# taz.de -- Tübinger Max-Planck-Institut durchsucht: Verdacht auf Affenquäler… | |
> Wurde bei Versuchen mit Affen am Max-Planck-Institut gegen den Tierschutz | |
> verstoßen? Die Staatsanwaltschaft durchsuchte nun das Forschungsinstitut. | |
Bild: Empörte Tierschützer bei einer Demo in Tübingen im Dezember. | |
TÜBINGEN/MÜNCHEN dpa | Die Staatsanwaltschaft hat nach massiver Kritik an | |
Affenversuchen das Max-Planck-Institut für biologische Kybernetik in | |
Tübingen durchsucht. Es bestehe der Anfangsverdacht, dass es bei Versuchen | |
mit den Affen zu zwei Verstößen gegen das Tierschutzgesetz gekommen sei, | |
teilte die Behörde am Donnerstag mit. Grund dafür seien mehrere | |
Strafanzeigen sowie bisherige Ermittlungen gegen die Forschungseinrichtung, | |
die sich mit Signal- und Informationsverarbeitung im Gehirn beschäftigt. | |
Das Max-Planck-Institut war im September vergangenen Jahres nach einem | |
Fernsehbericht in die Kritik geraten. Es ging um Bilder, die ein | |
Tierschützer mit versteckter Kamera gemacht haben soll. Die Aufnahmen sind | |
erschütternd: Sie zeigen Affen mit Implantaten am Kopf, eines der Tiere hat | |
einen blutverschmierten Kopf, einem anderen läuft Spucke oder Erbrochenes | |
aus dem Mund. | |
Bei der Durchsuchung am Dienstag seien umfangreiche Unterlagen | |
sichergestellt worden, die nun ausgewertet würden, hieß es. Sie sollen | |
Aufschluss über die genauen Versuchsabläufe und die jeweiligen | |
Verantwortlichkeiten geben. Wann erste Ergebnisse vorliegen, sei derzeit | |
noch unklar, erklärte die Anklagebehörde. | |
Die Max-Planck-Gesellschaft mit Sitz in München zeigte sich verwundert über | |
die Durchsuchung. Sämtliche Unterlagen, die die Staatsanwaltschaft verlangt | |
habe, seien bereits offengelegt worden, sagte eine Sprecherin. Auch dem | |
Regierungspräsidium Tübingen seien sämtliche Bilder und Materialien zur | |
Verfügung gestellt worden. „Wir haben da überhaupt nichts zu verbergen“, | |
sagte die Sprecherin. | |
Aufgenommen wurden die Bilder nach Recherchen des RTL-Fernsehmagazins | |
„Stern TV“ von einem Tierschützer, der sich als Pfleger in das Institut in | |
Tübingen eingeschleust hatte. | |
Die Max-Planck-Gesellschaft hatte die Vorwürfe zurückgewiesen, zugleich | |
aber eine bessere Betreuung der Tiere angekündigt. Unter anderem sei | |
freiwillig vereinbart worden, dass vor der Einstellung eines zweiten | |
Tierarztes keine neuen Operationen durchgeführt würden. „Ansonsten läuft | |
der Wissenschaftsbetrieb weiter“, sagte die Sprecherin. Zudem beauftragte | |
die Gesellschaft einen externen Experten mit einer Überprüfung, der jedoch | |
keine Vernachlässigung der Tiere feststellte. | |
Das Regierungspräsidium untersucht die Vorgänge ebenfalls. Die Behörde | |
hatte bereits im Herbst eine Stellungnahme des Instituts angefordert, | |
dessen Antworten derzeit noch ausgewertet werden. Bislang seien dabei keine | |
Verfehlungen nachgewiesen worden, teilte das Regierungspräsidium kürzlich | |
mit. Das Max-Planck-Institut dürfe daher vorerst ohne Einschränkung weiter | |
Tierversuche machen. Allerdings sei das Ergebnis nur ein Zwischenstand, die | |
Überprüfungen dauerten noch an. | |
29 Jan 2015 | |
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