| # taz.de -- BND will Verschlüsselung knacken: Mut zur Lücke | |
| > Der Bundesnachrichtendienst will Informationen über Sicherheitslücken in | |
| > Software kaufen, um sie für Spähaktionen zu nutzen. | |
| Bild: Die BND-Zentrale in Berlin. Die Palme soll Kunst sein | |
| BERLIN dpa | Der Bundesnachrichtendienst (BND) will [1][einem Medienbericht | |
| zufolge] Informationen über Sicherheitslücken in Software kaufen. Das | |
| Nachrichtenmagazin Der Spiegel [2][berichtete], dass der BND in den | |
| nächsten Jahre 4,5 Millionen Euro eingeplant habe, um bisher unbekannte | |
| Sicherheitslücken in Software zu kaufen. Das gehe aus geheimen Unterlagen | |
| hervor. | |
| Die Lücken wolle der BND nutzen, um die verbreitete Verschlüsselung SSL | |
| auszuhebeln. Banken, Online-Netzwerke oder Shopping-Seiten verwenden SSL, | |
| um Kundendaten und Login-Informationen zu schützen. Auch die Süddeutsche | |
| Zeitung berichtete von den Plänen des BND, diese Verschlüsselung zu | |
| knacken. Der BND wolle offenbar Software-Sicherheitslücken für gezielte | |
| Spähattacken nutzen, berichteten Süddeutsche Zeitung, NDR und WDR. | |
| Die Bundesregierung hat die Zusammenarbeit des Bundesnachrichtendienstes | |
| (BND) mit der französischen Software-Sicherheitsfirma Vupen bestätigt. Eine | |
| der Dienstleistungen der Firma Vupen ist es, Geheimdiensten und | |
| Sicherheitsbehörden eben diese in Software entdeckten Sicherheitslücken zur | |
| Verfügung zu stellen. Ein Sprecher des Bundesinnenministeriums sagte am | |
| Montag in Berlin, die Erkenntnisse aus der Zusammenarbeit mit Vupen seien | |
| vor allem für den Schutz der Regierungsnetze und nicht zur Weitergabe an | |
| Dritte erworben worden. Die Zusammenarbeit mit der französischen Firma sei | |
| inzwischen beendet worden. | |
| Regierungssprecher Steffen Seibert erklärte, Ziel der Bundesregierung sei | |
| es, die Abhängigkeit von ausländischen Dienstleistern im Bereich | |
| IT-Sicherheit weiter zu reduzieren. „Es trifft zu, dass der BND plant, | |
| seine vorhandene technische Basis zu stärken“, fügte Seibert hinzu. Das | |
| zentrale Element dieser Initiative sei der Aufbau eines Frühwarnsystems für | |
| Cyber-Angriffe. | |
| ## CCC fordert, den Sicherheitslücken-Kauf zu verbieten | |
| Der Hackerverein Chaos Computer Club (CCC) reagierte empört. Er warf dem | |
| BND vor, Bürger und Unternehmen Gefahren durch Sicherheitslücken in | |
| Computerprogrammen auszusetzen. Der CCC forderte, den Kauf der | |
| Sicherheitslücken durch deutsche Behörden zu verbieten. Diese | |
| Sicherheitslücken, genannt „zero day exploits“, werden teilweise von | |
| Hackern aufgespürt und auf einem unkontrollierten Markt gehandelt. | |
| Angreifer können die Lücken unter Umständen ausnutzen, um in Computer | |
| einzudringen. Auf diese Gefahr weist schon der Name hin: „zero days“ heißen | |
| so, weil Nutzer keine Zeit („null Tage“) haben, um sich vor einem Angriff | |
| zu schützen. Auch Kriminelle können die Schwachstellen entdecken und für | |
| ihre Zwecke ausnutzen. | |
| Dass der BND solche Schwachstellen angeblich aufkaufen wolle, sei | |
| „inakzeptabel“, kritisierte der Chaos Computer Club am Montag. Er warf dem | |
| Nachrichtendienst vor, den Markt für Software-Fehler anzuheizen. „Der | |
| Anreiz würde weiter steigen, aufgespürte Sicherheitslücken im Geheimen zu | |
| handeln“, erklärte der CCC. Auf dem Schwarzmarkt würde das Wissen um die | |
| Schwachstellen „für sechs- bis achtstellige Euro-Beträge“ verkauft. | |
| „Gleichzeitig wird es Bürgern und Unternehmen erschwert, sich vor | |
| technischen Angriffen auf persönliche Daten oder Geschäftsgeheimnisse zu | |
| schützen“, betonte der Hackerverein. Sicherheitsexperten warnen immer | |
| wieder vor Gefahren durch unveröffentlichte Software-Lücken. Fachleute | |
| werben dafür, Sicherheitslücken den Herstellern der Software mitzuteilen. | |
| Die können dann dafür sorgen, dass die Lücken gestopft werden. Unternehmen | |
| wie Google oder Microsoft schreiben Geld für die Jagd nach Schwachstellen | |
| aus. Google startete im Sommer das „Project Zero“, um selbst | |
| Sicherheitslücken in Software aufzudecken. | |
| 10 Nov 2014 | |
| ## LINKS | |
| [1] http://www.sueddeutsche.de/digital/bundesnachrichtendienst-aufruesten-fuer-… | |
| [2] http://www.spiegel.de/netzwelt/netzpolitik/sicherheitsluecken-ccc-kritisier… | |
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