| # taz.de -- Max Blumenthal und die Klo-Affäre: „Ich bin empört“ | |
| > Max Blumenthal fühlt sich als Antisemit diffamiert. Im Interview erklärt | |
| > er, warum er Linken-Fraktionschef Gysi auf dem Weg zur Toilette | |
| > bedrängte. | |
| Bild: Blumenthal und Gysi vor dem Bundestagsklo. | |
| taz: Herr Blumenthal, in Deutschland kennt man Sie jetzt, weil Sie Gregor | |
| Gysi auf dem Weg zur Toilette bedrängt haben und das Video ins Internet | |
| landete. Was sollte das? | |
| Max Blumenthal: Ich habe das Video nicht veröffentlicht. Aber ich habe kein | |
| Problem damit und kann die Konsequenzen tragen. Mir war klar, dass | |
| konservative Medien mir daraus einen Strick drehen würden. Ich wundere mich | |
| nur, dass kaum ein Journalist meine Seite der Geschichte hören wollte. Ich | |
| habe sogar bei der Bild-Zeitung angerufen, aber der zuständige Redakteur | |
| hat es abgelehnt, mit mir zu sprechen. | |
| Verhält man sich so im Bundestag, wie Sie es getan haben? | |
| Wie soll man reagieren, wenn einem Antisemitismus vorgeworfen wird? Ich bin | |
| empört. Das erinnert mich an die McCarthy-Ära. Da hieß es auch: du bist | |
| Kommunist. Eine Verteidigung wollte man gar nicht hören, das Urteil stand | |
| schon vorher fest. | |
| Aber warum sind Sie deshalb auf Gysi losgegangen? Er sagt, er habe Ihnen | |
| nie Antisemitismus vorgeworfen. Das war vielmehr das Simon Wiesenthal | |
| Center in Los Angeles. | |
| Gysi hat sich den Vorwurf aber zu eigen gemacht und mit dafür gesorgt, dass | |
| wir in Berlin nicht auftreten konnten. Das Simon Wiesenthal Center wird von | |
| niemandem in den USA ernst genommen, außer am äußerst rechten Rand der | |
| Gesellschaft. Ich staune, dass es in Deutschland linke Politiker gibt, die | |
| das ernst nehmen und sich auf solche dubiosen Quellen stützten. | |
| Ich habe in meinem Buch jemanden zitiert, der das Wort „Judeo-Nazis“ | |
| benutzt hat – den orthodoxen Philosophen Jeschajahu Leibowitz, einer der | |
| berühmtesten Israelis, die je gelebt haben, der zu seinen Lebzeiten in | |
| Israel eine ganze Generation von Wehrdienstverweigerern inspiriert hat. Und | |
| israelische Politiker sprechen selbst von Lagern, wenn es um die | |
| Kasernierung afrikanischer Flüchtlinge in der Wüste geht. Juden sind | |
| normale Leute. Sie können auch rassistisch und rechtsextrem sein. | |
| Das ist die Realität. Dieses Land und sein Umgang mit seiner Geschichte | |
| aber kommen mir bizarr vor. Ich habe noch nirgendwo ein intellektuell so | |
| rückständiges Umfeld erlebt wie hier. | |
| Sie wollten am 9. November, dem Jahrestag der Pogromnacht von 1938, in der | |
| Berliner Volksbühne für einen Boykott Israels werben. War das eine gezielte | |
| Provokation? | |
| Nein. Ich betrachte aber auch keinen Tag in meinem Kalender als heilig. Und | |
| es empört mich, wenn der Holocaust benutzt wird, um Kritik an Israel zu | |
| unterbinden – und dass sich die Kinder und Enkelkinder der Täter anmaßen, | |
| Juden wie mich oder David Sheen als Antisemiten zu bezeichnen. | |
| 13 Nov 2014 | |
| ## AUTOREN | |
| Daniel Bax | |
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