| # taz.de -- Unterbringung von Flüchtlingen: Milliardenhilfe für Kommunen | |
| > Bund und Länder einigen sich im Streit über die Kosten für Flüchtlinge. | |
| > Kommunen erhalten Hilfe. Berlin nimmt vorerst keine weiteren Flüchtlinge | |
| > auf. | |
| Bild: Tetris: Neue Unterkünfte werden in Berlin nicht schnell genug gebaut. | |
| BERLIN dpa/rtr/taz | Bund und Länder haben ihren Streit um die Kosten für | |
| die Versorgung von Flüchtlingen in letzter Minute beigelegt. Der Bund will | |
| Ländern und Kommunen 2015 und 2016 jeweils bis zu 500 Millionen Euro | |
| bereitstellen – als Entlastung für steigende Kosten für Aufnahme, | |
| Unterbringung und Versorgung von Flüchtlingen. Gezahlt werde dies über | |
| einen Festbetrag an der Umsatzsteuer, heißt es in dem der | |
| Nachrichtenagentur reuters vorliegenden Papier. Die Länder sollen die | |
| Hälfte der Summe innerhalb von 20 Jahren zurückzahlen. | |
| Im Gegenzug stimmte der Bundesrat am Freitag dem | |
| Asylbewerberleistungsgesetz und dem EU-Freizügigkeitsgesetz zu. Mit dem | |
| Asylbewerberleistungsgesetz wird die Höhe der Leistungen für die | |
| Betroffenen künftig ähnlich wie bei Hartz IV ermittelt. | |
| Das Bundesverfassungsgericht hatte die Leistungen 2012 als unvereinbar mit | |
| dem Grundrecht auf ein menschenwürdiges Existenzminimum erklärt. Mit der | |
| Änderung des Freizügigkeitsgesetzes sollen Betrugsfälle im Bereich | |
| Schwarzarbeit und illegaler Beschäftigung sowie beim Bezug von Kindergeld | |
| innerhalb der EU verhindert werden. | |
| Durch die Vereinbarung wurden die rot-grün regierten Länder ins Boot | |
| geholt, ohne die Union und SPD im Bundesrat keine Mehrheit haben. | |
| Andernfalls hätte die Anrufung des Vermittlungsausschusses oder gar ein | |
| Scheitern der Gesetze gedroht. Über eine höhere Beteiligung des Bundes an | |
| den Flüchtlingskosten war seit Wochen hinter den Kulissen beraten worden. | |
| Die Asylbewerberzahlen sind in diesem Jahr drastisch gestiegen und werden | |
| am Jahresende wohl über 200.000 erreichen. | |
| ## Berlin macht dicht | |
| Unterdessen wird Berlin noch bis mindestens Dienstag nächster Woche keine | |
| weiteren Asylbewerber aufnehmen. Das sagte Franz Allert, Präsident des | |
| Landesamtes für Gesundheit und Soziales, am Freitag dem RBB. Die Hauptstadt | |
| bleibe damit weiter von der bundesweiten Verteilung der Flüchtlinge | |
| ausgenommen. In Berlin sind seit vergangenen Freitag keine neuen | |
| Flüchtlinge mehr in Heimen aufgenommen worden – wegen ansteckender | |
| Krankheiten. Eine weitere Verlängerung des Aufnahmestopps sei nicht | |
| ausgeschlossen. | |
| In den fünf Erstaufnahme- und einer Gemeinschaftseinrichtung des Landes | |
| seien Masern und Windpocken ausgebrochen, dort dürften keine Menschen mehr | |
| aufgenommen werden und keine die Einrichtungen verlassen, so Allert. Die | |
| anderen der insgesamt 48 Heime seien schlicht voll, sagte Karen Busch, | |
| Personalrätin im Landesamt. Bereits Anfang September musste die zentrale | |
| Anlaufstelle für Flüchtlinge wegen Überfüllung für mehrere Tage geschlossen | |
| werden. | |
| ## Landesamt kaum mehr arbeitsfähig | |
| Aufgrund des aktuellen Stopps seien im November rund 250 Flüchtlinge | |
| weniger im Vergleich zum Oktober diesen Jahres in Heimen untergebracht | |
| worden, so Allert. Die Menschen bekämen Gutscheine für Hostels und | |
| Pensionen und müssten sich selbst einen Schlafplatz suchen. Flüchtlinge, | |
| die derzeit nach Berlin kämen, würden nicht in die Obdachlosigkeit | |
| entlassen, betonte Sozialsenator Mario Czaja (CDU). „Wir verteilen die | |
| Asylbewerber auf die anderen Bundesländer.“ | |
| Im Sozialausschuss des Berliner Abgeordnetenhauses hatten bereits am | |
| Mittwoch Mitarbeiter über Personalprobleme berichtet. Die Beschäftigten | |
| seien angesichts der ständig steigenden Flüchtlingszahlen kaum mehr | |
| arbeitsfähig. 12-Stunden-Tage seien keine Ausnahme, Pausen würden nicht | |
| gemacht. Ein Mitarbeiter müsse am Tag bis zu 50 Fälle bearbeiten. Die | |
| Arbeitsverdichtung sei um 450 Prozent seit 2011 gewachsen, das zusätzliche | |
| Personal aber nur um 155 Prozent. | |
| 28 Nov 2014 | |
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