| # taz.de -- Carsten Knobloch über seinen Technikblog: „Eine große Schweiner… | |
| > Der Computerexperte Carsten Knobloch betreibt seit zehn Jahren „Caschys | |
| > Blog“. Wenn die großen Websites seine Recherchen klauen, ärgert er sich | |
| > wahnsinnig. | |
| Bild: Kennt immer den heißesten Scheiß und lässt Millionen daran teilhaben: … | |
| taz: Herr Knobloch, wieso betreiben Sie einen Technikblog unter der Adresse | |
| stadt-bremerhaven.de? | |
| Carsten Knobloch: Eigentlich war die Idee, einen privaten Blog zu starten. | |
| Die Domain war frei und ich schlug zu. In der Nachbetrachtung ein | |
| Geburtsfehler. Das mit der Technik als Inhalt kam erst später, ich hatte | |
| zwar einen Technik-affinen Beruf, bin gelernter Informations- und | |
| Telekommunikationssystemelektroniker und habe dann jahrelang bei einem | |
| PC-Spezialisten und später bei einer großen Elektrokette gearbeitet. | |
| Und wieso nennen Sie sich Caschy? | |
| Ach, das ist noch aus der Kindheit mein Spitzname. Aus Carsten konnte man | |
| sonst nicht wirklich was ableiten. Aus Dietmar wurde bei uns der Diddi, aus | |
| Jens der Jenni. Bei Carsten gibt es sowas nicht. Wann das mit Caschy anfing | |
| weiß ich gar nicht mehr, so lange ist das schon her. | |
| Was sollte man eigentlich auf dem Blog sehen? | |
| Ganz viel unwichtigen Kram, der mir so eingefallen ist. Irgendwann hab ich | |
| dann angefangen, meine eigenen technischen Gelüste auszulagern. | |
| Sie waren lange Verkäufer bei einer Elektrokette. Kann man Ihren Blog als | |
| erweiterte Hilfe verstehen? | |
| Auf keinen Fall! Mit dem typischen Support-Suchenden wollte ich in meiner | |
| Freizeit ja nichts zu tun haben. Die Kunden sind extrem nervig. Nicht nur | |
| im Elektronikverkauf, sondern überall. Es wäre jetzt typisch deutsch, zu | |
| sagen ’es ist typisch deutsch‘, aber die Kunden sind schon oft sehr | |
| unfreundlich. In meinen Arbeitsjahren habe ich gelernt, zurückzustecken. | |
| Ich musste mir viele, viele Jahre diesen Scheiß selber anhören. Der Kunde | |
| ist nie schuld, immer liegt es am Gerät, der Software oder sonstigem. Das | |
| darf dann der Verkäufer ausbaden. Wer selbst im Verkauf gearbeitet hat, | |
| kennt das, und beweist oftmals mehr Geduld bei Supportfällen. | |
| Zwar bleiben beim Bloggen die nervigen Kunden aus, aber weniger Arbeit ist | |
| es nicht, oder? | |
| Ich bestücke den Blog so zwölf bis 14 Stunden am Tag – mindestens. | |
| Was machen Sie denn noch außer schlafen und essen? | |
| Nicht viel – bloggen! Kein Witz. Ich gönne mir mittlerweile einen freien | |
| Tag in der Woche, meistens Samstags. Da schreibt dann mein Co-Autor, der | |
| auch einen freien Tag in der Woche hat. Eigentlich sind wir schon zu viert, | |
| aber die beiden anderen sind noch berufstätig. Die machen das nur abends | |
| nebenbei. Aber in Vollzeit sitzen wir da zu zweit dran. | |
| Kann man davon leben? | |
| Sonst würde ich es in dieser Form nicht machen können. | |
| Woher bekommen Sie Geld? Sind Artikel gesponsert? | |
| Nein. Auf keinen Fall. Es gibt bei uns keine „sponsored posts“ um unsere | |
| Meinung zu einem Produkt zu erkaufen. Wir haben einen Vermarkter, der lässt | |
| Anzeigen schalten, in der Sidebar oder als Banner. Der sorgt für | |
| Werbepartner, aber nicht in den Beiträgen. Der Content, also der | |
| Artikelinhalt, ist werbefrei und das trennen wir auch ganz klar. | |
| Wie viel verdient man als Blogger im Monat? | |
| Das kann man gar nicht pauschal sagen, das wäre schön wenn ich heute | |
| wüsste, was ich nächsten Monat verdiene. Dann könnte ich mal planen – was | |
| ich jetzt grade nicht kann. Wenn gar keine Buchung reinkommt, wie im Sommer | |
| manchmal, dann verdiene ich auch kein Geld. Aber es reicht, um für meinen | |
| Co-Autor und mich zu sorgen. | |
| Mussten Sie schon mal das Konto überziehen, weil es überhaupt nicht lief? | |
| Nein. Ich bin ein sehr sparsamer Mensch. Ich geb’ kaum Geld für | |
