| # taz.de -- Afghanischer Fußball-Nationalcoach: „Ich will für Afghanistan b… | |
| > Slaven Skeledzic erklärt, wie er vom Trainer des FSV Frankfurt zum | |
| > afghanischen Nationalcoach aufgestiegen ist und welche Dimension dieser | |
| > Wechsel hat. | |
| Bild: Freundschaftsspiel zwischen Afghanistan (in rot) und Pakistan in Lahore. | |
| taz: Herr Skeledzic, die letzte Meldung aus dem afghanischen Fußball war | |
| der versuchte Mordanschlag auf den bisherigen Nationaltrainer Yousuf | |
| Kargar, der Anfang Januar lebensgefährlich verletzt wurde. Nun übernehmen | |
| Sie dieses Amt. Hat Ihnen der Job in der Jugendabteilung des Zweitligisten | |
| FSV Frankfurt nicht mehr den nötigen Kick gegeben? | |
| Slaven Skeledzic: Nein, es ist nicht das Abenteuer und auch nicht das Geld, | |
| warum ich nach Afghanistan wechsle, sondern die sportliche Herausforderung. | |
| Es ist ein sehr hoher Posten, der auch eine wahnsinnige Verantwortung mit | |
| sich bringt. Ich darf das Nationalteam von Afghanistan trainieren und kann | |
| die euphorische Aufbruchstimmung, die dort herrscht, mitgestalten. Das | |
| macht mich sehr stolz. | |
| Es herrschen dort kriegsähnliche Zustände, haben Sie keine Angst? | |
| Nein, zumal ich in Deutschland wohnen bleibe. Ich habe keine Angst. Ich | |
| werde zwar für Länderspiele und für die Mitarbeit im Verband immer wieder | |
| nach Kabul reisen, aber dort ist für meine Sicherheit gesorgt. Außerdem | |
| wird vieles auch außerhalb des Landes stattfinden, zum Beispiel gibt es | |
| viele Trainingslager in Dubai und Katar oder sonstwo auf der Welt. | |
| Aus Sicherheitsgründen? | |
| Nein, weil dort absolute Topbedingungen herrschen … | |
| … die es in Afghanistan nicht gibt? | |
| Ich war kürzlich für einige Tage in Kabul, habe mir den Verband angeschaut | |
| und die Leute kennen gelernt. Der Aufenthalt war sehr gastfreundlich und | |
| warmherzig, ich habe mich wohl gefühlt, sonst hätte ich den Vertrag nicht | |
| unterschrieben. Mein erster Eindruck war, dass dort, was den Fußball | |
| angeht, sehr Gutes entsteht. Das Trainingsgelände des Verbands wurde | |
| komplett neu hergerichtet, es tut sich einiges. Man kann dort vieles | |
| bewegen und professionell arbeiten. | |
| Und wie sieht es außerhalb der Fußballplätze aus? | |
| Anders als in Deutschland, klar. Aber um das besser zu beurteilen, kenne | |
| ich das Land noch nicht genug. | |
| Wie ist der Kontakt zustande gekommen? | |
| Ich habe gar nichts gemacht (lacht). Der Verband hat mich von sich aus | |
| kontaktiert und mir schnell signalisiert, dass er mich schon länger | |
| beobachtet und von mir überzeugt ist. | |
| Was sind Ihre Aufgaben als neuer Nationaltrainer Afghanistans? | |
| Viele gute afghanischen Spieler sind auf der ganzen Welt verteilt. Für mich | |
| heißt das, dass ich viel herumreisen werde. | |
| Also reisen Sie erst mal in Hamburger Vororte oder ins niedersächsische | |
| Uphusen, denn viele afghanische Spieler kicken in der vierten und fünften | |
| deutschen Liga? | |
| Entscheidend ist die Qualität. Aber wir müssen die Maßstäbe anheben, auch | |
| was die Spielerauswahl und die Ligazugehörigkeit angeht. Es gibt Spieler, | |
| die höherklassig spielen, aber noch nicht in die Nationalmannschaft | |
| integriert wurden. Das wird auch meine Aufgabe sein, sie für das Land und | |
| für unser Team zu begeistern. | |
| Geht das, ohne selbst das Land zu kennen und dort zu wohnen? | |
| Ich will Afghanistan besser kennen lernen. Ich habe ja einen Trainerstab, | |
| der vor Ort ist und mir auch bei der Betreuung der Spieler hilft, die in | |
| Afghanistan spielen. Ich werde immer informiert sein und mir immer wieder | |
| selbst einen Eindruck verschaffen. Sieben oder acht Spieler können Deutsch, | |
| und unser Kotrainer Ali Lala kann auch ins Deutsche übersetzen. Aber vor | |
| allem geht es doch darum, wie man die Spieler motiviert und sie von den | |
| immer besser werdenden Bedingungen, vom Aufbruch in diesem Land und von | |
| unserer Spielphilosophie überzeugt. | |
| Sie wollen auf dem Platz ein Spektakel veranstalten? | |
| Wir wollen Powerfußball spielen, der auf Pressing und offensives | |
| Kombinationsspiel angelegt ist, aber je nach Gegner auch variieren kann. | |
| Aber bis zum ersten WM-Qualifikationsspiel am 11. Juni gibt es noch viel zu | |
| tun. | |
| Und 2018 fahren Sie mit Afghanistan zur WM? | |
| Es wäre toll, wenn das klappt (lacht). Aber erst einmal wollen wir guten | |
| Fußball spielen und den Sport im Land weiterentwickeln. Und wenn wir | |
| Erfolge feiern, das zeigt der Gewinn des ersten internationalen Titels, der | |
| Südasienmeisterschaft 2013, dann gibt das auch den Menschen in Afghanistan | |
| einen Schub und fördert den gesellschaftlichen Zusammenhalt. | |
| 21 Feb 2015 | |
| ## AUTOREN | |
| Timo Reuter | |
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