon zerschlagen! | |
| > In den USA wird diskutiert, ob Geldinstitute wie JP Morgan oder der | |
| > Onlinehändler zu mächtig sind. Großkonzerne könnten gesplittet werden. | |
| Bild: Amazon-Lager in Goodyear, Arizona: Der Konzern ist viel zu marktbeherrsch… | |
| BERLIN taz | Sollte man marktbeherrschende Unternehmen und Großbanken | |
| zerschlagen? In den USA wird diskutiert, ob Investmentbanken wie JP Morgan | |
| oder der Onlinehändler Amazon zu mächtig sind. Für die USA wäre es nicht | |
| das erste Mal, dass Großkonzerne aufgesplittet werden: 1911 wurde das | |
| Ölunternehmen Standard Oil des Rockefeller-Clans in 34 verschiedene Firmen | |
| zerschlagen, 1982 wurden aus dem Telefonriesen AT&T sieben kleine „baby | |
| bells“. | |
| Es ist daher als konkrete Drohung zu verstehen, dass der New Yorker | |
| Fed-Chef William Dudley ankündigte, die großen Investmentbanken zu | |
| zerschlagen, falls es zu neuen Skandalen kommt. Bei einem Treffen mit | |
| Bankmanagern sagte er: Bei weiteren Regelverstößen müsse „der unvermeidbare | |
| Schluss gezogen werden, dass Ihre Firmen zu groß und zu komplex sind, um | |
| effektiv geführt zu werden“. Die Finanzstabilität verlange daher, „dass | |
| Ihre Firmen dramatisch geschrumpft und vereinfacht werden müssen“. | |
| Seit der Finanzkrise 2008 mussten die großen Banken mehr als 100 Milliarden | |
| Dollar an Strafen zahlen. Die Liste ihrer Vergehen ist lang: Es wurden | |
| Sanktionen etwa gegen den Iran missachtet, Beihilfe zur Steuerflucht | |
| geleistet oder der Referenzzins Libor manipuliert. „Das Muster des | |
| Fehlverhaltens endete nicht mit der Finanzkrise“, stellte Dudley fest. | |
| Die New Yorker Fed ist für die Aufsicht der Investmentbanken an der Wall | |
| Street zuständig. Dudleys harsche Kritik ist zudem bemerkenswert, weil er | |
| ein Insider ist: Er hat früher als Volkswirt bei der Investmentbank Goldman | |
| Sachs gearbeitet. | |
| ## Amazon gleich Standard Oil? | |
| Allerdings will Dudley die Investmentbanken nicht sofort zerschlagen, | |
| sondern setzt vorerst auf weitere Regulierung. So schlug er vor, dass die | |
| Banker zum Teil mit einer „Leistungsanleihe“ vergütet werden, die durch | |
| einen Geldfonds gedeckt ist – aus dem auch Strafen gezahlt werden, die die | |
| Aufsicht verhängt. Die Banker hätten also ein finanzielles Interesse, | |
| Skandale zu vermeiden. | |
| Auch der Streit über Amazon geht in den USA in eine neue Runde. | |
| Nobelpreisträger Paul Krugman forderte in seiner jüngsten Kolumne in der | |
| New York Times, Amazon zu zerschlagen, weil es ein Nachfragemonopol besitze | |
| und den Verlagen die Konditionen diktieren könne. Amazon streitet sich seit | |
| Monaten mit dem US-Verlag Hachette, wie E-Books abzurechnen sind. Da | |
| Hachette bisher nicht nachgab, wird der Verlag von Amazon drangsaliert: Die | |
| gedruckten Bücher von Hachette werden nur verzögert ausgeliefert, | |
| Neuerscheinungen können oft nicht vorbestellt werden. | |
| Krugman verglich Amazon nun explizit mit Standard Oil, bevor der Ölkonzern | |
| zerschlagen wurde: Es gab damals konkurrierende Eisenbahngesellschaften, | |
| was Standard Oil ausnutzte. Nur wer starke Nachlässe gewährte, durfte das | |
| Öl transportieren. Krugman erinnert daran, dass „diese Ära der | |
| kapitalistischen Raubritter erst zu Ende ging, als wir als Nation | |
| beschlossen, dass einige Geschäftspraktiken nicht akzeptabel sind“. | |
| Auch in Deutschland hat Amazon versucht, die Verlagsgruppe Bonnier zu neuen | |
| E-Book-Konditionen zu zwingen, indem die gedruckten Bücher nur noch | |
| verzögert ausgeliefert wurden. Der Streit ist inzwischen beigelegt – mit | |
| Bonnier als Sieger. | |
| 22 Oct 2014 | |
| ## AUTOREN | |
| Ulrike Herrmann | |
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