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# taz.de -- Letzter Teil der „Hobbit“-Verfilmung: Die Zwerge kommen ganz gr…
> „Die Schlacht der fünf Heere“ bietet jede Menge Kloppe in 3-D. Dabei
> wechseln die Allianzen – je nachdem, welchen Feind es gerade zu bekämpfen
> gilt.
Bild: Wacht über sein Gold: Zwergenkönig Thorin Eichenschild.
Fliegeralarm! Für die Menschen der Stadt Esgaroth besteht reichlich Grund
zur Sorge. Ihr Nachbar, der Drache Smaug vom Berg Erebor, hat sehr
schlechte Laune, und die lässt er an den Einwohnern der Seestadt aus. Wie
ein Bomber im Tiefflug zieht er über die Dächer, die bald lichterloh
brennen, während die Leute verzweifelt ins Wasser springen oder mit Booten
das Weite suchen.
Allein der wackere Bürger Bard zeigt sich wehrhaft und bekämpft den
geflügelten Feuerspucker Aug in Aug mit einem schwarzen Stahlpfeil vom
Kirchturm aus. Es ist eine der spektakulärsten Szenen des Films, ein großer
Auftakt dieser Leistungsschau an Computer-Effekten, die ihre Wirkung selten
verfehlen.
So weit erfüllt „Die Schlacht der fünf Heere“, der letzte Teil der
[1][„Hobbit“-Verfilmung Peter Jacksons], erst einmal alle Erwartungen in
Sachen Schaulust: Schwertklingen scheinen bis in die ersten Sitzreihen
hinein aus der Leinwand zu ragen, Elbenfürsten reiten auf hirschartigen
Lebewesen mit so ausladendem Geweih einher, dass man unvermittelt den Kopf
einziehen möchte. Von den zahllosen Ungetümen, die einem fast auf den Leib
rücken, ganz zu schweigen.
Dafür spielt der Hobbit, also Bilbo Beutlin, der titelgebende Vertreter
dieser Spezies mit den stark behaarten knorrigen Füßen, diesmal
ausnahmsweise nicht die Hauptrolle. Vielleicht war es Bilbo-Darsteller
Martin Freeman auch einfach leid, ständig mit diesen unpraktischen
Fußattrappen herumstapfen zu müssen. Stattdessen hat Richard Armitage als
Zwergenkönig Thorin Eichenschild einen umso wichtigeren Auftritt.
## Verführerisches Gold
Mit dieser Verschiebung kommt zugleich ein wenig Ambivalenz in den Plot.
Bildeten Thorin und seine Zwergenvasallen für den größten Teil des
Abenteuers noch eine Gemeinschaft mit Bilbo und Gandalf, dem Zauberer,
führt jetzt die Frage des rechtmäßigen Besitzes am Goldschatz, den sich der
Drache von den Zwergen gekrallt hatte, zum ernsthaften Zerwürfnis.
Misstrauischer als Dagobert Duck in seinem Geldspeicher streift Thorin mit
paranoidem Blick durch die mächtigen Felshallen des Zwergenreichs, dessen
Boden mit einem ansehnlichen Mittelgebirge aus Goldmünzen bedeckt ist. Und
dann ist auch noch der Arkenstein, das Kronjuwel der Zwerge, spurlos
verschwunden.
Den blau leuchtenden Edelstein haben ausgerechnet die Menschen plötzlich in
ihrem Besitz, um damit ordentlich Druck auf die Zwerge zu machen – im
Verbund mit den Elben, die ihrerseits Anspruch auf einen Teil des
wertvollen Geschmeides stellen, das im Berg lagert.
Diese Episode, in der die zuvor bestehende Allianz zwischen den Völkern auf
eine harte Probe gestellt wird, zählt zu den aufgeblähteren Elementen der
Romanvorlage. Genauso wie bei der unmittelbar folgenden großen
Entscheidungsschlacht der Elben, Menschen, Zwerge und Adler gegen die
andrängenden Orks wählte Jackson für das Drehbuch einige wenige Seiten aus
dem ohnehin schon übersichtlichen Rest des Buchs und erklärte sie zu
zentralen Bestandteilen der Handlung.
