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# taz.de -- Judo-EM in Glasgow abgesagt: Den falschen Sponsor erwischt
> Die europäische Judo-Union entzieht Schottland die EM. Der britische
> Verband war eine Kooperation mit der UFC eingegangen.
Bild: Zwei Kämpfer beim Grand Slam der Internationalen Judoföderation (IJF) i…
BERLIN taz | Nicht nur ungewöhnlich, sondern auch sehr kryptisch war die
Meldung, welche die Europäische Judo-Union (EJU) [1][am Samstag auf ihrer
Homepage platzierte]. Man sei zu dem Entschluss gekommen, hieß es, die für
April in Glasgow geplanten Europameisterschaften (9.–12. April) abzusagen,
weil der britische Ausrichter nicht den Ansprüchen des Kontinentalverbands
genüge. „Der britische Judoverband ist auf einen Sponsorendeal eingegangen,
der mit den Werten der EJU nicht vereinbar ist.“ Der europäische Verband
verkündete, man stehe nun in Verhandlungen mit anderen potenziellen
Gastgebern.
Wie der Teufel das Weihwasser mied es die EJU, den Namen des besagten
Sponsors zu nennen. Der britische Judoverband war eine Kooperation mit der
Ultimate Fighting Championship eingegangen, der weltweit größten
Mixed-Martial-Arts-Organisation (MMA). Die zu Deutsch „gemischten
Kampfkünste“ bezeichnen eine recht umstrittene Vollkörperkontaktsportart,
bei der beispielsweise auch Tritte gegen den Kopf erlaubt sind.
Die UFC begründete jüngst ihre Sponsorenrolle damit, Judo zähle zu den
Fundamenten des MMA. David Allen, Vizepräsident des UFC, sagte: „Der
MMA-Sport setzt sich aus einer Vielzahl unterschiedlicher Kampfsportarten
zusammen. Die UFC ist der Ansicht, dass es sowohl wichtig ist, den
MMA-Sport zu bewerben, als auch den unterschiedlichen Kampfsportdisziplinen
beim Wachsen zu helfen. Die Judo-Europameisterschaft wird eine fantastische
Plattform für Fans und Sportler sein, um Weltklassesport in einer
großartigen Stadt zu sehen.“
Auch wenn sich die UFC geschickt als Mentor aller Kampfsportarten zu
inszenieren weiß, stehen gewiss die eigenen Interessen des Verbandes, MMA
weltweit besser zu vermarkten, im Vordergrund.
## Viele Vorbehalte
Die UFC hat international mit vielen Vorbehalten zu kämpfen. Die Bayerische
Landesanstalt für Neue Medien entschied etwa 2010, das damalige DSF dürfe
die UFC-Veranstaltungen nicht mehr im Fernsehen übertragen, weil der Sport
gewaltverherrlichend und menschenverachtend sei. Auch diverse Funktionäre
anderer Kampfsportverbände bewerteten diesen neuen Stilmix als
Grenzüberschreitung und distanzierten sich.
Für die UFC wäre auch angesichts dieses Gegenwindes ein Bündnis mit einer
olympischen Kampfsportart wie Judo bei einer Europameisterschaft durchaus
gewinnbringend. Derweil kann man darüber spekulieren, ob es dem
europäischen Judoverband ausschließlich um den Schutz eigener Werte geht.
Möglicherweise sieht man sich auch in einem Konkurrenzverhältnis zur
aufstrebenden Sportart MMA, deren Anhängerschaft stetig steigt, und damit
auch die eigenen Interessen in Gefahr.
## Juristisches Nachspiel
Der britische Judoverband gibt dennoch die Hoffnung nicht auf, dass die EJU
ihre Entscheidung noch einmal revidieren könnte. Pausenlos, so heißt es in
einem Statement, habe man in den letzten Monaten für diese EM gearbeitet
und befinde sich nun in der Schlussphase der Vorbereitungen. Andrew
Scoular, der Vorsitzende des Verbandes, versichert zudem, man habe nun die
Vereinbarung mit der UFC aufgekündigt und den europäischen Verband gebeten,
noch einmal die Verhandlungen aufzunehmen. Man berate sich mittlerweile
auch mit Rechtsanwälten über die nächsten Schritte. Vermutlich wird über
mögliche Entschädigungsforderungen nachgedacht.
Die Auseinandersetzung zwischen den beiden Kampfsportarten wird also wohl
weitergehen. Sollte es bei der Entscheidung bleiben, die
Europameisterschaft nicht in Schottland auszutragen, wird ein juristische
Nachspiel unvermeidlich sein.
15 Feb 2015
## LINKS
[1] http://www.eju.net/european-judo-championships-glasgow-2015-cancelled-3365
## AUTOREN
Johannes Kopp
## TAGS
Glasgow
Mixed Martial Arts
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Schwerpunkt USA unter Donald Trump
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