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# taz.de -- Todesstrafe in Indonesien: Wegen Drogen exekutiert
> Fünf Ausländer und eine Indonesierin wurden in Indonesien wegen
> Drogenvergehen hingerichtet. Brasilien und die Niederlande protestieren
> in Jakarta.
Bild: Abtransport der Leiche eines Exekutierten.
JAKARTA afp | Trotz internationaler Gnadenappelle hat Indonesien fünf
Ausländer und eine Einheimische wegen Drogenvergehen hingerichtet. Die
Verurteilten aus den Niederlanden, Brasilien, Vietnam, Malawi, Nigeria und
Indonesien wurden am Sonntag kurz nach Mitternacht von Exekutionskommandos
erschossen. Aus Protest beriefen die Niederlande ihren Botschafter in
Jakarta vorübergehend ab.
Fünf Hinrichtungen fanden auf der Insel Nusakambangan vor der Südküste der
indonesischen Hauptinsel Java statt, wo sich ein Hochsicherheitsgefängnis
befindet, sagte ein Sprecher der Generalstaatsanwaltschaft, Tony Spontana,
der Nachrichtenagentur AFP. Die Vietnamesin sei im Bezirk Boyolali im
Zentrum von Java hingerichtet worden.
Es waren die ersten Hinrichtungen, die unter dem neuen Staatschef Joko
Widodo vollstreckt wurden, der im Oktober das Amt übernommen hatte. Dieser
hatte zwar Reformen angekündigt, seine Befürwortung der Todesstrafe für die
harschen Anti-Drogen-Gesetze des Landes aber nicht in Frage gestellt. Die
Gnadengesuche der Verurteilten hatte er im vergangenen Monat abgelehnt.
Die brasilianische Präsidentin Dilma Roussef sei „bedrückt und empört“,
weil Indonesien trotz ihrer wiederholten Bemühungen die Todesstrafe gegen
den 53-jährigen Marco Archer Cardoso Moreira vollstreckt habe, erklärte ein
Sprecher Roussefs. „Die Vollstreckung der Todesstrafe, die von der
internationalen Gemeinschaft zunehmend abgelehnt wird, wirkt sich ernsthaft
auf die Beziehungen unserer beiden Länder aus“, erklärte der Sprecher.
## Weitere Hinrichtungen angekündigt
Der niederländische Außenminister Bert Koenders berief den niederländischen
Botschafter in Jakarta vorübergehend ab. Er sei „unglaublich traurig“ über
den Tod der sechs Menschen, erklärte Koenders. „Mein Herz ist bei ihren
Familien, für die dies nun das dramatische Ende von Jahren der Ungewissheit
ist.“
Der niederländische König Willem-Alexander und Ministerpräsident Mark Rutte
hätten mit dem indonesischen Präsident in Kontakt gestanden, erklärte
Koenders. Die Regierung habe „alles in ihrer Macht stehende“ versucht, um
die Hinrichtung des 62-jährigen Niederländers Ang Kiem Soei zu stoppen. Er
war wegen des Betriebs eines riesigen Ecstasy-Labors zum Tode verurteilt
worden. Die anderen wurden alle wegen versuchten Drogenschmuggels in den
Jahren 2000 bis 2011 verurteilt.
Auch die EU-Außenbeauftragte Federica Mogherini hatte versucht, in Jakarta
Druck zu machen. Rupert Abbott von der Menschenrechtsorganisation Amnesty
International sprach von einem „sehr traurigen Tag“. Er forderte die
Regierung auf, weitere geplante Exekutionen zu stoppen. Laut
Behördenangaben sind in dem südostasiatischen Inselstaat insgesamt 20
Hinrichtungen für dieses Jahr geplant. Unter anderen sind eine britische
Großmutter, zwei Australier und ein Franzose zum Tode verurteilt worden.
Indonesien hatte die Vollstreckung der Todesstrafe 2008 ausgesetzt, sie
2013 aber wieder aufgenommen. Im vergangenen Jahr war niemand hingerichtet
worden. Die Verhängung der Todesstrafe für Drogendelikte begründen die
Behörden mit täglich 50 Drogentoten. Rund 4,5 Millionen der insgesamt etwa
250 Millionen Indonesier seien drogenabhängig.
18 Jan 2015
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Indonesien
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