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# taz.de -- CDU will Spätis in Berlin einschränken: Volle Pulle Restriktion
> Ein CDU-Abgeordneter möchte den nächtlichen Verkauf von Alkohol
> verbieten. Die Jusos halten das für realitätsfern – und laden ihn zu
> einem Streifzug durch die Nacht.
Bild: Flasche? Leer!
Im Späti ein paar Bierchen kaufen, mit der Flasche in der Hand durch die
Straßen bummeln, im Park sitzen und dann irgendwann clubben gehen – für
viele BerlinerInnen und Touristen ist das der perfekte Einstieg in die
Nacht. Geht es nach Peter Trapp, soll damit bald Schluss sein. Der
CDU-Abgeordnete will den Verkauf von alkoholischen Getränken in Läden für
die Zeit von 22 Uhr bis 5 Uhr komplett verbieten. „Das hätte eine
präventive Wirkung für die Gesundheit, aber auch im Bereich der
Kriminalität. Viele Gewalttaten passieren unter dem Einfluss von Alkohol“,
erklärt Trapp.
Sein Vorstoß ist keine reine Schnapsidee. In Baden-Württemberg gibt es eine
solche Regelung bereits: Seit März 2010 dürfen Tankstellen, Supermärkte und
Kioske im Ländle zwischen 22 Uhr und 5 Uhr keinen Alkohol mehr verkaufen.
Laut einer Studie soll die Zahl jugendlicher Komasäufer danach deutlich
gesunken sein.
Auf einen ähnlichen Effekt hofft Trapp auch in Berlin. Jugendliche würden
geschützt, Feuerwehr und Polizei entlastet, sagt er. „Was in
Baden-Württemberg unter Grün-Rot funktioniert, kann auch unter Rot-Schwarz
in Berlin gut sein.“
Bei der SPD reagiert man auf Trapps Vorstoß zurückhaltend. Im
Koalitionsvertrag haben sich SPD und CDU lediglich darauf verständigt, „ein
Verbot des Verkaufs von Alkohol an Personen unter 18 Jahren [zu] prüfen“.
Er wolle die Prävention stärken, sagt nun der gesundheitspolitische
Sprecher, Thomas Isenberg. Er verweist auch auf bestehende Verbote: Bier,
Wein und Sekt dürfen schon jetzt nur an Jugendliche ab 16 Jahren verkauft
werden, Hochprozentiges nur an Volljährige. „Wir brauchen mehr Personal in
den Bezirken, damit das durchgesetzt werden kann“, sagt Isenberg.
Nichtsdestotrotz will er über Trapps Vorschlag in seiner Fraktion sprechen.
„Alkohol ist die Volksdroge Nummer eins. Über den Umgang damit müssen wir
diskutieren.“
Die Landesdrogenbeauftragte Christine Köhler-Azara hält ein nächtliches
Verkaufsverbot von Alkohol in Läden nicht für notwendig. Die Zahl der mit
einer Alkoholvergiftung eingelieferten Kinder und Jugendlichen in Berlin
sei auch ohne eine solche Regelung deutlich rückläufig, so Köhler-Azara.
Ihr zufolge wurden in den Kliniken 2012 noch 395 schwer betrunkene Kinder
und Jugendliche behandelt. 2013 waren es 270. „Dies ist eine erfreuliche
Entwicklung“, so Köhler-Azara. Ein Verbot würde auch nur begrenzte Erfolge
bringen, wenn man es gegen den Willen der Bevölkerung durchzusetzen
versuche. Solche Regelungen haben „nur Sinn, wenn man sie auch umsetzen und
kontrollieren kann“.
Auch bei der Linkspartei macht sich Trapp mit seinem Vorschlag nicht gerade
beliebt. „Das trägt obrigkeitsstaatliche Züge“, kritisiert der
verbraucherschutzpolitische Sprecher, Klaus Lederer. Ein Verbot würde auch
all jene treffen, denen es um einen „verantwortungsvollen Genuss“ gehe.
„Konsequent weitergedacht, stellt sich die Frage, warum der Alkoholverkauf
nicht gleich komplett verboten wird, wenn hier doch zweifelsohne die
Ursache jedes Exzesses unter Jugendlichen und Erwachsenen liegt“, frotzelt
Lederer.
Die Jusos sind ebenfalls dagegen, dass „der öffentliche Raum mit weiteren
Restriktionen überzogen werden soll“, heißt es in einer Pressemitteilung.
Nicht alles, was konservativen Politikerinnen und Politikern suspekt sei,
müsse gleich verboten werden. Sie laden Peter Trapp zu einem Streifzug
durch das nächtliche Berlin, um ihn „mit den Realitäten der städtische
Feierkultur vertraut zu machen“. Trapp sagt: „Wenn ich Zeit habe, mache ich
da gerne mit.“
17 Feb 2015
## AUTOREN
Antje Lang-Lendorff
## TAGS
Berlin
Alkohol
Späti
CDU
Jugendliche
Touristen
Alkohol
Görlitzer Park
Amsterdam
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