## Geeint durch den Feind
Der Konflikt, der erzählt wird, besteht zwischen Finanzinteressen
einerseits und globalpolitischen Konstellationen in Mittelerde
andererseits. Denn die – sich an Fragen der Umverteilung des Reichtums
entzündende – Zwietracht zwischen den Zwergen und dem Rest der Nicht-Orks
dauert gerade einmal so lange an, bis die unansehnlichen Orks mit ihrer
ganz eigenen geostrategischen Agenda herannahen: Sie wollen alle anderen
Völker plattmachen, um die Macht ihres dunklen Fürsten Sauron auszudehnen.
So kommt es zum erneuten Zweckbündnis gegen einen gemeinsamen Feind, wie es
in der Politik halt so läuft.
Für das Geschehen dieser Schlacht wählte J. R. R. Tolkien noch die diskrete
Vogelperspektive, um seinem Anspruch, ein kinderfreundliches Buch zu
schreiben, gerecht zu werden. Jackson hingegen bleibt seinen Anfängen im
Trash-Horror insofern treu, als er die Szenen des Gemetzels gern aus
nächster Nähe schildert.
Kunstblut kommt dabei nur begrenzt zum Einsatz, dafür verliert der eine
oder andere Ork gewaltsam seinen Kopf – ohne dass Körpersäfte fließen
würden. Vermutlich hat Jackson es mit dieser halbexpliziten Lösung so
gerade noch einmal geschafft, die Bedingungen für die Freigabe ab 12 Jahren
zu erfüllen.
## Ausladende Kampfhandlungen
Damit der unstete Thorin als Figur am Ende wieder vollständig rehabilitiert
ist, fügt Jackson einen strapaziösen Zweikampf zwischen dem Zwerg und dem
Ober-Ork ein, der als grandioser Showdown auf einem gefrorenen Wasserfall
inszeniert wird.
Im Roman ist es aber Beorn, der Pelzwechsler, ein Wesen zwischen Mensch und
Bär, der den Kampf gegen die Orks in Gestalt eines Riesenraubtiers
entscheidet. Thorin ist da schon längst seinen Verletzungen im Gefecht
erlegen. Eine im Grunde speziesistische Entscheidung Jacksons, dem es wohl
nicht ins dramaturgische Konzept passte, den Sieg von einem wilden
Teilzeitbären davontragen zu lassen.
An diesem – vorübergehenden – Triumph über das Böse angelangt, ist man d…
ausladenden Kampfhandlungen jedoch etwas müde geworden. Auch die sich zart
andeutende multiethnische Liebesgeschichte zwischen der Elbin Tauriel und
dem Zwerg Kili, die nicht nur von den Wirren des Krieges, sondern auch
durch Vorbehalte seitens der männlichen Elben verhindert wird, sorgt als
dramatische Nebenhandlung mehr für unnötigen Kitsch als für sinnvolle
Abwechslung. Am Ende ist man froh, wenn Bilbo endlich nach Hause ins
Auenland darf, wo das Gras eben deutlich grüner ist als in der Einöde um
den Berg Erebor.
Und was kommt danach? Peter Jackson soll schon die Befürchtung geäußert
haben, von nun an gehe es mit seiner Karriere bergab. Wer weiß, immerhin
gibt es ja das eine oder andere unverfilmte Buch Tolkiens wie das „Herr der
Ringe“-Prequel „Das Silmarillion“ oder die Erzählung vom unblutigen
Drachenbezwinger „Bauer Giles von Ham“. Für ein gediegenes Alterswerk
sollte da das eine oder andere Skript zu holen sein.
10 Dec 2014
## LINKS
[1] /Tolkien-Verfilmung-Der-Hobbit/!107357/
## AUTOREN
Tim Caspar Boehme
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