# taz.de -- Kommentar Frankreichs UMP: Sarkozy genügt sich als Programm | |
> Der Ex-Präsident will es nochmal wissen: Nicolas Sarkozy tritt zur Wahl | |
> um den Vorsitz der UMP an. Doch das Amt wäre nur ein Etappensieg. | |
Bild: Er ist wieder da. O mon dieu. | |
Es ist die Geschichte vom Brandstifter, der als Feuerwehrmann auftritt: | |
Nicolas Sarkozy bewirbt sich als selbsternannter „Retter“ [1][um den | |
Vorsitz einer Partei], die er selber ins Schlamassel gebracht hat. An der | |
tiefen Krise der UMP sind weniger die Wahlniederlagen ab 2007 bis hin zum | |
Misserfolg von 2012 schuld, sondern vor allem die von Finanzaffären, für | |
die Sarkozy mit seiner „Folie des grandeurs“ bei den Ausgaben für seine | |
Kampagne eine persönliche Verantwortung trägt. | |
Die Mogeleien bei der Wahlfinanzierung haben seine eigene Partei, und | |
darüber hinaus die Idee fairer Wahlen überhaupt, in Frankreich | |
diskreditiert. Doch Einsicht oder gar Reue darf von einem solchen nach | |
Macht und Anerkennung strebenden Politiker wie Sarkozy nicht erwartet | |
werden. Er profitiert im Gegenteil ohne zu zögern von den | |
Führungsstreitigkeiten und vom Vakuum, das er an der Spitze der UMP bei | |
seinem schmollenden Abgang 2012 hinterlassen hat. | |
Da war es nur logisch, dass Sarkozy in seiner Wahlkampagne für den | |
Parteivorsitz auf seine beiden besten Verbündeten setzt: die Nostalgie und | |
den Durst nach Revanche. Am meisten applaudiert wurde er bei der | |
Ankündigung, er werde alle Änderungen und Reformen der jetzt (noch) | |
regierenden Linken wieder rückgängig machen. Vergeblich sucht man in seiner | |
Kampagne neue Ideen. Die brauchte er gar nicht, um diese Ausscheidung gegen | |
zwei zweitklassige Gegner zu gewinnen. Er selber und seine Lust auf das | |
Comeback müssen als Programm genügen. Es ist ja ohnehin bloß ein | |
Etappensieg. | |
Die Rolle des Oppositionschefs, die er ursprünglich als unter seiner Würde | |
betrachtete, dient ihm als Sprungbrett, um erneut Staatspräsident zu | |
werden. Wenn die Rechnung aufgeht und auch die Nation es ihm 2017 abkauft, | |
dass sie ihn trotz allem als Retter in der Not benötigt. | |
Da er als Ex-Präsident an den heutigen Problemen Frankreichs doch eine | |
nicht geringe Verantwortung trägt, braucht es schon eine bodenlose | |
Frechheit oder zumindest eine gehörige Portion Unverfrorenheit, um sich so | |
auf die Seite der Unbeteiligten zu stellen. An beidem hat es Sarkozy nie | |
gemangelt. Wahrscheinlich gefällt gerade das seinen Fans. Der nette | |
Hollande dagegen muss ihnen mit seinem naiven Versuch, aufrichtig zu | |
bleiben, zu langweilig vorkommen. | |
28 Nov 2014 | |
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## AUTOREN | |
Rudolf Balmer | |
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