| Schnickschnack aus, ich lege immer alles auf die hohe Kante. Ich leg’ immer | |
| so viel Geld zurück, dass ich meinen Co-Autor ein bis zwei Jahre im Voraus | |
| bezahlen könnte. Er muss sich ja auf mich verlassen. Das ist ein | |
| Versprechen an ihn, immerhin sind wir Freunde. Und ich trage ja auch für | |
| seine Familie eine Verantwortung – genau wie für meine. | |
| Zeitweise hatten Sie mehr als zwei Millionen Seitenaufrufe. Auch Kollegen | |
| von den klassischen, kommerziellen Webseiten bedienen sich bei Ihnen. Ehrt | |
| oder ärgert Sie das? | |
| Das finde ich eine große Schweinerei. Das ärgert jeden Blogger und wer | |
| etwas anderes erzählt, der lügt. Ich mache mir da stundenlang Arbeit und | |
| recherchiere – kennen Sie ja bestimmt – und dann hat man etwas ausgegraben, | |
| was man wirklich exklusiv hat. Dann kommt Arschlochmedium A und schreibt | |
| das einfach ab, ohne eine Quelle zu nennen, zu verlinken. Da ärgert man | |
| sich doch tierisch. | |
| Wie reagieren Sie darauf? | |
| In den sozialen Netzwerken beschwere ich mich gelegentlich. Das Problem | |
| sind weniger die Redakteure: Bei Chip.de gilt zum Beispiel, so erzählten es | |
| mir mittlerweile drei Menschen, die dort mal gearbeitet haben, dass externe | |
| Quellen, gerade deutsche, nur im Notfall zu verlinken sind. Da können dann | |
| die Redakteure nichts dran ändern. Mich ärgert das natürlich trotzdem. Das | |
| ist für mich das Schlimmste, was es gibt. | |
| Auf Ihrem Blog gibt es Produkttests. Wofür haben Sie sich entschieden? | |
| Für alles. Aber hauptsächlich arbeite ich mit einem Mac. Als Privatmensch | |
| hab ich den Mac, das Macbook, ein iPhone. Die ganze Palette. Für meine | |
| Berichterstattung hab ich natürlich auch Android und Windows und was es | |
| sonst noch gibt. Wenn ich verreise, hab ich immer mein iPhone und ein | |
| Android-Gerät dabei. | |
| Wo bekommen Sie denn die ganzen Geräte her? Alle selbst gekauft oder von | |
| den Herstellern bekommen? | |
| Die meisten habe ich gekauft. Die Smartphones, die ich von den Herstellern | |
| zugeschickt bekomme, muss ich nach zwei bis vier Wochen wieder | |
| zurückschicken. Behalten darf man die nicht. Aber ich verkaufe auch oft | |
| meine alten Handys, um neue kaufen zu können. Das passt dann. | |
| Von einem Technik-Blogger hätte ich weniger Mainstream erwartet. Eher Linux | |
| als Mac. | |
| Weniger Freak als gedacht, was? | |
| Sind die Smartphones wenigstens geflasht, also mit modifizierten | |
| Betriebssystemen? | |
| Nö. Bei Android fummel ich gerne mal rum, aber mein iPhone muss einfach | |
| laufen. Wenigstens eins sollte funktionieren. Ist ja auch mit den | |
| Herstellerupdates so eine Sache: Wenn ich was verändert habe, kommen die | |
| offiziellen Updates nicht an, was dann meiner Berichterstattung schaden | |
| kann. | |
| Was gäbe es denn für Sie für Gründe, ein Handy anders zu bespielen als mit | |
| der Herstellersoftware? | |
| Wenn das Smartphone vom Hersteller nicht mehr mit Updates versorgt wird, | |
| dann würde ich zu einem Alternativsystem greifen, sofern nötig. Oder eben, | |
| um für meine Berichterstattung Alternativen vorzustellen. | |
| Mein Vertrag läuft bald aus – welches Smartphone würden Sie mir empfehlen? | |
| Oh, das ist schwierig. Viele Leute wollen Empfehlungen, aber da halte ich | |
| mich gerne zurück. Ich weiß ja gar nicht, was Sie oder andere, die fragen, | |
| für Ansprüche haben, wie viel Sie ausgeben wollen und so weiter. | |
| Sagen wir, ich würde bis 400 Euro gehen. | |
| Haben Sie Hemmung bei irgendwelchen Herstellern oder Bildschirmdiagonalen? | |
| Ich bin da ganz frei von Vorurteilen. Es muss laufen. | |
| Dann warten Sie noch ein paar Wochen und schauen sich mal das Moto X der | |
| zweiten Generation an. Das ist momentan mein Favorit – neben meinem iPhone. | |
| Bei Android-Geräten hat man ja oft nach zwei Monaten einen netten | |
| Preisverfall. | |
| 14 Nov 2014 | |
| ## AUTOREN | |
| Frida Kammerer | |
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