# taz.de -- Sarkozy zum UMP-Chef gewählt: Er ist wieder da | |
> Nicolas Sarkozy ist zurück. Seine Partei hat ihn zum Vorsitzenden gewählt | |
> – mit einem ernüchternden Ergebnis. Jetzt strebt er erneut an die | |
> Staatsspitze. | |
Bild: Man hatte ihn fast vergessen: Nicolas Sarkozy will es nochmal wissen. | |
PARIS taz | Bei den meisten Wahlen wäre der Sieger wohl stolz und | |
überglücklich bei einem Resultat von 64,5% der Stimmen. Nicht so Nicolas | |
Sarkozy anlässlich seiner Wahl zum Parteichef der konservativen UMP in | |
Frankreich. Nachdem am Samstagabend die Ergebnisse bekannt gegeben worden | |
waren, verließ er den Sitz an der Rue Vaugirard in Paris, wo sich neben | |
zahlreichen Anhängern auch die Journalisten auch eingefunden hatten, ohne | |
Erklärung für die Medien. | |
Es war diesen und ihrer Fantasie überlassen sich vorzustellen, mit welcher | |
Grimasse er auf das Verdikt der 268.000 UMP-Mitglieder reagiert haben | |
mochte. Für die Fans des früheren Staatspräsidenten, die vor der | |
Parteizentrale Trikoloren schwingen und immer wieder den bekannten | |
Siegesruf nach der Wahlschlacht „On a gagné“ („Wir haben gewonnen“) | |
anstimmen, tun jedoch Prozentanteile überhaupt nichts zur Sache, für sie | |
zählt nur der Sieg. | |
Denn wie erwartet hat Sarkozy auf Anhieb gewonnen. Doch es ist nicht der | |
von ihm erhoffte und benötigte Triumph. Sein Stimmenanteil liegt klar unter | |
seinen eigenen Erwartungen. Mit weniger als zwei Dritteln kann von einem | |
Plebiszit keine Rede sein. Auch Zeitungen wie Les Echos und Le Figaro | |
sprechen darum von einem „enttäuschenden Sieg“. Zudem muss Sarkozy sich an | |
seinen früheren Werten messen lassen. 2004 war er mit 85% als | |
Hoffnungsträger der französischen Rechten an die Spitze der UMP gehievt | |
worden. So unbestritten ist er heute nicht mehr. Fast 30% gaben seinem | |
ehemaligen Landwirtschaftsminister Bruno Le Maire den Vorzug, 6% votierten | |
für den Erzkonservativen Hervé Mariton. | |
Ein Erfolg war die Wahl für die UMP. 57% der eingeschriebenen Mitglieder | |
haben sich beteiligt, und trotz diverser Hackerangriffe verlief laut | |
Beobachtern die elektronische Stimmabgabe korrekt. 2012 hatte es nach einem | |
äußerst knappen Ausgang zwischen Jean-François Copé und François Fillon | |
einen zermürbenden Streit er Betrug und Manipulationen gegeben. | |
## Eigentlicher Gewinner | |
Mit seiner mehr als ehrenvollen Niederlage wird Le Maire heute sogar als | |
eigentlicher Gewinner bezeichnet. Er ist die große Überraschung dieser | |
Parteiwahlen. Mit ihm und seinen Ideen müsse Sarkozy in Zukunft intern | |
rechnen, heißt es. Le Maire hatte noch vor der Wahl gesagt, er werde zwar | |
mit dem zukünftigen UMP-Chef zusammenarbeiten, wolle aber keinen Posten in | |
der neuen Parteileitung. Mit insgesamt 36% haben die Sarkozy-Gegner intern | |
ein nicht zu unterschätzendes Gewicht. Aus dem Hauptquartier von Le Maire | |
wurde denn auch bereits gewarnt, diese Wahl sei „kein Blankoscheck für | |
Sarkozy“. Dieser sei als Vorsitzender legitim, könne sich aber nicht | |
„Vollmachten“ beanspruchen. | |
Sarkozy hatte in seiner Kampagne angekündigt, er wolle die Partei völlig | |
umkrempeln, den Namen ändern und wenn möglich das bürgerliche Zentrum | |
(UDI-Modem) und andere kleinere Parteien integrieren, um so bei den | |
Präsidentschaftswahlen von 2017 wieder an die Macht zu kommen. Ist „Sarkozy | |
II.“ so anders, neu und „besser“, wie er das selber angekündigt hatte? M… | |
seiner Kampagne hat er das Gegenteil belegt. Er ist noch genauso impulsiv, | |
wechselhaft und oft demagogisch wie „Sarkozy I.“. Der relativ bescheidene | |
Sieg muss ihm darum als Denkzettel vorkommen. | |
Mit seiner Wahl zum UMP-Parteichef wollte sich Sarkozy seinen Platz als | |
(unbestrittener und unanfechtbarer) Kandidat der Konservativen für 2017 | |
reservieren. Das ist ihm misslungen. Laut Umfragen betrachtet ihn zwar eine | |
knappe Mehrheit der UMP-Sympathisanten als besten Bewerber, bei den | |
Franzosen und Französinnen insgesamt heißt der Favorit aber Alain Juppé. | |
Dieser gratuliert Sarkozy und wünschte ihm viel Glück in der Parteiführung | |
bei der „Erneuerung“ – mit dem Wahlmotto von Bruno Le Maire! Es ist klar, | |
dass die eigentlichen internen Auseinandersetzungen in der UMP erst | |
beginnen. | |
30 Nov 2014 | |
## AUTOREN | |
Rudolf Balmer | |
## TAGS | |
Frankreich | |
Nicolas Sarkozy | |
UMP | |
Francois Hollande | |
Konservative | |
UMP | |
UMP | |
Frankreich | |
Frankreich | |
## ARTIKEL ZUM THEMA | |
Kommentar Frankreichs UMP: Sarkozy genügt sich als Programm | |
Der Ex-Präsident will es nochmal wissen: Nicolas Sarkozy tritt zur Wahl um | |
den Vorsitz der UMP an. Doch das Amt wäre nur ein Etappensieg. | |
Frankreichs UMP wählt neuen Parteichef: Ein echter Neuanfang ist möglich | |
Der Außenseiter Bruno Le Maire ärgert den Favoriten Nicolas Sarkozy nach | |
Kräften. Das zeigt: Politik kann mehr sein als bloße Show. | |
Sarkozy-Äußerung gegen Homo-Ehe: „Homophobes Coming Out" | |
Frankreichs konservativer Ex-Präsident hatte sich dafür ausgesprochen, die | |
Homo-Ehe wieder abzuschaffen. Das trifft auch in eigenen Reihen auf | |
Unverständnis. | |
Staatsaffäre in Frankreich: „Infames Märchen“ | |
Expremier Fillon plauderte, um das Comeback von Nicolas Sarkozy zu | |
sabotieren. Das ist vorerst gescheitert. Aber die Affäre gedeiht prächtig. |