Introduction
Introduction Statistics Contact Development Disclaimer Help
# taz.de -- Oppositionspolitiker in Malaysia: Weggesperrt
> Anwar Ibrahim muss nach einem umstrittenen Verfahren erneut ins
> Gefängnis. Der Grund: angebliche homosexuelle Kontakte zu einem
> Mitarbeiter.
Bild: Menschenrechtler bezeichnen das Verfahren gegen ihn als politisch motivie…
BANGKOK taz | Als der Richter seinen Spruch verkündete, ließ Malaysias
Oppositionsführer seinem Frust freien Lauf: „Ich beharre auf meiner
Unschuld“, rief Anwar Ibrahim. „Für mich ist das Ganze nichts anderes als
das Lügenmärchen einer politischen Verschwörung, um meine Karriere zu
stoppen.“
Mit der Verurteilung Anwars wegen Homosexualität bestätigten die Richter
ein Urteil vom März 2014. Sie sahen es als erwiesen an, dass er im Jahr
2008 sexuelle Kontakte zu einem Mitarbeiter hatte. Auch am Strafmaß von
fünf Jahren Haft hielten sie fest.
Menschenrechtler bezeichnen das Verfahren als politisch motiviert: Human
Rights Watch sprach von einem „Zerrbild an Gerechtigkeit“, während Amnesty
International das Urteil als „erbärmlich“ geißelte.
Malaysias Barisan-National-Koalition ficht das alles nicht an: Die Justiz
sei unabhängig, beteuerte das Büro von Premierminister Najib Razak. „Wir
rufen alle Parteien auf, das juristische Verfahren und das Urteil zu
respektieren“, hieß es in einer Stellungnahme, die derart rasch
veröffentlicht wurde, dass Kritiker mutmaßen, diese sei bereits vorab
verfasst worden.
Noch im Januar 2012 hatte eine niedrigere Instanz Anwar aus Mangel an
Beweisen freigesprochen. Die Regierung hatte gegen diese Entscheidung
Revision eingelegt. Dass der 67-Jährige letztlich doch hinter Gitter
wandert, kommt wenig überraschend. Die Anschuldigungen gegen den
Oppositionspolitiker waren nach den Wahlen vom März 2008 erhoben wurden.
Damals hatte das von Anwar geführte, aus drei Parteien bestehende Bündnis
„Pakatan Rakyat“ (Volksallianz) derart deutliche Gewinne verzeichnet, dass
die jahrzehntelange Zweidrittelmehrheit der Regierungskoalition gebrochen
wurde.
2013 sah es gar so aus, als ob die Opposition die Regierung ablösen würde.
Die fuhr damals das schlechteste Wahlergebnis ihrer Geschichte ein und
konnte sich nur durch Manipulationen an der Macht festhalten. Für Anwar
bedeutet das Urteil ein Déjà-vu: 1998 war er im Streit um den Kurs in der
asiatischen Finanzkrise vom damaligen Regierungschef Mahathir Mohamad aus
seinen Ämtern als Vizepremier und Finanzminister gejagt worden. Damals kam
er zum ersten Mal ins Gefängnis, wegen Amtsmissbrauchs und Homosexualität,
die er stets bestritt. 2004 kam er frei – nachdem die Vorwürfe wegen
Homosexualität fallen gelassen wurden.
10 Feb 2015
## AUTOREN
Nicola Glass
## TAGS
Malaysia
Homosexualität
Malaysia
Sicherheitsgesetz
Opposition
Gnadengesuch
Malaysia
## ARTIKEL ZUM THEMA
Hetze gegen Homosexuelle in Malaysia: Peitschenhiebe für lesbisches Paar
Weil sie miteinander Sex haben wollten, sollen zwei Frauen ausgepeitscht
werden. In Malaysia läuft eine Hetzjagd gegen Homosexuelle.
Kommentar Malaysia: Auf der Verliererseite
Unter dem Deckmantel des Antiterrorkampfes werden die Sicherheitsgesetze
verschärft. Dabei geht es vor allem darum, Kritiker auszuschalten.
Antiterrorgesetz in Malaysia: Neues Gesetz, alte Masche
Malaysia verabschiedet ein neues Antiterrorgesetz. Kritiker fürchten, dass
es sich gegen die Opposition richtet. So lief es schon in der
Vergangenheit.
Oppositionsführer Ibrahim in Malaysia: Gnadengesuch abgewiesen
Anwar Ibrahim wird vorgeworfen, eine schwule Beziehung zu einem ehemaligen
Mitarbeiter gehabt zu haben. Sein Anwalt glaubt an eine „politische
Verschwörung.“
Kommentar Malaysia: Homophobie als politische Waffe
Oppositionsführer Anwar Ibrahim wird wegen angeblicher Homosexualität
verurteilt. Die Opposition tut gut daran, sich nicht geschlagen zu geben.
You are viewing proxied material from taz.de. The copyright of proxied material belongs to its original authors. Any comments or complaints in relation to proxied material should be directed to the original authors of the content concerned. Please see the disclaimer for more details.