| # taz.de -- Jüdische Gemeinde Bremen: Der gelandete Rabbiner | |
| > Netanel Teitelbaum ist nun offiziell Bremens neuer Landesrabbiner. In der | |
| > Stadt vernetzt und am interreligiösen Dialog beteiligt ist er schon | |
| > länger. | |
| Bild: In Bremen und seinem neuen Amt angekommen: Landesrabbiner Netanel Teitelb… | |
| BREMEN taz | Groß vorstellen musste sich Bremens neuer Landesrabbiner | |
| Netanel Teitelbaum seiner Gemeinde nicht. Denn auch wenn er am Montag in | |
| der Synagoge feierlich ins Amt eingeführt wurde, ist er bereits seit fast | |
| fünf Jahren als Rabbiner in Bremen. Allerdings einer, bei dem man laut | |
| Gemeindevorstand Elvira Noa nie so ganz genau gewusst habe, wo er gerade | |
| stecke. Teitelbaum war bislang zwischen dem israelischen Haifa und Bremen | |
| gependelt. Im Herbst ist der 39-Jährige mit seiner Familie nach Bremen | |
| gezogen. | |
| Ob es dazu kommen würde, war lange unklar. Entsprechend froh zeigte sich | |
| Noa, dass es der Gemeinde gelungen ist, aus dem „fliegenden Rabbiner“ einen | |
| festen zu machen. Das sei auch ein wichtiges Symbol nach Außen. Denn obwohl | |
| Rabbiner eigentlich für die inneren Belange der Gemeinde zuständig sind, | |
| ist Teitelbaum in der Stadt präsent. | |
| “Ein Rabbiner mit Gewicht“, sagte Bürgermeister Jens Böhrnsen (SPD) auf d… | |
| Festakt. Er musste sich keine Sorgen machen, dass der gut gelaunte | |
| Teitelbaum die Anspielung auf seinen Leibesumfang persönlich nehmen würde. | |
| Die beiden kennen sich schon lange. Teitelbaum sei oft im Rathaus zu Gast | |
| und nehme hier insbesondere Gelegenheiten zum interreligiösen Dialog wahr, | |
| so Böhrnsen. | |
| Teitelbaum gehörte 2003 zu den Begründern der Orthodoxen Rabbinerkonferenz | |
| Deutschland (ORD) und pflegte auch hier schon den Dialog mit anderen | |
| Religionsgemeinschaften. Besondere Aufmerksamkeit erregte der Besuch von | |
| Papst Benedikt XVI, den Teitelbaum 2005 in der Kölner Synagoge empfangen | |
| hatte. | |
| Die Hauptaufgabe der ORD ist allerdings die Pflege jüdischer Traditionen im | |
| Inneren und die Einbeziehung jüdischer Zuwanderer aus den ehemaligen | |
| GUS-Staaten, die auch in Bremen den Großteil der etwa 1.000 | |
| Gemeindemitglieder stellen. Vor der Einwanderungswelle in den 1990er-Jahren | |
| hatte die Gemeinde Schwierigkeiten, die notwendigen zehn Teilnehmer für die | |
| Gottesdienste zu finden. | |
| Viele der Zuwanderer seien nicht besonders religiös, sagte Noa und umriss | |
| damit Teitelbaums anstehende Aufgabe: „Das Judentum in Deutschland wieder | |
| mit aufzubauen.“ Sie sprach von „Stolpersteinen“ auf dem Weg des Rabbiner… | |
| allerdings „solche des Lebens“. Eine Metapher, die über den Bezug zu den | |
| Denkmal-Steinen für NS-Opfer dennoch die Erinnerung an den Holocaust | |
| einschließt. Sie hoffe, dass es Teitelbaum gelänge, etwas von der | |
| Normalität jüdischen Lebens aus Israel mitzubringen. | |
| Der neue Rabbiner gab sich bescheiden und sprach kaum von diesen Aufgaben. | |
| In seiner Andacht erinnerte er an den Regenbogen als Zeichen des Bundes | |
| zwischen Gott und Noach aus der Sintflut-Erzählung. Der sei nur sichtbar, | |
| wenn Sonne und Regen zusammen kämen. | |
| Auch in diesem Sinne ist das Datum der Amtseinführung kein Zufall: Nun | |
| beginnt das Lichtfest Chanukka, das den Triumph des Lichts über die | |
| Dunkelheit feiert. Das wird in Bremen auch im Zeichen des Miteinanders | |
| gefeiert. Im Anschluss an die Amtseinführung machte sich Teitelbaum auf den | |
| Weg ins Rathaus, wo neben dem Bürgermeister auch Vertreter der christlichen | |
| Kirchen und des Islams feierten. | |
| 15 Dec 2014 | |
| ## AUTOREN | |
| Jan-Paul Koopmann | |
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